ERSTER SCHRITT MACHT LUST AUF MEHR

Leipzig - (11.09.2022) Nach den beiden Tiefpunkten gegen Frankfurt und Donezk folgte der Wechsel des Trainerteams. Obwohl Marco Rose nur zwei Tage mit der Mannschaft arbeiten konnte, zeigte diese ein komplett anderes Gesicht und fegte den BVB in einem ausverkauften und im Heimbereich stimmungsvollen Stadion in Richtung Dortmund zurück.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Als Trainer neu bei einem Verein nach zwei klaren Niederlagen mit 8 Gegentoren in 2 Spielen übernehmen und dann gegen Borussia Dortmund, Real Madrid und Borussia Mönchengladbach anfangen. Kann man mal machen, dachte sich Marco Rose. Wohlwissend, dass der BVB schon letzte Saison ein dankbarer Aufbaugegner war, übernahm er unser Team genau vor diesen drei Partien und zumindest gegen sein Ex-Team sollte sich dies auszahlen.
Rose entschied sich für ein 4-2-3-1, wobei er vor allem auf Spieler setzte, welche die Philosophie des Vereins seit Jahren kennen und stärker für Intensität stehen. Intensität, Intensität, Intensität – dies betonte Marco Rose auch heute nach dem Spiel. Einstellung ist nicht Aufstellung und diese ließ insbesondere in den letzten zwei Partien zu wünschen übrig. Letztlich ließ Marco Rose den Fußball spielen, für den RB Leipzig seit Ralf Rangnick steht. Aggressives Pressing, kompaktes Verteidigen, Ballgewinne, schnelles Umschalten und direktes Spiel.
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Dreisatz des Spiels
Das 1:0 durch ein Tor nach Ecke von Willi Orban als Brustlöser, Team und Fans waren aber auch schon zuvor on fire. Über 90 Minuten war RBL aber das griffigere Team und kaufte so dem BVB den Schneid ab. Das Traumtor von Szoboszlai das Sahnehäubchen der Partie gegen einen allerdings auch schwachen BVB. In der 2. Halbzeit verteidigte unser Team konzentriert und machte mit dem 3:0 den Deckel drauf.

Stärke zeigen nach dem Trainerwechsel.
Neu im Bullenstall
Emil Forsberg durfte heute sein Radar im Zentrum der offensiven Dreierreihe hinter Timo Werner anwerfen und präsentierte sich mit starker Leistung. Dynamisch, kreativ und natürlich ballsicher sowie mit feinen Pässen.
David Raum zeigte heute erstmals warum er nach Leipzig gekommen ist, auch wenn er auf engem Raum unter Druck noch Probleme hatte Lösungen zu finden. Die höhere Dynamik in unserem Spiel kam David Raum in besonderem Maße zu Gute. Wie so oft viel unterwegs, aber endlich auch gut eingebunden und mit vielen guten Aktionen.

Zurecht beste Laune bei Xaver!
Die drei besten Kicker aus der schönsten Stadt der Welt
Schlager: Warum Xaver Schlager wochenlang auf der Bank gesessen hat, ist nach diesem Spiel noch schwerer zu erklären. Er hielt zusammen mit Konrad Laimer das Zentrum dicht, was die Basis für ein Spiel ohne Gegentor war. Viele Ballgewinne aus dem Zentrum sorgten für die Kontersituationen in die insbesondere Timo Werner immer wieder geschickt wurde.
Laimer: Wo Schlager gestern nicht war, war Konrad Laimer. Siehe oben, zusammen waren sie der Staubsauger vor der Abwehr und Impulsgeber für die Offensive.
Szoboszlai: Zuletzt gegen Donezk schon einer der besseren, aber heute an allen 3 Toren beteiligt. Ecke zum 1:0 auf Orban, Weitschusstor zum 2:0 und beim 3:0 mit der Balleroberung und dem ersten Pass. Wäre schön, wenn er Konstanz in seine Leistungen bringt, das Potenzial ist da und mit Rose ist jetzt ein Trainer bei uns, der ihn seit der U16 kennt.

Auffällig gute Stimmung bei den Rasenballern.
Luft nach oben
Nkunku: Nkunku hatte natürlich auch die ein oder andere Nkunku-Aktion, aber zusammen mit Werner hat er bisher noch keine richtig gute Partie gemacht. Gestern als hängende Spitze halbrechts hinter Werner positioniert, war er weniger ins Spiel eingebunden. Im Pressing könnte er auch aktiver sein.
Werner: Seine Sprints waren Gift für Dortmund, da sie immer mit dem schnellen Ball nach vorn rechnen mussten. Was Werner allerdings aus den Situationen machte, blieb überschaubar. Aus halbrechter Position allein vor Meyer schießt er neben das Tor in der 1. Halbzeit und in der 2. Halbzeit muss er den Ball zu Nkunku durchstecken, schließt aber selbst mit einem Schuss ans Außennetz ab.
Auf der Suche nach einem 3. Namen ist mir niemand eingefallen, gut so. :)
Tweet des Spiels
Was soll man dazu sagen? Unser Spiel hat (wieder fast) alles: Kampf, Leidenschaft, Wille, Ballbesitz (nicht zum Selbstzweck), aggressive Nadelstiche mit Speed nach vorn, Kombinationen, Verlagerungen u nach hinten raus auch defensiv sicherer.U wir haben ein defensives MF.🥲#RBLBVB
— Justgroovy (@justgroovy20th) September 10, 2022
Achtung, erhöhte Euphoriegefahr aktuell in LE.
Champagner statt Bier – die Fans
Das Stadion mit 47.069 Zuschauern ausverkauft und auch die Ticketbörse war leer. Die Stimmung von Minute 1 bei uns bestens, so dass kein Zweifel bestand wer heute dieses Spiel gewinnt. Marco Rose betonte es auch, dass man bei uns einiges im Stadion entfachen kann. Wenn wie heute das Zusammenspiel aus Mannschaft und Fans so funktioniert, dann werden nur wenige Teams bei uns punkten. Nach dem Spiel wurden Team und Trainer lautstark gefeiert.
Sooo schön! Sooo schön!
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 11, 2022
Zurücklehnen. Anschauen. Genießen. #RBLBVB pic.twitter.com/AFStwCKzvs
Ein Sieg als echter Brustlöser.
Pfeife des Spiels
Sven Jablonski mit einer insgesamt guten Leistung. Es hätte vielleicht noch einen Elfmeter für Timo Werner in der 1. Halbzeit nach einem Schubser geben können, aber eine klare Fehlentscheidung war es nicht.
„Dank Domenico und einem Wunder ist der Pokal nun endlich unser - Danke #Tedesco“, schrieben die RB-Fans. Verabschiedung mit Stil. #RBLBVB #RBLeipzig pic.twitter.com/YHPxDowD0w
— RBlive! (@rb_live) September 10, 2022
Trotz Ablösung gebührt Tedesco ewiger Dank für den ersten großen Titel der Vereinsgeschichte
Aufgefallen
1) Das war gestern der Fußball, für den RBL eigentlich steht. Die "Oh wie ist das schön-Rufe" lagen nicht nur am Ergebnis, sondern auch an der Art zu spielen, welche das gesamte Stadion mitgerissen hat, außer den Gästeblock.
2) Fast 30 Minuten haben die Fans nach Marco Rose gerufen, wohlgemerkt nach dem ersten Spiel. Das kann man natürlich rein sachlich für viel zu früh halten, spiegelte aber die Stimmung im Stadion und die Freude über die gezeigte Leistung wider. Dazu zeigt es auch, dass Marco Rose nicht nur aufgrund seiner Leipziger Herkunft sehr beliebt in seiner Heimat ist. Rose unterbrach kurz sein 2. Interview auf dem Spielfeld, winkte und klatschte in die Kurve und ließ sich im Gegensatz zu Marsch nach dem ersten Heimsieg noch nicht direkt davor feiern. Klar in jedem Fall, ist Rose erfolgreich, kann hier ähnlich wie mit Ralph Hasenhüttl eine enge Beziehung zwischen Fans und Trainer entstehen, was für beide Seiten sehr schön wäre.

Szobo mit dem feinen Fuß, den wir aus Salzburg kennen, Trainer damals: Marco Rose.
3) Wichtig aber auch sich für die Arbeit bei Domenico Tedesco zu bedanken. Er wird immer der Trainer bleiben, der uns den Pokal geholt hat, uns ins Europa League-Halbfinale führte und die Qualifikation zur Champions League klar machte. Danke Domenico und alles Gute!
4) Wer die letzten beiden Partien gesehen hat, muss sich gestern allerdings auch veralbert vorgekommen sein. So war die gestrige Intensität der Spieler auch unter Domenico Tedesco erlaubt, die er ja insbesondere nach dem Spiel in Frankfurt kritisierte. Offensichtlich hat das Team ein zweites Mal innerhalb eines Jahres mit dem Trainer gebrochen und deshalb nicht die letzten Prozent mehr rausgeholt. Bei allem Jubel über den tollen Sieg gegen den BVB, das wirft auch Fragen zum Charakter des Teams auf. Aus Fansicht wäre es das nächste Mal schön, wenn man vorher Bescheid gibt, dann kann man sich die Fahrt nach Frankfurt oder zum Heimspiel am Dienstagabend 21:00 Uhr auch gleich knicken. Man kann nicht immer eine gute Leistung erwarten, aber dass jeder Spieler alles versucht, um ein Spiel zu gewinnen.
Treffen der Legenden gestern mit @TimThoelke. Schön zu sehen, dass die alten Verbindungen noch bestehen.
— RB-Fans.de 🏆 (@rb_fans) September 11, 2022
Wer bekommt alle Namen der Runde zusammen? pic.twitter.com/gBHOEjaMDe
Mit so vielen Glücksbringern im Stadion konnte ja nichts schiefgehen, auch Ralf Rangnick war im Stadion.
5) Bei der gestrigen Partie muss auch die Leistung des BVB miteinbezogen werden. Aufgrund der Ausfälle von Malen, Adeyemi und Hazard fehlte in der Offensive natürlich das Tempo, aber so schwach hat man den BVB selten gesehen. Diese Leistung nach der Transferoffensive war eine einzige Enttäuschung. Der 3. Sieg in Folge für RBL gegen den BVB, die Borussen damit ein echter Aufbaugegner für uns.
6) Spannend, dass Rose den Kader als zu klein bewertet. Domenico Tedesco kam zumindest im zentralen Mittelfeld zu einer anderen Einschätzung. Gut, Rose lässt natürlich auch mit einer anderen Intensität spielen, weshalb eine höhere Zahl an frischen Spielern nötig ist.
Erstes Spiel, erster Sieg, erste Nachspiel-PK für Rose.
7) Erstmals stand Yussuf Poulsen nach seiner Muskelverletzung wieder im Kader! Er wird sicherlich noch die Länderspielpause brauchen, um wieder auf relevante Spielminuten zu kommen, aber das ist gerade mit Blick auf das Programm ab Oktober wirklich eine tolle Nachricht. Mit stärkerem Fokus auf Pressing und Intensität werden auch seine Stärken wieder besser zum Vorschein kommen.

Kann man mal so machen zum Einstand...
Fazit & Ausblick
War das die Wende oder nur ein kurz blühende Rose nach Regen und Sonnenschein in dieser Woche? Marco Rose ordnete die Partie sehr gut ein. Es war ein erster Schritt und nicht mehr. Aufgrund unseres Fehlstarts muss jetzt schnellstens Konstanz in unsere Leistungen rein, um den Punkterückstand aufgrund des Fehlstarts zu verringern. Am Mittwoch geht es nach Madrid und wir werden sehen, ob wir dann zurück in der Realität sind oder weiter auf roten Rosen gehen. Apropos rot: Alle in rot nach Madrid ist das Motto für unser erstes Auswärtsspiel in der Champions League der Saison.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat
Statistik
RB Leipzig: Gulácsi (C) – Simakan (68. Henrichs), Orbán, Diallo (77. Gvardiol), Raum – Schlager, Laimer (85. Kampl) – Nkunku, Forsberg (77. Haidara), Szoboszlai – Werner (85. Silva)
Borussia Dortmund: Meyer – Meunier, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro – Bellingham, Özcan (69. Njinmah) – Wolf (59. Reyna), Reus (C), Brandt (59. Moukoko) – Modeste (87. Can)
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen)
Tore: 1:0 Orban (6.), 2:0 Szoboszlai (45.), 3:0 Haidara (85.)
Torschüsse: 15 / 5
Schüsse aufs Tor: 5 / 0
expected Goals: 1,7 / 0,3
Passquote: 72% / 79%
Zweikampfquote: 44% / 56%
Ballbesitz: 44% / 56%
Laufleistung: 109,5 km / 109,4 km
Sprints: 258 / 270
Fouls: 12 / 6
Ecken: 5 / 8
Abseits: 2 / 0
Gelbe Karten: Laimer (2), Raum (1) / Meunier
Zuschauer: 47.069
Rumpelstilzchen
Permalink:
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- 2022/23
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