GEISTERSPIEL VORM TV – DIE EINDRÜCKE UNSERER REDAKTEURE

Leipzig - (20.05.2020) Wie ist es um den Fußball in Zeiten der Corona bestellt? Unsere Redakteure haben das Spiel getrennt voneinander an ihren heimischen Endgeräten erlebt. Fazit: Mit zunehmendem Spielverlauf zog einen der Kick doch wieder in seinen gewohnten Bann.


Schwimmbadoptik erhält auch noch Schwimmhallen-Akustik
Regelmäßige Stadionbesuche sind mir als Alleinerziehender nicht vergönnt. Viele Spiele unserer Jungs per TV-Übertragung zu verfolgen, war also nichts Neues für mich. Trotzdem war es ein wahrlich geisterhaftes Erlebnis. Vor leerer Kulisse wurde ich schnell wieder an die farbliche Gestaltung erinnert, welche besser zu einen Schwimmstadion passt als zur einer Red(!)-Bull-Arena. Was neu war, war die Akustik welche sich nun der Optik anglich.
Dennoch war es schön, die Jungs wieder spielen zu sehen, auch wenn das sportliche Bild dasselbe war, wie vor der Coronakrise. Viele Chancen – wenig Ausbeute – ein verdienter und dennoch glücklicher Punktgewinn. Das Raunen und Jubeln der RB-Fans, manchmal ein paar kilometerweit durch die Messestadt zu hören, hat mir gefehlt. Diesen besonderen Spirit, welchen RB Leipzig an Spieltagen und darüber hinaus, in die Stadt normalerweise trägt, habe ich vermisst. Neu ist aber, dass man Traineranweisungen und Spielerkommunikation deutlich hört. Bleibt zu hoffen, dass alle RB-Fans so zeitnah wie möglich aber so verantwortungsvoll wie notwendig, live im Stadion dabei sein und unsere Jungs, in entscheidenden Momenten wieder nach vorne pushen können. Ich kann jede Fangruppierung verstehen, die lieber gar keine Fortsetzung als eine Fortsetzung der Bundesliga ohne Fans gefordert hat. Allerdings sehe ich auch die Notwendigkeit um größere Schäden für die Liga und die Vereine zu vermeiden.
OzzyRBL
Geisterspiele können das Stadionerlebnis nicht ersetzen, sind aber besser als nichts
Fußballspiele erlebe ich mit Abstand am liebsten im Stadion. Die Leidenschaft und Emotionen mit vielen Menschen zu teilen, ist einfach großartig und dies kann kein TV-Spiel ersetzen. Dazu hat man mittlerweile viele Freunde und Bekannte im Stadion, was einfach fehlt.
Ich habe das Spiel bei einem Freund vorm Fernseher geschaut und es fühlte sich an, wie bei einem Auswärtsspiel bei dem man nicht anwesend sein kann. Den eigenen Platz dann im Stadion leer zu sehen, war definitiv seltsam und es wird weiter seltsam bleiben. Zu Beginn war die Ruhe im Stadion absolut gewöhnungsbedürftig, aber dann zog einen das Spiel immer mehr in den Bann. Chancenwucher, ein Murmelgegentor und dann die Aufholjagd. Da war viel dabei, worüber man sich sonst auch ärgert oder freut. Mit einem Siegtreffer kurz vor Schluss, wäre es wohl ein schöner Fußballnachmittag geworden – vor dem TV.
Jupp
Weder Fisch noch Fleisch, aber besser als ne trockene Scheibe Brot
Samstag, 13:30 Uhr, Leipzig. Normalerweise mach ich mich da so langsam auf den Weg in Richtung Stadion. Früh da sein, mit den Leuten im Block quatschen und das Gefühl der steigenden Vorfreude genießen. Genau wie mein Vorredner es bereits sagt: Der Besuch im Stadion ist einfach jedes Mal ein großartiges Erlebnis.
Das Spiel gegen Freiburg habe ich allein zu Hause geschaut. Als ich mir kurz vor Anpfiff meinen Schal geholt habe, kam doch so ein bisschen Matchday-Feeling auf. Die ersten Spielminuten waren dann doch ein wenig suspekt. Schwieg der Kommentator, war die Stille beinahe erdrückend. Mit voranschreitender Uhrzeit spielte das allerdings eine immer kleinere Rolle. Viel zu sehr machten mir die liegengelassenen Chancen zu schaffen. Nach 90 Minuten Spielzeit und 15 Minuten der Beruhigung über diese beiden hergeschenkten Punkte habe ich das Erlebnis für mich reflektiert. Fußball ohne Zuschauer ist keinesfalls langweilig, aber ich sehne mir schon jetzt den Tag entgegen, an dem ich erst ganz viele Stufen hochsteige, um dann wieder einige Stufen hinabzulaufen. Auf bald im weiten Rund!
Linus
Immerhin das heimische Catering war top
Das Spiel gegen Freiburg habe ich zu Hause auf dem Sofa mit denjenigen Familienangehörigen verfolgt, die im Stadion normalerweise auch neben mir stehen. Auf die obligatorischen Flüche und "Möchtegern-Trainer-Kommentare", die man sonst im Stadionumfeld wahrnimmt, habe ich dann aber leider doch verzichten müssen. Dass ein solcher Satz mal aus meinem Mund kommt, hätte ich auch nie für möglich gehalten, da mich solche Kommentare im Stadion ziemlich aufregen...
Das Spiel auf Sky wirkte für mich im Großen und Ganzen wie ein Auswärtsspiel. Was vor allem daran lag, dass Sky die Tonoption "Stadionatmosphäre" zur Verfügung stellte, und bei mir hinter dem Kommentator Leipziger Fangesänge liefen. Das an den passenden Stellen eingespielte Raunen und Klatschen fand ich schon ziemlich angenehm und gut gemacht. Lediglich ein paar "Schieber"-Rufe waren in der ein oder anderen Szenen etwas merkwürdig platziert.
Eins muss ich als Vegetarierin jedoch sagen. Das Catering, bestehend aus Waffeln rot-weiß (mit Erdbeeren und Schlagsahne), hat mir zu Hause deutlich mehr zugesagt. Statt einem Geruch von Bouletten-Brötchen wehte ein Duft wie aus der Backstube durchs Wohnzimmer.
Wer den Geisterspielen bis jetzt also noch nichts Positives abgewinnen kann, sollte das beim nächsten Spiel auf jeden Fall mal ausprobieren!
emi.rbgt.39
Nachwuchs in der leeren Schwimmhalle
Für mich fühlte sich dieser Samstag plötzlich wieder ganz normal an. 15:30 Uhr ein Date mit dem Fernseher, zusammen mit der Familie. Normalität sozusagen. Die Vorfreude war groß, die Mannschaft endlich wieder fröhlich kickend auf dem Rasen zu sehen. Auch wenn die Schwimmhalle von Fans nicht besetzt war, so war es dennoch schön, das Wohnzimmer mal wieder zu sehen, wenn auch nur im Fernseher. Wie sicher jeder andere RB-Fan auch, wäre auch ich gerne wieder im heimischen Wohnzimmer gewesen und hätte unsere Jungs angefeuert.
Als die Partie dann endlich angepfiffen wurde und die Spannung stieg, hab ich mich direkt gefühlt, als wäre ich am Cottaweg. Als Fan der Nachwuchsbullen bin ich die Atmosphäre schon ein wenig gewöhnt, dass gefühlt jeder Zuruf für den Zuschauer hörbar ist. Profis und Nachwuchs vereint sozusagen. Die Mannschaft auf dem Platz war zwar älter und erfahrener, aber die Nostalgie habe ich deutlich in mir gespürt.
Auf eine Fortsetzung der Nachwuchsligen besteht derzeit ja wenig Hoffnung. Persönlich finde ich diese Geisterspielgeschichte also gar nicht mal so schlecht, denn dadurch fühle ich mich trotz des großen Stadions, etwas wie am Cottaweg.
rblene
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20200520-special-erlebnis-geisterspiel.html
- Corona
- Freiburg
- Geisterspiel
- Heimspiel
- Redakteure
- Redaktion
- SC Freiburg