3:0 AUSWÄRTSSIEG IN WOLFSBURG FÜR DIE LEIPZIGER

Wolfsburg - (19.02.2023) Mit einem späten aber nicht minder souveränen Auswärtssieg in Wolfsburg meldet sich RB Leipzig im Kampf um die Spitzenplätze zurück. Drei Tore stehen auf der Habenseite und mit breiten Schultern können die Bullen die nächsten, schweren Aufgaben angehen.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Mancher erinnert sich in dieser Kategorie taggenau zwölf Jahre zurück. Am 18.02.2011 verlor RB Leipzig zu Hause gegen Holstein Kiel mit 5:1. Ein Spiel was tief im Gedächtnis der Alteingesessenen eingebrannt ist. Klirrende Kälte, wenig Zuschauer, brutal ausgekontert und neues Liedgut machten diesen Tag zu einem Meilenstein in der Geschichte von RB Leipzig.
Etwas kürzer zurück geblickt, ist festzustellen, dass die Serie von immerhin 18 ungeschlagenen Spielen in Folge riss und RBL nun wieder eine neue Serie starten muss. Damit es keine negative Serie wird, stehen zum Glück wieder Willi Orban nach seiner vorbildlichen Stammzellenspende und Nkunku nach Knieverletztung zur Verfügung.
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Dreisatz des Spiels
Aus einer guten, Achtung neues Fußballmodewort, Statik heraus, ließ RB die Wölfe niemals so richtig in die Partie kommen. Die frühe Führung und die geschlossene Mannschaftsleistung sorgen dafür, dass Leipzig eigentlich viel zu lange auf die Entscheidung des Spiels warten musste, weshalb die Chancenverwertung wohl der nervigste, wenn nicht sogar einzige, Negativpunkt des Auftrittes des Teams gewesen ist. Am Ende steht ein gerechtfertigter und verdienter 3:0 Auswärtssieg gegen den VfL Wolfsburg.
Die drei besten Kicker aus der schönsten Stadt der Welt
Szoboszlai: War sowohl im offensiven als auch defensiven Bereich Dreh- und Angelpunkt im Leipziger Spiel. Oftmals ist er als erster die Wolfsburger angerannt und hat fleißig die Bälle im Angriff verteilt. Seine feine Schusstechnik zeigte er in der 1. Halbzeit mit einem Pfostenfreistoß. Sein verdientes Tor gelang ihm dann noch kurz vor Abpfiff zum 3:0. Von links nach rechts ziehend schob er den Ball gegen die Laufrichtung des Wolfsburger Keepers ein. Als kleines Obendrauf gab es noch den Titel schnellster Spieler des Spiels mit 35,1 km/h.

Szobo lässt alle hinter sich.
Haidara: Ebenso super im Spiel war Amadou Haidara. Der Malier räumte hinten die Bälle ab und leitete die Angriffswellen ein. Ein absolut legitimer Laimer-Ersatz. Der Österreicher wurde erst später eingewechselt und machte den Deckel drauf. Bis dahin hatte Amadou alles im Griff. Kann er diese Leistung konservieren, haben wir bei einem möglichen Abgang des vorgenannten Österreichers definitiv eine interne Lösung in der Hand.
Schlager: Der andere Österreicher fiel ebenfalls positiv auf und ergänzte sich im Zentrum ideal mit seinem Nebenmann Haidara. Schlager setzte mit seiner gewohnt kämpferischen Einstellung seine ehemaligen Kollegen aus der Autostadt ordentlichen unter Druck. Xaver ist derzeit nicht aus der Startelf heraus zu denken, da sein Einsatz maßgebend für den Erfolg der Leipziger ist. Bemerkenswert auch sein Ballgewinn vor dem 3:0, zu dem er auch die Vorlage lieferte.
Luft nach oben
Silva: Der Portugiese hat leider irgendwo zwischen Frankfurt und Leipzig seine Kaltschnäuzigkeit verloren und tut sich schwer zum Torerfolg zukommen. Sein Auftritt ansonsten richtig gut. Er arbeitet viel für die Mannschaft, holt sich Bälle von hinten, vertendelt sich ab und zu mal aber ist immer gut im Spiel. Nur der Ball geht nichts ins Netz. In der ersten Halbzeit kann er aus 5 Metern einen Abpraller von Casteels nicht verwerten. In der zweiten Halbzeit schießt er einen Wolfsburger auf der Torlinie an. Alles in Allem ist die Chancenverwertung sein aktuelles Unglück.

Zwar selbst kein Tor, aber wichtiger Bestandteil des Teams - André Silva.
Klostermann: Die Rolle des offensiven Außenverteidigers liegt ihm wohl nicht. Entsprechend konnte er wenig Input nach vorn einbringen. Defensiv im Verbund mit den Mitspielern eine gute Leistung, im Spiel Richtung gegnerisches Tor kam wenig raus.
Raum: Man könnte dasselbe wie bei Klostermann auch für Raum schreiben. Auch er war defensiv da, im Offensivbereich eher blass. Beide Außenverteidiger sind überspitzt formuliert den beiden starken Zentrumsspielern zum Opfer gefallen. Diese trugen den Ball weitestgehend durch die Mitte nach vorn, wo dann Forsberg und Szoboszlai die Bälle übernahmen.
Tweet des Spiels
Leipzig on fire 🔥#WOBRBL pic.twitter.com/Geil5237Bj
— RB Leipzig (@RBLeipzig) February 18, 2023
Auswärts bereits ein Klassiker.
Champagner statt Bier – die Fans
Über 2.000 Fans sind am Samstag mit in die Autostadt gereist und waren ordentlich on fire. Nachdem Spiel klar, aber auch schon während der 90 Minuten waren die Leipzig-Fans fast ausschließlich im Stadion sowie im TV zu hören und machten das Auswärtsspiel zum Heimspiel. Mit einem wichtigen Zeichen machten die Anhänger zudem auf den Jahrestag des rechtsradikalen Attentats in Hanau aufmerksam. Rassismus und Antisemitismus haben nirgends in der Gesellschaft Platz.
Hanau ist überall! #SayTheirNames #WOBRBL pic.twitter.com/oMrVWd2Pum
— Christian K 💚 мир 🚩 (@NYCB85) February 18, 2023
Die Leipziger Fans mit einem klaren Statement gegen Rechts.
Pfeife des Spiels
Deniz Aytekin, der aktuell bekannteste und vielleicht beste Schiedsrichter Deutschlands, hatte die Spielleitung in der Hand. Haarige Szenen musste Aytekin nicht bewerten und auch der VAR blieb eine hypothetische Größe, so dass es eine ruhige und souveräne Vorstellung des Schiedsrichters war. Zumindest aus Leipziger Sicht wäre eine etwas lockere Hand an der gelben Karte angebracht gewesen. Teilweise blieb es bei Wolfsburger Tacklings von schräg hinten beim bösen Blick des Referees. Insgesamt war es jedoch eine faire Partie, die Schiedsrichterleistung in Summe daher okay.

Ließ die Leine lang.
Aufgefallen
1) Der 3:0 Auswärtssieg ist leistungsgerecht gewesen. Allerdings hätten die Leipziger gern schon eher den Deckel drauf machen dürfen. Dem frühen 1:0 durch Emil Forsberg in der 14. Minute folgten einige Topchancen. Die Silva-Aktionen und der Pfostenfreistoß von Szoboszlai wurden schon erwähnt. Zudem setzte Orban einen Kopfball aus guter Position neben das Tor und Nkunku freistehend einen Schuss von der Strafraummitte über das Tor. Wenn sich so viele Chancen erarbeitet werden, ist das kein Problem. In engen Spielen könnte die Chancenverwertung jedoch erneut zum negativen Thema werden.
2) Die Joker stechen mit Laimer und Nkunku. Christo der endlich wieder auf dem Platz stand legte für Konrad Laimer auf, der ebenfalls eingewechselt wurde und auf 2:0 in der Schlussphase stellte. Laimer, der aus dem Union-Spiel eine Blessur mitbrachte, wurde lange geschont. Wesentlich wichtiger der Auftritt von Nkunku, der endlich wieder den Leipzigern nach seiner Verletzung aus November zur Verfügung steht. Es mag vielleicht etwas durch die Fanbrille geschaut sein, aber mit der Einwechslung von Nkunku (kam für Silva) war gleich ein anderer Zug im Offensivspiel.
3) Nachdem die Serie von 18 ungeschlagenen Spielen im Heimspiel gegen Union Berlin gerissen ist, wollten die Leipziger eine neue Serie starten. Zum Glück wird es keine Niederlagenserie, was wahrscheinlich ohnehin nicht das erklärte Ziel war. Die unter anderem von Marcel Halstenberg geforderte Leistungssteigerung war klar ersichtlich. RB rennt wieder mehr und geht drauf.
4) Vielleicht ein Punkt der dazu beigetragen hat, die Rückkehr zur Viererkette. Marco Rose entschied sich nach nur einem Punkt aus zwei Spielen mit drei Innenverteidigern wieder für das klassische System. Der Erfolg spricht für sich. Auch in der generellen Spielanlage wirkt das System mit 4 Verteidigern abgestimmter und homogener. Defensiv scheint die Grundordnung besser zu wirken. Die Wolfsburger kamen letztlich nur einmal gefährlich vor das Tor und blieben über weite Teile des Spiels unter Kontrolle des Leipzigers Abwehrverbundes.
5) Leider unangenehm aufgefallen sind Teile der Leipziger Fans auf der Rückfahrt von Wolfsburg nach Leipzig. Im Regio von Wolfsburg nach Leipzig beschmierten mutmaßlich Mitglieder der Fraktion Red Pride den Zug mit Graffiti und hinterließen das Abteil vermüllt von Dosen, Papier und Glasflaschen. Diese Art der Sachbeschädigung nimmt leider auch in Leipzig immer mehr zu. Die Entwicklung zur Anpassung an andere einschlägig bekannte Fanszenen ist besorgniserregend und hier sollte schnell gegengesteuert werden, da dies definitiv nicht zu den Werten einer sonst engagierten Fanszene gehört.
Das war gestern eine absolut tolle Auswärtsfahrt bei der man absolut Stolz auf die über 2.000 mitgereisten Fans sein konnte. Jetzt sieht man solche Bilder vom Zug für den auch wir Werbung gemacht haben. Beschämend. https://t.co/oNvWeIUlO1
— RB-Fans.de (@rb_fans) February 19, 2023
Kein gutes Bild was hier abgeben wird.
6) Wesentlich harmonischer und friedlicher zeigten sich die beiden Kumpel Max Eberl und Jörg Schmadtke. Schmadtke, der nicht mehr Geschäftsführer bei Wolfsburg ist, und Eberl gönnten sich friedlich eine Brezel auf der Tribüne und genossen das Spiel. Da Schmadtke nicht mehr beim VfL angestellt ist, konnte er sich vielleicht sogar für seinen Buddie Max mitfreuen. Auf der anderen Seite sucht RBL ja auch noch einen Sportdirektor. Zur Beruhigung: Wahrscheinlich besser ist es einfach mal Freundschaft, Freundschaft sein zulassen und nicht in die Interpretationsfalle zu tappen.

Verstehen sich gut - Eberl und Schmadtke.
7) Durch den Sieg des SC Freiburgs gegen Bochum bleibt Leipzig auf Platz 5 in der Tabelle. Allerdings rückt die Spitzengruppe geschlossen zusammen, da der FC Bayern in Gladbach verliert und Union lediglich einen Punkt gegen Schalke holt. Wichtig ist auch der Leipziger Sieg, da Frankfurt ebenfalls punkten kann und den Druck aufrechterhält. Noch nicht miteinbezogen ist das Ergebnis von Dortmund, das aktuell gegen Hertha führt. Wie auch immer. Ein Punkt zum minimal Ziel Platz 4 wird stehen bleiben.
Fazit & Ausblick
Der Auftritt stimmt allems in allem positiv für die nächsten Aufgaben die da anstehen. Die Reaktion der Mannschaft nach Spielen die eher so unter der Kategorie "Naja" liefen, ist erfolgt. Das Spiel schien nie gefährdet gewesen zu sein und die Wölfe wurden ordentlich entzahnt. Gut, dass die Messestädter wieder in den Drive kommen, der für die nächsten Wochen definitiv benötigt wird. Manchester City, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund heißen die nächsten Gegner im Spielplan der Leipziger. Ist die Champions League am Mittwoch gegen City gegebenenfalls nur Zubrot, sind die beiden anderen Kontrahenten direkte Mitbewerber auf einen TOP 4 Platz in der Liga. Also auf der einen Seite kein Fallobst und bei der aktuellen Tabellenkonstellation enorm wichtige Spiele. Da haben die Selbstbewusstseinspunkte vom Samstag gegen Wolfsburg sicher gut getan.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat
Statistik
VfL Wolfsburg: Casteels – Baku, Bornauw, van de Ven, Paulo Otavio (46. Lacroix) – Arnold (C), F. Nmecha (74. Ambros), Gerhardt, Waldschmidt (46. Marmoush), Wimmer (59. Svanberg) – Wind (59. L. Nmecha)
Bank: Pervan – Fischer, Franjic, Guilavogui, Lacroix, Marmoush, Svanberg, L. Nmecha, Ambros
RB Leipzig: Blaswich – Klostermann, Orbán (C), Gvardiol, Raum (88. Halstenberg) – Schlager, Haidara (88. Kampl) – Szoboszlai, Forsberg (75. Laimer), Werner (75. Poulsen) – Silva (69. Nkunku)
Bank: Nyland – Henrichs, Poulsen, Laimer, Halstenberg, Kampl, Clark, Simakan, Nkunku
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Tore: 1:0 Forsberg (14.), 2:0 Laimer (85.), 3.0 Szoboszlai (90.+2)
Torschüsse: 7 / 16
Schüsse aufs Tor: 2 / 5
expected Goals: 0,24 / 3,07
Passquote: 81% / 87%
Zweikampfquote: 46% / 54%
Ballbesitz: 43% / 57%
Laufleistung: 123,55 km / 123,30 km
Sprints: 264 / 260
Fouls: 16 / 15
Ecken: 2 / 5
Abseits: 0 / 1
Gelbe Karten: Bornauw / Raum
Zuschauer: 24.831 (ca. 2.000 Leipziger)
tony4arsenal
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