NÄCHSTE BEGEGNUNG

Aktuell keine Spielansetzungen
 
 
Spielplan RB Leipzig

1. LIGA QUICKTABELLE

1
Bayern München
82
2
Bayer 04 Leverkusen
69
3
Eintracht Frankfurt
60
4
Borussia Dortmund
57
5
SC Freiburg
55
6
1. FSV Mainz 05
52
7
RB Leipzig
51
8
Werder Bremen
51
9
VfB Stuttgart
50
10
Mönchengladbach
45
11
Wolfsburg
43
12
FC Augsburg
43
13
1. FC Union Berlin
40
14
St. Pauli
32
15
1899 Hoffenheim
32
16
1. FC Heidenheim
29
17
Holstein Kiel
25
18
VfL Bochum
25

RB-FANS.DE BLUESKY

RB LEIPZIG FANCLUBS

Offizieller Fanclub

RB-Fans.de

 
RB Leipzig Liveticker Tippspiel Spielplan Apps Fanchat

„SAG MIR QUANDO, SAG MIR HWANG“

Titelbild
Medien DiskussionBilderVideoAudioDiskussion

Leipzig - (08.07.2020) Wie soeben offiziell verkündet worden ist, wechselt der 24-jährige Südkoreaner Hwang Hee-Chan nach Leipzig zu unserem geliebten RasenBallsport. Er erhält die Nummer 11 sowie einen Fünfjahresvertrag. Laut diversen Medienberichten wird von einer Sockelablöse von 9 Mio. € (plus etwaiger erfolgsabhängiger Boni von bis zu 5 Mio.) ausgegangen.

Coronavirus – Das kranke System

Da ist es nun also, das erste Sommer-Transferfenster ohne Mastermind Ralf Rangnick in direkter Funktion bei RB Leipzig. Es dürfte kein leichtes werden. Das Coronavirus und seine immensen, weltweiten, ökonomischen und gesellschaftlichen Auswirkungen haben sich natürlich auch in die Budgets der Fußballklubs gefressen. Vorbei scheint erst einmal die Zeit von: „20 Millionen sind das neue ablösefrei“. Ein Innehalten und Besinnen der Verantwortlichen erscheint in Zeiten, in denen plötzlich und unerwartet Insolvenzen drohten und Staatshilfen beantragt werden mussten, weil kurzfristig Einnahmen wegefallen sind und offensichtlich, entsprechende Risikoabsicherungen in den Chefetagen zur Abwendung fehlten, mehr denn je vonnöten und angebracht. Die Stimmen, die ein Umdenken bzw. das Ende des Turbokapitalismus im Fußballbusiness, der sich immer mehr von seiner gesellschaftlichen Basis und schwächeren Vereinen entfernt, fordern, werden lauter. Wie nachhaltig diese Stimmen sein werden und wie weit sie sich zukünftig tatsächlich in Taten ablesen, muss man abwarten. Ich bin selbst eher skeptisch. Die Anzeichen für ein „Weiter so“ und der schnellen Rückkehr zum „Höher, Schneller, Weiter“ verdichten sich mehr und mehr.


Timo Werner – Fußballgott

Und weil dem Ganzen nicht genug ist, verlässt uns in diesen außergewöhnlichen Zeiten nun auch noch der Spieler, der in den letzten 4 Jahren wie kein zweiter für den Erfolg unseres Vereins seit dem Aufstieg in die erste Bundesliga stand und auch entscheidend mitverantwortlich war: Timo Werner. In den maximal möglichen 136 Spielen der letzten vier Bundesliga-Jahre spielte Werner ganze 127mal bei durchschnittlich 81 Spielminuten. Er verpasste damit lediglich 9 Spiele bzw. 1.953 Spielminuten von 12.240 maximal möglichen. Dabei schoss er unfassbare 78 Tore (0,61 Tore/Spiel) und bereitete weitere 32 vor. Damit war er alle 93 Spielminuten, sprich durchschnittlich jedes Spiel, an mindestens einem Tor über vier Spielzeiten hinweg beteiligt. Kein Spieler von RB Leipzig spielte in dieser Zeit mehr, dribbelte mehr und schoss mehr Tore. Kurzum: irre, irre, irre Werte. Kein Superlativ erscheint hier ausreichend, um zu beschreiben, was dieser immer noch junge Bursche für Verein, Stadt und uns Fans getan hat.


Unkaputtbarer „Toresohn“

Wie jeder erleben durfte, lagen die Qualitäten von Timo Werner vor allem in der Geschwindigkeit, im instinktiven Pressing-, Torschuss- und Torabschlussverhalten und insbesondere auch im Aufbrechen gegnerischer Abwehrketten, bei dem er zudem nie den Blick für besser platzierte Mitspieler verlor. Immer am Rande des Abseits, tief in der gegnerischen Hälfte, in den Halbräumen agierend, gelang es ihm, wie keinem zweiten, freie Räume in der Abwehrkette durch schnelles Umschalten mithilfe seiner Gedankens- und Antrittsschnelligkeit eiskalt zu nutzen.

Er passte perfekt in die von Ralf Rangnick geprägte Philosophie des schnellen, pressing- und gegenpressing-orientierten, vertikalen Umschaltfußballs. Auch die Anpassung der Spielphilosophie hin zu mehr Kreativität, Ballbesitz, taktischer Raffinesse und Spielfreude unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann, gelang ihm, trotz zuletzt etwas zurückgezogener Position im Spielaufbau, nicht nur reibungslos, sondern sogar verbessert. Dass die abgelaufene Saison, die statistisch für ihn bisher erfolgreichste war, spricht Bände.

Einer seiner wichtigsten Qualitäten war es jedoch, nie verletzt oder (bis auf Magen-Darm und grippale Infekte) krank zu sein. Sicherlich gehört dazu auch eine gewisse Portion Glück, aber wenn man 4 Jahre am Stück kaum ein Spiel verpasst und so gut wie immer fit war, spricht das auch eindeutig für einen gottgegebenen, gut trainierten, nicht verletzungsanfälligen Körper.


Mammutaufgabe

Nach der Ära Rangnick, endet nun also auch noch die Ära Werner. Es erscheint, insbesondere unter den zuvor genannten Umständen, unmöglich, diesen Spieler, Charakter und Menschen kurz- und mittelfristig eins-zu-eins zu ersetzen. Zu groß sind seine Fußstapfen und zu groß die spezifischen Stärken. Eine Mammutaufgabe. Wir dürfen gespannt sein, wie die Herren Oliver Mintzlaff, Markus Krösche und Julian Nagelsmann diese Herausforderung annehmen und die nun vielen freien Puzzleteilchen ersetzen werden. Es macht hier durchaus Sinn, die Last der wegfallenden Qualität, der vielen Tore und Torvorlagen erst einmal auf mehrere Schultern in der Mannschaft und sicherlich mindestens zwei neue Spieler adäquat zu verteilen. Die Stimmen im Verein und die Gerüchte deuten darauf hin.


„Hwang“ kommt er endlich?

Ein Gerücht verdichtete sich in den letzten Wochen immer mehr. Am Ende war es nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann der Südkoreaner Hwang Hee-Chan denn nun genau kommt. Jetzt ist es nun soweit. Und ich höre sie schon, die vielen kritischen Stimmen: "Schon wieder ein Salzburger. Hat ja mit Hannes Wolf schon „gut“ funktioniert. Was wollen wir mit einem Stürmer, der sich nicht einmal in der vorletzten Saison beim HSV in der zweiten Liga durchsetzen konnte? Die österreichische Liga ist nicht vergleichbar. Außerdem ist er doch auch schon 24 Jahre! So viel Geld für einen eigentlich durchschnittlichen Bundesligaspieler? Haben wir nicht andere Kandidaten bzw. Ansprüche?"

Natürlich wirft die Verpflichtung einige Fragezeichen auf. Einige kritische Punkte sind auch nicht von der Hand zu weisen bzw. Fakt. Daher lohnt sich hier ein feinerer, tieferer und objektiverer Blick auf mögliche Gründe der Verpflichtung, vermeintliche Ursachen bzw. Erklärungen für vergangene Leistungen und letztendlich die spezifischen Stärken von Hwang in Vergleich zu Werner.


Altersweisheiten

RB Leipzig hat sich in den letzten Jahren professionell und rasant entwickelt. Wir sind mittlerweile nicht nur in der Bundesliga angekommen, sondern haben uns auch im obersten Tabellendrittel etabliert und festgesetzt. 4 Jahre Bundesliga bedeuteten auch, ein zweiter, zwei dritte und ein sechster Platz. 3 Jahre hintereinander haben wir uns international qualifiziert und stehen in diesem Jahr sogar im Viertelfinale der Champions Leauge. Alles nicht selbstverständlich für unseren jungen Verein. Daher sollten wir uns immer mal wieder demütig kneifen.

Unsere jungen Spieler sind mit dem Verein mitgewachsen. Sie haben sich entwickelt. Die von unserem langjährigen Sportdirektor Ralf Rangnick verfolgte Maxime, nur hochbegabte, entwicklungsfähige Fußballtalente bis maximal 23 Jahren zu verpflichten und zu entwickeln, ist vollends aufgegangen. Weltweit hat kaum ein Verein mehr Transferwerte für Spieler geschaffen wie Leipzig. Kurz gesagt, haben sich die klugen Investitionen in Steine und Beine mehr als bezahlt gemacht.

Hwang Hee-Chan ist 24 Jahre alt und liegt damit außerhalb der bisherigen Altersgrenzen, die man nur selten (Kampl, Compper) gerissen hat. Aber natürlich liegt es auf der Hand, dass man den, nach Toren besten deutschstämmigen Stürmer der letzten Bundesligajahre, mal nicht so eben mit einem 18- oder 19-jährigem Talent, das sich in der Regel noch entwickeln und Erfahrung sammeln muss, ohne weiteres ersetzen kann. Natürlich könnte auch das funktionieren (siehe Sancho oder Haaland von Dortmund). Da muss dann aber auch schon alles (auch finanziell) passen. Es macht also durchaus Sinn, hier marginal von den Grenzen abzuweichen, um einen bereits ausgebildeten und (auch international) erfahrenen Spieler zu holen.

 

Muttermilch statt Taurin

Insbesondere dann, wenn es sich um einen Spieler handelt, der sämtliche Entwicklungsstufen, der einmal von Rangnick erdachten und eingeführten RB-Ausbildung (über Liefering nach Salzburg mit Ziel Leipzig) bereits durchlaufen und die RB-Philosophie quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat. So war es auch unser ehemaliger Sportdirektor der 2014 einen Hinweis aus Deutschland bekam und sofort einen Scout nach Asien schickte, um Hwang im Trainingslager von Südkoreas U20-Team zu beobachten. Schon kurze Zeit später rief dieser dann in Salzburg mit den Worten zurück: „Hwang sofort verpflichten!“ Schnell einigte man sich mit seinem damaligen Verein, den Pohang Steelers und verpflichtete eines der (lt. Rangnicks damaliger Aussage) „größten Nachwuchstalente Südkoreas“ noch im Dezember desselben Jahres. [Quelle]

 

Quelle

 

Mentalität vor Qualität

Wenn ein 18-/19-jähriger Koreaner erstmalig allein und auf sich gestellt nach Österreich, sprich Europa kommt, ist aller Anfang natürlich schwer. Die fußballerischen, kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede sind da schon gewaltig und etwaige Unsicherheiten sowie Zurückhaltung im Alltag nur menschlich. Daher wurde er auch erst einmal beim Farmteam in Liefering trainiert und eingesetzt. Aber schon damals zeichnete sich er durch seinen unbändigen Willen und Herzblut aus. Um als Profi erfolgreich zu sein, ordnete der talentierte Offensivmann, der in Südkorea bereits zu Schulzeiten ein gefeierter Star war und während der Unterrichtsstunden auch schon mal Autogramme schreiben musste, seinem großen Traum alles unter. Sein damaliger, erster Trainer Peter Zeidler erinnerte sich:

„Er trainierte mehr als jeder andere Spieler in seiner Mannschaft. In der Sommervorbereitung haben wir zweimal am Tag trainiert – und es waren harte Einheiten. Abends ging es für die Spieler ins Ermüdungsbecken, aber selbst dort konnte Hee-chan nicht relaxen, sondern machte Kniebeugen oder simulierte Antritte im Wasser. Er konnte einfach nicht aufhören, zu trainieren." [Quelle]

Dieser Trainingseifer und diese Mentalität waren es auch, die ihn schon in der darauffolgenden Saison in den Profikader von Salzburg beförderten. Zeidler, der zwischen Juni und Dezember 2015 dann die erste Mannschaft betreute, war es auch, der ihn nach oben zog:

"Damals hat man gesehen, dass er fast schon besser war als der Rest des Kaders. Er zeichnete sich auch hier schon durch seine Dynamik und Ballbehandlung aus. Aber im Abschluss hat noch nicht alles funktioniert. Er war untröstlich, wenn er Chancen vergeben hat. Leider habe ich mich nicht getraut, ihn früher ins kalte Wasser zu werfen. Denn er ist außergewöhnlich, hat eine brutale Dynamik. So etwas habe ich selten erlebt." [Quelle]

Nach Zeidlers Entlassung gelang ihm unter dem jetzigen Gladbach-Trainer und Leipziger Marco Rose endgültig der Durchbruch. Nach einer vielversprechenden, ersten Saison mit zwölf Toren und zwei Torvorlagen in 26 Spielen der ersten österreichischen Liga schaffte er schnell der Sprung in die erste Elf. 2017 wurde er daher auch direkt zum „Asian Young Player Of The Year“ gewählt.

 

Quelle

 

Leider wurde er immer wieder auch von Verletzungen zurückgeworfen und verlor damit seinen Stammplatz. In der Saison 2017/18 konnte er letztendlich nur 991 der 3150 möglichen Minuten spielen.

 

transfermarkt.de

 

Laues Lüftchen, statt steife Brise

Insbesondere diese Situation war es auch, die ihn in der Saison 2018/19 zu einer Leihe zum Hamburger SV in die 2. Bundesliga bewegte. Salzburgs Sportdirektor Freund sagte dazu:

„Aufgrund der Weltmeisterschaftsteilnahme und den Asian Games hat Chan bei uns fast die gesamte Vorbereitung verpasst und fehlt auch jetzt in dieser wichtigen Phase. Durch diesen Umstand und unsere ausgezeichnete Kadersituation speziell im Offensivbereich haben sich beide Seiten für eine Leihe bis Sommer 2019 an den HSV entschieden." [Quelle]

Hier wollte er Führungsspieler werden und den Wiederaufstieg feiern. "In meinem Alter ist es wichtig zu spielen und Rückendeckung zu bekommen. Zudem hat sich Sport-Vorstand Ralf Becker sehr um mich bemüht.Mein Kumpel Heung-Min Son hat so vom Klub und der Stadt geschwärmt, dass ich fast nicht mehr nein sagen konnte.“ [Quelle]

Doch weder Hwang noch der HSV wussten zu überzeugen. In 20 Einsätzen steuerte er nur je zwei magere Tore und Assists bei. Des Weiteren war er auch hier sehr lang verletzt.

 

transfermarkt.de

 

Zudem wurde er meist auch positionsfremd, viel defensiver und weit vom Tor weg auf dem Flügel eingesetzt und damit seiner persönlichen Stärken beraubt. Daher sollte diese Zeit, auch nicht ganz so viel Aussagekraft beigemessen werden. Der Abstecher endete nach nur einer Spielzeit.


Make Hwang great again? Yes, we C(h)an! 

Wie wir alle wissen, wechselte unserer letztjähriger Co-Trainer Jesse Marsch nach dem Weggang von Marco Rose im letzten Jahr als Cheftrainer nach Salzburg. Die noch laufende Saison verlief großartig für den charismatischen Amerikaner. Er gewann 21 seiner ersten 31 Bundesligaspiele und damit mehr als jeder andere Trainer vor ihm. Es ist ihm zu gönnen. Er leistete großartige Arbeit und sorgte auch in der Champions Leauge durch tolle Auftritte seiner Elf für Furore. Auch für Hwang Hee-chan war diese Saison eine unvergessliche. Statt Heung-min Son von Tottenham Hotspur, als bester koreanischer Fußballspieler, machte er nun mit seinen großartigen Leistungen und Erfolgen in Korea Schlagzeilen.

Unter Marsch, der wieder auf einen schnörkellosen Offensivfußball im altbekannten 4-2-2-2 oder 4-3-1-2 mit schnellem, direktem Umschaltspiel und RB-Gen setzte, gelang Hwang eine herausragende Saison – national wie international. Im Gegensatz zum HSV, die oft nur mit einem großen (Wand-) Mittelstürmer im 4-1-4-1 agierten, in dem Hwang meist, wie bereits zuvor angedeutet, zurückgezogener, weit vom Tor weg über die Flügel agieren musste, wurde er von Marsch wieder offensiver als Mittelstürmer in einem Zweiersturm eingesetzt. In diesem altbekannten System kamen endlich wieder seine eigentlichen Stärken zum Vorschein. Er wurde oft gesetzt und zahlte das Vertrauen des Trainers mit bisherig 16 Toren und unfassbaren 22 Assists in 40 Pflichtspielen zurück. Denn auch international zählte Hwang mit insgesamt drei Toren und fünf Vorlagen in sechs Spielen zusammen mit seinem, bekanntlich in der Winterpause wechselnden Teamkollegen Erling Haaland (acht Tore) zu den Shootingstars der abgelaufenen Champions-League-Saison. Dabei war das anfänglich gar nicht selbstverständlich, denn laut Marsch „war seine Situation in der Vorbereitung nicht leicht. Daher war es nicht klar, welche Rolle er in dieser Saison überhaupt spielen würde.“ [Quelle]

 

Quelle

 

In der Winterpause sagte Hwang selbstbewusst dazu: „Dank des Cheftrainers und meiner Teamkollegen konnte ich gut spielen. Wenn ich in der Pause weiter hart in Korea arbeite, glaube ich, dass ich meine Fähigkeiten weiter verbessern werde. Ich bin jetzt Mitte 20. Ich werde weiter ansprechenden Fußball zeigen, der mich und die Fans zufriedenstellen wird. Als Stürmer werde ich weitere Scorerpunkte sammeln.“ [Quelle]


Fehlende Puzzleteilchen – Hwangs Stärken

Aber was sind nun eigentlich seine Stärken? Sein Spielstil? Und kann er die Lücken der fehlenden Puzzlestückchen von Timo Werner im Ansatz mit Leben füllen? Schauen wir uns daher erst einmal wieder die wichtigsten, statistischen Werte (sofascore, kicker) und Heat-Maps (wyscout) beider Spieler in ihren jeweiligen Ligen (natürlich immer auch unter der Berücksichtigung der Qualitätsunterschiede) über die Saison hinweg an. Zur besseren Vergleichbarkeit sind diese Werte wieder auf 90 Minuten hochgerechnet, obwohl beide natürlich nicht alle ihrer Spiele über die komplette Spielzeit bestritten haben.

 

 

Hwang ist ein sehr schneller, ungemein mobiler, sehr wendiger, trickreicher, technisch starker Stürmer, der in dieser Saison nicht nur national, sondern insbesondere auch international, zahlreichen Weltklasse-Verteidigern die Grenzen aufgezeigt hat. Vielseitig einsetzbar, ist er in der Lage, nahezu jede Position im vorderen Drittel flexibel auszufüllen. Wie Werner, erzielte er aber regelmäßig seine besten Leistungen als Mittelstürmer neben einem zweiten Angreifer. In Verbindung mit einem zweiten Stürmer in einer Doppelspitze kommen seine Fähigkeiten besonders zur Geltung.


Spielstil, Spielverständnis und Passverhalten

Hwang ist hervorragend darin, sich zwischen den Verteidigern mit oder ohne Ball zu bewegen, um Räume zu suchen, oder sie mit sich zu ziehen, um Platz für seine Teamkollegen zu schaffen.Mit Ball am Fuß fühlt er sich aber am wohlsten und ist im letzten Drittel des Feldes, insbesondere in den Halbräumen zwischen Außenverteidiger und Innenverteidiger eine absolute Waffe.

In der o.g. Grafik fallen im Vergleich zu Werner sofort die Ausschläge bei Assists und Key Passes (Schlüsselpässen) auf. Seine Fähigkeit jederzeit sehr gefährliche und genaue Pässe in die Tiefe zu spielen, ist tatsächlich außergewöhnlich und vielleicht bisher, die am meist unterschätzte Stärke bei ihm. Instinktiv liest er das Spiel und kann Laufwege seiner Mitspieler vorausahnen. Er hat ein wunderbares Verständnis dafür, wo seine Spieler zu bestimmten Zeitpunkten sein werden, und wie er sie mit einem genauen (oft auch „no look“) Pass in gefährliche Feldpositionen bekommt. Hwang hat bisher in der ersten österreichischen Liga 13 Assists erzielt. Er ist mit 0,78 Assists pro Spiel über 90 Minuten gesehen, der mit Abstand beste Vorlagengeber der Liga. Insbesondere die Torschützenkönige der Liga: Haaland in der Hinrunde (bevor er zu Dortmund wechselte) und Daka in der Rückrunde partizipierten jeweils als zweite Stürmer neben ihm. Vereinfacht gesagt: Sie haben das rein gemacht, was sie von ihm vorgelegt bekommen haben.

 

sofascore.com

 

Wie angedeutet, führt Hwang auch bei beim Spielen von Schlüsselpässen pro 90 min (Pässe, die bei einem Mitspieler direkt zu einer klaren Torchance) und sogenannten „Deep completions“ (angekommene, tiefe, vertikale Pässe innerhalb von 20m vorm gegnerischen Tor) die Liga mit Bestwerten an.

 

wyscout.com

 

Eins gegen Eins

Ob nun mit hohem Tempo direkt auf den Verteidiger zu oder mit enger Ballführung in kleinen Räumen kompakter Abwehrketten, Hwang ist ein ausgezeichneter Dribbler und ist in der Lage, die Richtung unglaublich schnell zu ändern. Mit großer Wirkung setzt er dabei seine Geschwindigkeit, Antritt und seinen niedrigen Körperschwerpunkt ein. Knapp 4 Dribblings pro Spiel führt er. 50% davon sind erfolgreich. Im Vergleich zu Werner führt er damit ca. 1 Dribbling pro Spiel mehr.

Während des Gruppenspiels der UEFA Champions League gegen Titelverteidiger Liverpool am 3. Oktober 2019 machte Hwang Schlagzeilen, als er den aktuell vielleicht bestem (und teuersten) Verteidiger der Welt: Virgil van Dijk, ziemlich alt aussehen lassen hat und den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer gegen ihn erzielen konnte (siehe u.g. Video ab Minute 0:51).

 


Torgefährlichkeit

Wie gesagt, Hwang ist im letzten Drittel mit und ohne Ball ausgezeichnet. Aber er ist nicht nur in der Lage seine Mitspieler erfolgreich in Szene zu setzen, sondern ist auch selbst sehr torgefährlich und abschlussstark. Bisher gelangen ihm elf Tore in der Liga und, wie bereits erwähnt, weitere drei in der Champions Leauge. Das nachfolgende Video gibt einen sehr guten, bewegten Eindruck von Hwang und verdeutlicht m.E. ausgezeichnet, seine bisherig herausgestellten Stärken und Fähigkeiten.

 

 

All sein Tore erzielte er in dieser Saison innerhalb des 11-Meter-Raums. Schaut man sich alle Schüsse im Detail an, sieht man, dass er kaum einen Abschluss außerhalb des Strafraums macht.

 

wyscout.com

 

Ligaweit und wieder auf 90 min hochgerechnet, ist er neben seinen Sturmpartnern Haaland und Daka der Spieler, der die meisten Ballkontakte im gegnerischen Strafraum, sprich in der roten Zone, zu verzeichnen hat.

 

wyscout.com

 

Hwang kann links wie rechts und sehr platziert schießen. Auch hier schauen wir uns mal seine Torschussquoten genauer und im Vergleich zu Haaland, unseren Stürmern und zum gerüchtelten Rashica an.

 

 

Mit ca. 1,6 Torschüssen (bei durchschnittlich und ausbaufähigen ca. 57 min Einsatzzeit) pro Spiel bzw. alle 35 min schießt Hwang gar nicht mal so oft aufs Tor. Werner und Haaland erreichen hier jeweils Spitzenwerte. Wenn es aber darum geht, den Schuss auch gezielt aufs Tor zu bringen, macht kein anderer Hwang etwas vor. Fast 70% (siehe 1) seiner Schüsse gehen aufs selbige und fast jeder dritte (26%) sogar ins Tor. Irre Werte. Damit ist er alle 62 Spielminuten (siehe 2) an einem Tor beteiligt (Tor plus Vorlagen). Im Vergleich ist das sogar besser als Werner. Selbst wenn man die Qualitätsunterschiede der unterschiedlichen Ligen berücksichtigt, ist das immer noch hervorragend.

Er hat also nicht nur ein hervorragendes Auge für seinen Nebenmann und einen tollen Pass- und Schussfuß, sondern er scheint sich auch in extrem aussichtsreiche Schusspositionen auf dem Feld zu bringen bzw. durch sein Team gebracht zu werden. Ein Blick in die Expected-goal-Werte, d.h. in die Wahrscheinlichkeiten aus bestimmten Feldpositionen Tore zu erzielen, bestätigt das. Über 90 Minuten betrachtet, ist er aufgrund seiner aussichtsreichen Feldpositionen in der Lage, durchschnittlich 0,61 Tore pro Spiel zu erzielen (wyscout.com). Da er rechnerisch über 90 Minuten in Wirklichkeit sogar 0,63 Tore erzielen würde (also genauso viel, wie er Möglichkeiten hat), ist er zudem auch noch sehr effizient. Auch hier top Werte.

 

wyscout.com

 

Aus der Not eine Tugend – Entwicklungsfähigkeit

Legte er früher noch teilweise eine zu wilde Spielweise hat den Tag, sieht man heutzutage fast nichts mehr davon. Sein Trainingsfleiß und die Bereitschaft sich stetig zu verbessern, brachten ihm auch in diesem Bereich erhebliche Verbesserungen und Erweiterungen seines Repertoires. Selbst sagte er dazu:

Als ich hörte, dass mein Spiel zu wild ist, war mein Stolz verletzt. Aber anstatt aufzustecken, habe ich versucht, meine Schwächen zu verbessern." [Quelle]

Um sich auch hier weiter zu entwickeln und zu verbessern, schreckt er auch nicht davor zurück, sich externe Hilfe zu holen. Beispielsweise besuchte er einmal den Freestyle-Fußballkünstler Jeon Kwon, um seine Schussfähigkeiten und Ballkontrolle zu verbessern. Zudem schaut und analysiert er auch immer wieder Sequenzen seiner Vorbilder Luis Suarez und Neymar, um sich in Sachen Dynamik, Torabschluss und Kreativität weiter zu verbessern.

„Da ich ein Stürmer bin, kann ich meine Statistiken nicht vernachlässigen. Ich bin sehr gierig. Aber anstatt mein Ziele nach Anzahl Tore oder Torvorlagen festzulegen, werde ich mein Ziel so festlegen, dass ich mich auf das Gewinnen meines Teams konzentriere.“ [Quelle]

Diese Einstellung und die Bereitschaft zur stetigen Entwicklung hören Trainer gern, und sie werden ihm ganz sicher auch bei uns helfen. Denn wir alle wissen, was Julian Nagelsmann von seinen Spielern verlangt, wie er sie stresst und fordert.


Risiken

Und dennoch wird Hwang Hee-Chan nicht jünger. Seine vielleicht größte Schwäche im Vergleich zu Timo Werner, der fast nie ausfiel, ist sicherlich seine Verletzungsanfälligkeit. Im Gegensatz zu Werner, hatte er, wie erwähnt, während seiner gesamten Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, die ihn zurückgeworfen haben. Auch in seiner nun mit Abstand besten, zurückliegenden Saison hatte er wieder einmal Verletzungspech. Unsere medizinische Abteilung sollte besonders auf ihn und seine Belastungssteuerung achten.

 

transfermarkt.de

 

Der nächste Schritt

Bei all der Aufregung um die Leistungen bzw. Transfers von Erling Haaland und Takumi Minamino (Liverpool) erscheint es wundersam, dass Hwang Hee-Chan in Salzburg etwas in den Hintergrund tritt, ja fast unterschätzt und oft sehr kritisch wahrgenommen wird. Betrachtet man die zuvor genannten Stärken, Daten und Leistungen in ihrer Gesamtheit, ist der südkoreanische Stürmer in dieser Saison nach dem Abgang von Haaland meines Erachtens der gefährlichste Spieler der österreichischen Liga.

Da Hwang bereits vor fünf Jahren zu Salzburg gekommen ist, macht es jetzt für ihn viel Sinn, seinen nächsten Schritt gehen zu wollen. Schon zur Winterpause gab es reges Interesse von Wolverhampton und Crystal Palace aus der englischen Premier Leauge. Seine Leistungen in der ersten Saisonhälfte sprachen einfach für sich. Wenn man den vielen Gerüchten Glauben schenken darf, gab es mit Liverpool nun einen weiteren Interessenten.

„Alle Spieler träumen davon, in einer großen Liga und für einen großen Verein zu spielen. Aber das Wichtigste ist zu hören, dass ich ein guter Spieler bin, egal für welches Team ich spiele. Ich muss ohne Verletzungen gut spielen.“ [Quelle]


Ausblick

Und genau das ist der wichtigste Punkt. Bleibt er gesund, könnte er uns in Leipzig sehr helfen. Hwang ist vielseitig (technisch m.E. sogar vielseitiger als Werner) und wie Timo ein temporeicher, lauf-, konter-, dribbel- und ungemein (Schlüssel-) passstarker Stürmer mit sehr guter Übersicht und Abschlussstärke vor dem Tor, der sowohl tiefstehende als auch hochpressende, gegnerische Abwehrketten stetig vor Probleme stellen kann. Er ist ein ausgezeichneter Vorlagengeber. Mannschaftsdienlich und nie egoistisch versucht er stets seine Mitspieler, insbesondere aber seine Sturmpartner in gefährliche Feld-/ Abschlusspositionen zu bringen. Aber natürlich ist er kein Werner. Er wird ihn auch nicht vergessen machen können. Aber er ist ein erstes, wichtiges Puzzleteilchen in den großen Fußstapfen, die Timo hinterlassen hat. Da auch ein in Leipzig eher unglücklich agierender und verletzungsgeplagter Hannes Wolf vor dem Absprung zu Borussia Mönchengladbach steht, werden weitere Puzzleteilchen vonnöten sein, um die Wernerlücke zu schließen. Der schon lang gerüchtelte, ebenso pfeilschnelle, schuss-/abschlussstarke und, wie Werner, bisher eher kaum verletzungsgeplagte, robuste Milot Rashica von Werder Bremen oder vielleicht sogar ganz spektakulär, der ebenfalls gerüchtelte, blutjunge, erst unfassbare 17 Jahre alte Shootingstar der tschechischen Liga und Stammspieler von Sparta Prag Adam Hlozek könnten die richtige Antwort darauf sein. Seien wir gespannt.

Wenn Hwang in der Lage ist, seine Leistungen aus der aktuellen Saison auch in der Bundesliga und Champions Leauge zu bestätigen und weiter unter Nagelsmann zu verbessern, wäre es mehr als nur ein, wie viele kritisieren und glauben, „durchschnittlicher Ergänzungsspieler“. Seine mannschaftsdienliche Spielweise könnte insbesondere auch einen Schub für die verbliebenen Stürmer bedeuten, die bisher eher im Schatten eines stetig spielenden, nie verletzten, alles überstrahlenden Werners standen. Plagt er sich hingegen wieder mit vielen Verletzungen herum, die ihn stetig zurückwerfen, wird er natürlich nicht über diese Rolle hinauskommen.

Hwang ist sehr bekannt in Südkorea. Für RB Leipzig könnte er ein nicht zu unterschätzender Werbeträger werden, der in Asien viele neue Fans für den Verein gewinnen könnte. Noch steht er aber natürlich im Schatten des in London spielenden als Volksheld gefeierten Heung-min Son. Aber dank seiner überragenden Auftritte wird Hwang (32 Länderspiele) immer häufiger mit ihm verglichen. Der SportBild verriet er: „Als junger Angreifer beobachte ich Son natürlich sehr gerne, achte auf die Art, wie er spielt. Er ist ein sehr talentierter Fußballer, der genau weiß, wie man Tore schießt. Aber letztendlich habe ich meinen eigenen Stil, möchte als Profi-Fußballer meinen eigenen Weg gehen und mir einen eigenen Namen machen."

Unterstützen wir ihn dabei und heißen in unserer schönen, bunten Fußballwelt nun auch unseren ersten südkoreanischen Spieler in der Messestadt willkommen. 어서오십시오 (ôsô oshipshiyo) bzw. herzlich Willkomman, Hwang Hee-Chan.

Justgroovy


Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20200708-transfer-hwang.html

  • 2020/21
  • Hwang
  • Hwang Hee-Chan
  • Kaderplanung
  • Koreaner
  • Red Bull Salzburg
  • Stürmer
  • Timo Werner
  • Transfer

RB LEIPZIG FANFORUM

FORUM RB LEIPZIG

OFFIZIELLE RBL-WEBSITE

Offizielle RB Leipzig Website

#4FANS PODCAST

RB-FANS.DE FACEBOOK

RB-FANS.DE TWITTER

Twitter RBL