WERDER ZWISCHEN STEIGENBERGER UND AKS

Leipzig - (13.02.2020) Nach durchwachsenem Rückrundenstart meint man, der Leipziger Motor würde ein wenig stottern. Bei den Bremern startet er gefühlt überhaupt nicht. Die Partie bietet also einigen Zündstoff. Alles weitere, auf den folgenden Zeilen.


Die Historie, kurz und knackig
Die Geschichte ist schnell erzählt, Leipzig und Bremen haben sich bis jetzt nur in der Bundesliga duelliert, unsere Historie in der höchsten deutschen Spielklasse ist bekanntermaßen kurz. In den vergangenen sieben Partien hatten die Messestädter vier Mal die Nase vorn, zwei Mal konnte Werder Bremen den Kampf für sich entscheiden, einmal endete das Spiel mit einem Remis. Das vergangene Aufeinandertreffen ausgeklammert (Bremen 0:3 Leipzig), gab es noch keinen Auswärtssieg für die jeweilige Gastmannschaft. Die Leipziger sind angeraten, diese Statistik nur zu ihren Gunsten zu verbessern.
Bremen eins auswischen und nicht eine gewischt bekommen.
Bremen, 10% Genie, 90% Wahnsinn
So haben sich die Werderaner die Spielzeit sicher nicht vorgestellt. Vor Saisonbeginn wurde Europa als Ziel ausgerufen. Die bittere Wahrheit nach 21 Spieltagen: Abstiegskampf! Bremen steht auf dem 17. Tabellenplatz, hat mit 25:48 Treffern die schlechteste Tordifferenz und konnte in der laufenden Saison erst vier Siege einfahren. Die Spielzeit für die Bremer begann allerdings auch unglücklich. Gerade im Hinspiel gegen Leipzig fehlte gefühlt die Hälfte der ersten Elf. Unter anderem deshalb standen nach fünf Spieltagen erst 6 Punkte auf dem Konto, danach folgte eine Reihe von fünf Remis in der Liga, allerdings auch gegen Dortmund, Leverkusen und die zu seiner Zeit formstarken Freiburger. Aber auch nach Rückkehr einiger Stammspieler konnten sich Bremen nie so richtig fangen. Anfang Dezember verlor das Team Zuhause gegen Paderborn, danach hatte man das Gefühl, die Luft ist so richtig raus. Es folgte eine 1:6 Klatsche bei den Bayern und eine 0:5 Heimniederlage gegen Mainz 0:5. Im letzten Spiel vor der Winterpause setzte es ein 0:1 gegen Köln. Die Bremer schleppten sich wie ein angeschlagener Boxer es im Ring in seine Ecke tut, in die Winterpause, mit Hoffnung auf Besserung. So richtig glückte das nicht, die ersten vier Spiele der Rückrunde bescherten lediglich drei Punkte. Dass in der Mannschaft so viel Potential steckt, hat sie am vergangenen Dienstag im DFB Pokal bewiesen. Dort gewann man Zuhause mit 3:2 gegen die Borussia aus Dortmund. Bremen nahm von Beginn an den Kampf an, spielte ansehnlichen Fußball und ließ sich auch durch die Anschlusstreffer der Dortmunder nicht beirren. Die Euphorie dieses Sieges konnte Bremen allerdings nicht in die Liga retten, vier Tage später setzte es Zuhause ein 0:2 gegen Union Berlin.
Im Hinspiel war Leipzig zwei Köpfe größer als Werder.
Bei Bremen spricht man nicht mehr nur von einer Formkrise, das Team spielt gegen den Abstieg und momentan sieht es so aus, als würde sie der Strudel immer näher in Richtung zweite Liga ziehen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Neben verletztem Stammpersonal wollen gesetzte Spieler auch nicht so richtig zünden. Sinnbildlich dafür: Rekordeinkauf Davy Klaasen. Er läuft in dieser Saison wie viele andere Akteure seiner Form hinterher. Nachholbedarf besteht offensiv wie defensiv. Deshalb verpflichtete Bremen in der Winterpause drei neue Spieler. Felix Beijmo und Kevin Vogt sollen die Abwehr stärken, für die Offensive ist ein alt Bekannter zurückgekehrt, quasi der verlorene Sohn, Davie Selke. Er kommt aus der Bremer Jugend und lief zwischen 2013-2015 insgesamt 33 mal für die Bremer auf. Nun ist er zurück an der Weser und soll die lahmende Offensive verstärken. Eine fast noch wichtigere Personalie ist allerdings der Trainer, Florian Kohfeldt. Seit 2006 durchlief er mehrere Trainerstation bei den Bremern und übernahm Ende 2017 das Team von Alexander Nouri. Bremen stand zu diesem Zeitpunkt nach zehn Spieltagen auf vorletzten Tabellenplatz. Er rettete das Team in Folge auf den elften Tabellenplatz, in der vergangenen Saison belegte Bremen Rang 8. Kohfeldt ist eine Bremer Identifikationsfigur, um ihn hat sich eine Art Personenhype entwickelt. Das wird ein wichtiger Grund sein, warum er nach wie vor im Amt ist.
Selke muss zuschauen.
Fakt ist: will er das noch länger bleiben, muss zählbares her, so auch Samstag in Leipzig. Dabei steht schon fest, dass Davie Selke nicht auflaufen wird. Er ist nach fünf gelben Karten gesperrt und kann uns somit nicht wieder die Suppe versalzen, wie beim Hinrundenfinale in der Saison 17/18 mit Hertha BSC. Neben ihm fehlen unter anderem Kevin Möhwald, Niclas Füllkrug, Gebre Selassie, Ludwig Augustinson, Michael Lang, Philipp Bargfrede und Sebastian Langkamp.
Auch in Leipzig hängt der Haussegen (ein wenig) schief
Der Herbstmeisterlack ist ab, der Groove raus in Leipzig nun doch nur eine Durchschnittsmannschaft? Nein, so schlimm ist es nun auch nicht, aber die vergangenen Wochen waren nun doch ein wenig holprig. Seit Beginn der Rückrunde gab es für die roten Bullen erst einen Sieg zu Feiern. Daneben stehen zwei Niederlagen, jeweils gegen Eintracht Frankfurt (1x Liga, 1x Pokal) sowie zwei Remis (2:2 gegen Gladbach, 0:0 gegen die Bayern) zu Buche. Mal vom Spiel gegen den Rekordmeister abgesehen gerieten die Leipziger in den vergangenen sechs Spielen in Rückstand. Dass man die Spiele, wie gegen Augsburg oder Union noch drehen konnte, spricht zwar für eine starke Moral, gegen etwas hochkarätigere Gegner wie Frankfurt oder Gladbach reicht es dann aber nicht mehr für einen Sieg.
Die Situation, wie sie gerade ist, ist dabei ein wenig unglücklich entstanden. Durch die Ausfälle von Konaté und Orban ist die Abwehr geschwächt, bis vor kurzem konnte das noch kompensiert werden, nun zeigt sich ein ums andere Mal die fehlende Stabilität auf. Des Weiteren fehlt ein Diego Demme. Ihn gehen zu lassen war rein menschlich gesehen mit Sicherheit die richtige Entscheidung. Bis ein Kevin Kampl wieder fit Tyler Adams wieder bei 100% ist, wird es allerdings schwierig sein, den Verlust aufzufangen. Auch wenn er es versucht, ein Konrad Laimer kann eben nicht für zwei laufen.
Zu guter Letzt: Die Leipziger haben ein Problem damit, wenn andere Mannschaften das Spiel machen und zusätzlich noch defensiv sicher stehen. Dann ist RB beider Waffen, dem typischen Konterfußball und dem nagelsmannschen Ballbesitz, beraubt. Nun gilt es aber nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Besagte Leistungsträger kehren bald zurück, die beiden spanischen Neuverpflichtung Olmo und Angelino bringen sich von Spiel zu Spiel besser ein. Nicht zuletzt werden die „Shootingstars“ der Offensive früher oder später wieder mit dem Tore schießen beginnen, ein Timo Werner ist immerhin seit vier Partien ohne Tor.
Für Samstag gilt nun zu zeigen, wer der Bulle im heimischen Stall ist und sich von schwer angeschlagenen Werderanern nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Neben den Langzeitverletzten Orban, Konaté und Kampl fehlt nun auch Tyler Adams nach einem Muskelfaserriss im Training.
Ausgedribbelt. Adams fällt gut zwei Wochen aus.
Der Aufreger der Woche
Die Regeln im Fußball sind ständig in Bewegung, wie wäre es also mit einem neuen Vorschlag? Ab sofort wird bei Spielen mit Leipziger Beteiligung nur noch die zweite Halbzeit gespielt. In der Regel war das Team in den vergangenen Partien in der zweiten Spielhälfte immer stärker. Ein weiterer Vorschlag wäre ein automatischer 0:1 Rückstand mit Anpfiff, auch das könnte helfen. Nun aber Spaß beiseite! Einen richtigen Aufreger gibt es nicht, sollte es gegen Werder in die Hose gehen, lässt sich allerdings schon von einer kleinen Krise reden. An dieser Stelle wird aber nicht tiefer in die Glaskugel geschaut.
Abseits des Platzes sorgte zumindest Frau Forsberg für Furore. Mit einem Instagrampost griff sie unterschwellig Nagelsmann an, der Emil zuletzt nicht wirklich berücksichtigt hatte. Schwere Zeiten für die Forsbergs.
Forsberg unzufrieden mit dem Reservistendasein.
Fazit
Bremen wird kein Spiel nach der Kategorie „Nehmen wir mal so mit“. Die Weserstädter kommen mit einem enormen Druck nach Leipzig, das Team von Trainer Kohfeldt muss punkten. Leipzig ist angehalten, wach und aufmerksam zu sein und „den Kampf anzunehmen“. Ist man realistisch, müssen die Leipziger eigentlich gewinnen. Die Bullen sind auf jeder Position besser besetzt, diese Qualität muss aber auch ausgespielt werden, dann ist ein dreifacher Punktgewinn sehr realistisch. Gerade in der heimischen Red Bull Arena waren die vergangenen Partien aber immer sehr offen und wurden erst kurz vor Abpfiff entschieden, die Zeichen stehen also gut für ein spannendes Spiel, mit hoffentlich gutem Ausgang für die Leipziger. Für die Partie gibt es noch einige Karten in der Ticketbörse, also hin da! Samstag, 15:30 Uhr, Bundesliga. Ab und an sollte man sich erinnern, was für ein Geschenk es ist, das in unserer Stadt erleben zu dürfen.
Linus
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20200213-vorbericht-bremen.html
- 2019/20
- AKS
- Bremen
- Bundesliga
- Emil Forsberg
- Heimspiel
- Red Bull Arena
- Rückrunde
- SV Werder Bremen