TITTEN, THESEN, TEMPERAMENTE – RBL STEHT IM ACHTELFINALE!

San Sebastian - (24.02.2022) International besser als der BVB – Leipzig steht im Achtelfinale der Europa League und siegt trotz ein wenig Puls in der Schlussphase völlig verdient mit 3:1 in San Sebastian. Orbán, Silva und Forsberg trafen für unsere Leipziger.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Am heutigen Tag ist einem eigentlich nicht gerade nach Fußball zumute. In der Ukraine sind die diplomatischen Bemühungen gescheitert und es gibt Krieg in Europa. Auch RBL veröffentlichte ein Statement. Trotzdem geht es in der Europa League erstmal weiter.
Fast die gleiche Aufstellung wie im Hinspiel. Tedesco brachte also die Topelf. Orbán war wie schon gegen Hertha zurück und Henrichs ersetzte den angeschlagenen Angeliño. Bei San Sebastian kehrte Ex-BVB-Kicker Isak zurück in die Startelf.
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Dreisatz des Spiels
Die Leipziger Auswärtsschwäche des letzten Jahres scheint überwunden, denn auch in San Sebastian siegten die Rasenballer. In der ersten Halbzeit fehlte es an Effizienz, in der zweiten wurde nach dem Anschlusstreffer etwas gezittert, trotzdem war das Weiterkommen über beide Spiele gesehen bei 36 zu 13 Torschüssen komplett verdient. Dass Forsberg mit dem 3:1 das 1.000. Leipziger Pflichtspieltor erzielte, war dann die Sahnehaube auf dem EL-Achtelfinaleinzug.

Die Achtelfinaleinziehenden.
Die drei besten Kicker aus der schönsten Stadt der Welt
Orbán: Wichtiger Treffer zum 1:0. Als Abwehrchef bis in die hektische Schlussphase nur wenige gegnerische Situationen zugelassen. Solide Leistung des heimlichen Kapitäns, was aber auch an seinen Nebenleuten lag, denn Gvardiol (stark im Zweikampf, Tackling und Spielaufbau) und Simakan (Vorlage zum 2:0) hatten ihre Momente.
Kampl: Griffige Leistung vom Altmeister, der viele Zweikämpfe führte und sehr präsent war. Bei Abschlüssen braucht man sich leider keinen großen Torhoffnungen hinzugeben, aber wie er den Ball in der 10. Spielminute gewann, war schon bockstark. Spielte 79 Pässe und hatte dabei nur zwei Fehlpässe. Laimer, Haidara, Adams gemeinsam mit 10 Fehlpässen bei 43 Gesamtpässen. Auch bei Tacklings und Zweikämpfen war er deutlich besser als das Trio.
Silva: Ja, der Elfer war nicht das Gelbe vom Ei und im Idealfall sollten hier sicherere Schützen wie Olmo oder Nkunku antreten, das Tor entschädigte aber dann schon. Sauberer Ballgewinn von Simakan und Laimer und dann aus spitzem Winkel mit vollem Risiko unhaltbar in den Winkel. Das musst du dir so erstmal trauen, für solche Tore wurde er geholt.

Elfer Pech aber ein toller Hammer zum 2:0 - Silva.
Luft nach oben
Klostermann: Auf Rechts weniger Impakt als Henrichs auf Links. Während letzterer auf dem aufsteigenden Ast ist, dümpelt Klostermann etwas vor sich hin. Als ROV fehlt es ihm eigentlich an Offensivgeist. Wie auch sein erster Abschluss zeigte.
Haidara: Wie gegen Berlin war Haidara wenig stabil. Nur Poulsen und Adams mit schlechteren Passquoten. Da waren wieder Pässe zum Haare raufen dabei. Die Vorlage zum Elfmeter dagegen sehenswert, aber als ZM ist die wichtigste Aufgabe die Bälle gut zu verteilen und nicht im Zentrum zu verlieren. Sieben Fehlpässe bei 15 Pässen, das war zu riskant und ein Problem der zittrigen Schlussphase.
Kategorie Streamingwirrwar.
Seltsame Vorberichterstattung auf #RSORBL bei @RTLplus Es wird fünf Minuten vor Anpfiff auf Stammtischniveau über den BVB geplaudert
— RBlive! (@rb_live) February 24, 2022
Selten so eine schlechte Vorberichtserstattung wie heute bei RTL Minus.
Tweet des Spiels
Über 180 Minuten völlig verdientes Weiterkommen. Nur in Nickligkeiten und im Ketten bilden war der Gegner besser. Ansonsten RB deutlich überlegen. Nur Haidara für Laimer und ein wackeliges zentrales Mittelfeld haben es mal kurz interessant gemacht.
— rotebrauseblogger (@rotebrauseblog) February 24, 2022
Ohne Zittern wär's auch nicht mehr mein RBL.
Champagner statt Bier – die Fans
Lange war es ziemlich leise im Estadio Anoeta. So richtig erwachten die Heimfans nur beim Auspfeifen und nach dem Anschlusstreffer. Die Spielweise der Hausherren auch über weite Strecken wenig berauschend. Die gut 400 mitgereisten Leipziger hatten ihren Spaß und feierten am Ende den Einzug ins Achtelfinale mit dem Team.
Danke, RBL-Fans 👏#UEL #RSORBL #WirSindLeipzig pic.twitter.com/rPAlafjI9f
— RB Leipzig (@RBLeipzig) February 24, 2022
Auswärtspartys sind die schönsten Partys!
Pfeife des Spiels
Leipzig unter Taylor bis zum Spiel noch ohne Sieg (Auswärts-Unentschieden 2:2 in Lyon, 0:2 Heimpleite gegen Neapel) und auch heute konnte RBL trotz des Sieges nur bedingt mit der Leistung des Engländers zufrieden sein. Zwar gab es zwei Elfmeter, aber den Spaniern für diverse Fouls (fast doppelt so viele wie RBL) und Handspiele (skurril besonders das ungeahndete Handspiel des Keepers) bekamen nur eine Karte wegen Meckerns, während Leipzig drei gelbe sowie eine für Tedesco kassierte, war schon sehr schräg. Ryan hätte sich nach dem Handspiel und dem Foul an Nkunku auch über eine Ampelkarte nicht beschweren können… Auch das Gegentor fragwürdig, denn der Spieler der im Abseits stand geht ebenfalls aktiv zum Ball, so passiv war dieses Abseits direkt vor dem Keeper dann nicht.
#RSORBL: @RBLeipzig bucht das Achtelfinalticket! Unterm Strich verdient. Die frenetischen Fans holen @RealSociedad nochmal ins Spiel zurück. #RBL behält aber die Nerven. Wahnsinns Atmosphäre. Die Europa-Tour geht weiter. Sonntag wartet aber erstmal der @VfLBochum1848eV.
— Philipp Hinze (@philipphinze24) February 24, 2022
Wahnsinns Atmosphäre aber eher nach dem 2:1, davor war es recht ruhig.
Aufgefallen
1) Rechnet man die drei Elfer aus den beiden Spielen raus (was auch nicht ganz korrekt ist, denn die wurden ja auch „erspielt“), so bleibt bei Leipzig jeweils rund ein xG pro Spiel übrig. Wie im Hinspiel tat sich Leipzig also schwer die Defensive der Basken zu knacken. Hier entfaltet RBL nicht immer das volle Offensivpotenzial. An diesem Punkt muss Tedesco also weiter ansetzen, denn im letzten Drittel ist das Team noch zu behäbig, müssen Abschlüsse (bitte nicht dauernd auf den Keeper) und finale Pässe noch verbessert werden.
2) Wer erwartete, dass die Basken deutlich offensiver auftreten würden, sah sich getäuscht. Zu diesen Erwartungsfrohen zählte laut PK auch Tedesco. Aber San Sebastian blieb defensiv (meist im 5-4-1) und setzte bis zum 2:0 offensiv kaum Akzente. Erst mit dem Anschlusstreffer kam etwas mehr Bewegung in die Partie. Für ein Heimteam in der Bringschuld war das schon etwas dürftig, zumal auch nur drei Torschüsse von San Sebastian aus dem Spiel heraus erfolgten (9 bei RBL).

Kampl in vielen Dingen stark ... aber nicht im Abschluss.
3) Dabei ist auch zu sagen, dass Leipzig mit der Schlussoffensive nicht wirklich gut zurechtkam. Erst der erlösende Handelfmeter besiegelte die Niederlage der Gastgeber. Isak und Sørloth hatten zuvor aber den Ausgleich auf dem Kopf, wer weiß, wie das Spiel dann gelaufen wäre. Das lag besonders an der fehlenden Ruhe im Spielaufbau. Im Mittelfeld gingen in der Schlussphase zu viele Bälle verloren. Bezeichnend: Vor dem 2:1 lag die Passquote bei 87%, in den letzten 20 Minuten bei 59%. Da fehlte ggf. auch ein wenig das Vertrauen in die eigene Stärke. bzw. sorgten die Wechsel für mehr Unruhe.
4) Wo wir beim Wechseln sind. Niemals, nie, never sollte man vor dem gegnerischen Standard dreifach Wechseln. Das gab schon viel zu oft Probleme und auch gegen San Sebastian stimmte die Zuordnung nach dem Dreifachwechsel nicht. Der Anschlusstreffer die direkte Folge. Das nächste Mal dann doch lieber bei einer normalen Spielunterbrechung.

Mit Purzelbaum zum Sieg.
5) Extrem starker Linksfokus im Spiel bei RBL, fast 60% der Angriffe gingen über diese Seite. Henrichs deutlich offensiver als Klostermann und Silva sowie Olmo rückten deutlich links ein. Also wie gegen Berlin galt auch ohne den kleinen Engel bleibt die Linksauslage Leipzigs bestehen. Das zeigt, warum Henrichs bei Tedesco so hoch im Kurs steht. Anders als Klostermann und Mukiele kann er offensiv wirklich belebend wirken. So langsam arbeitet sich der Abgeschriebene im Team nach oben. Eine der großen Überraschungen nach dem Trainerwechsel.
6) So aufreibend die Schlussphase war, so kontrolliert und sauber spielte RBL bis zum 2:0. Offensiv ohne viel Tamtam, aber sehr spielbestimmend und defensiv fast fehlerlos. Nur zwei Abschlüsse von San Sebastian in den ersten 60 Minuten (14 für RBL). Hier zeigte sich, dass Tedesco und RBL aus den Fehlern des Hinspiels gelernt hatten, denn es gab bis dahin kaum Standards oder Konter für die Gastgeber. Dass man dann etwas zurückschaltete, war ggf. den Wechseln und dem schweren Auswärtsspiel in Bochum (nur eine Heimniederlage in den letzten fünf Monaten) geschuldet.
Ich habe noch NIE, ich wiederhole, noch NIE eine beschissenere Übertragung gesehen, @RTLplus. Ganz ehrlich, das war eine Frechheit. #RSORBL
— Justgroovy (@justgroovy20th) February 24, 2022
RTL macht sich Freunde.
7) Mit einem Wort unterirdisch. Nein, nicht Taylor oder der BVB sondern die RTL Minus (sic!) Berichterstattung. 15 Minuten vorher anzufangen und nur über den BVB zu quatschen, maue Nachberichte, Kampl wurde zum Ösi. Das war ja mal echt gar nix. Aber vielleicht kommt sowas bei raus, wenn man über ein Dutzend DSDS und Dschungelshows oder die drögeste Wiederauflage der Fernsehgeschichte (Zonk wink einmal) produziert. Gebt sowas lieber Leuten, die wissen was sie machen und bleibt bei euren Leisten, irgendeine bekloppte Showidee wird den Sendeplatz schon füllen können und dann muss ich nicht nochmal vier Typen, die in einem von Blinden eingerichteten Kölner Hinterhofloft über den BVB quatschen, ertragen. Das war schon fast ein Fall für Kalkofes Mattscheibe.
8) Dann doch nochmal ein Wort zum BVB: Der ist raus ohne Applaus. Sechs Gegentore gegen die Rangers sind schon ein Brett. Jetzt kann sich die Rose-Elf auf die Vizemeisterschaft konzentrieren und Leipzig könnte mit einem Viertelfinaleinzug tatsächlich in der Klubkoeffizient-Wertung an Dortmund vorbeiziehen, also Richtung Topf-2. Das wäre ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Die Auslosung des Achtelfinals folgt in wenigen Stunden, die Gruppenersten aus der EL-Gruppenphase wären abzüglich der deutschen Teams (Frankfurt und Bayer) die möglichen Gegner. Von hart (Lyon/West Ham) bis machbar (Gala/Roter Stern) ist alles dabei.

500 - 750 - 1000 - Forsberg mag Jubiläen.
9) Wo wir gerade bei Meilensteinen sind. Forsberg (laut offizieller Diktion, denn die beiden grünen Tisch Tore gegen Osnabrück sind ja keine echten Tore) erzielte mit dem 3:1 das 1.000. Leipziger Pflichtspieltor. Auch das 500. Pflichtspieltor (allerdings nicht wie der Kicker meint gegen Augsburg, sondern ein Spiel später gegen Wolfsburg) und das 750. Pflichtspieltor (bei der 1:3 Heimpleite gegen Schalke 2019) erzielte der Schwede. Das 500. Pflichtspieltor seit dem Bundesligaaufstieg erzielte übrigens kürzlich Nkunku (gegen die Bayern). Tor Nr. 250 gehörte seinerzeit Frahn (2012 gegen Hertha II), Vorlage selbstredend von Kutschke – Kutschke-Content geht ja immer… und auch Tor Nr. 100 ging damals gegen Hertha II (Berlin lag uns einfach schon immer) über die Bühne als der schöne Carsten 2010 sein erstes Tor für RBL erzielte. Mal schauen, ob Forsberg auch noch Nummer 1250 erzielt.
10) International konnte RBL seit dem Vor-Pandemie Sieg in Tottenham nur zweimal auswärts gewinnen (sieht man mal vom neutralen Atletico Spiel ab). In Basaksehir und in Brügge. Schon etwas schwachbrüstig. Wie in der Liga hat Tedesco scheinbar auch hier den Bann gebrochen.

Nach jedem Sieg besser gelaunt - kann Tedesco am Saisonende dem Joker Konkurrenz machen?
Fazit & Ausblick
Sieben Siege in neun Spielen im neuen Jahr. Es läuft weiter gut für Leipzig und Tedesco. Was wohl ohne die Marsch-Eskapade möglich gewesen wäre? Der Sieg in San Sebastian verdient, wenn auch nicht berauschend. Gegen die massierte Abwehr tat sich RBL lange schwer und in der Schlussoffensive der Basken musste man schon etwas zittern. Über zwei Spiele gesehen kann aber konstatiert werden, dass San Sebastian nur nach Standards traf und RBL ein deutliches Chancenplus aufwies.
Nun also weiter Doppelspielwochen bis zur Länderspielpause. Dem Pokal gegen Hannover nächste Woche folgen die Achtelfinalspiele in der Europa League. Auslosung ist heute Mittag. Die richtige Crunch-Time würde aber erst im April folgen (besonders, sollte man ins Viertelfinale einziehen), denn dann geht es statt Bochum, Fürth und Freiburg gegen BVB, Bayer und die TSG. Was tut man nicht alles für die Chance auf „Titten“…
Nun geht es aber erstmal zu den Bayernbesiegern aus Bochum. Die haben daheim seit September nur einmal verloren (Union), das sollte eigentlich Warnung genug sein, die Ruhrpottler nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Zumal das Verfolgerfeld Leipzig ordentlich im Nacken sitzt, ein Ausrutscher und schon wäre man den CL-Platz wieder los.

Emil der beliebteste Jungenname ... aus Gründen.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – UEFA – FotMob
Statistik
Real Sociedad San Sebastián: Ryan – Zaldúa, Aritz, Le Normand (62. Silva), Zubeldia, Muñoz – Portu (62. Januzaj), Rafinha (84. Sørloth), Zubimendi, Oyarzabal (C) – Isak (90. Djouahra)
RB Leipzig: Gulácsi (C) – Klostermann, Simakan, Orbán, Gvardiol, Henrichs (64. Angeliño) – Laimer (64. Haidara), Kampl (90. Adams) – Olmo (80. Poulsen), Nkunku – Silva (64. Forsberg)
Schiedsrichter: Anthony Taylor (England)
Tore: 0:1 Orbán (39.), 0:2 Silva (59.), 1:2 Zubimendi (65.), 1:3 Forsberg (89.) HE
Torschüsse: 10 / 16
Schüsse aufs Tor: 3 / 8
expected Goals: 1,7 / 2,6
Passquote: 84% / 83%
Zweikampfquote: 43% / 57%
Ballbesitz: 48% / 52%
Fouls: 17 / 9
Ecken: 4 / 4
Abseits: 0 / 3
Gelbe Karten: Januzaj / Silva (1), Orbán (1), Kampl (1), Tedesco
Zuschauer: 30.133 (ca. 350 Leipziger)
Rumpelstilzchen
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- 2021/22
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