ERNEUTE STOLPERFAHR IN GLADBACH ODER GEHT DIE SIEGESSERIE WEITER?

Leipzig - (22.09.2023) „Telefon-Joker“ Xavi Simons hatte bis jetzt immer eine richtige Antwort parat. Man muss ihn nur anrufen, was zum Glück auch Max Eberl im Sommer getan hat. Von der Vergangenheit nicht geblendet, könnte er wieder mit Loïs Openda und Benjamin Šeško den Unterschied im Offensivspiel auf den Platz bringen. Gegen „Angstgegner“ M’gladbach wäre es (wie zuletzt bei Union Berlin) an der Zeit, nach drei Bundesligapleiten im Borussia-Park endlich mal wieder zu punkten. Mit einem Erfolg würde man ein dickes Ausrufezeichen setzen und sich oben in der Tabelle schon frühzeitig in der Saison etablieren.


Aufreger der Woche
Unsere Rasenballer schweben weiterhin auf der Erfolgswelle und konnten mit dem Auswärtssieg beim Champions League Auftakt in Bern den guten Lauf weiter fortsetzen. Nur drei Tage nach dem Augsburgsieg am vergangenen Wochenende fand man wiederum die richtigen Mittel das Spiel für sich zu entscheiden. Vor allem offensiv scheint man das Fehlen um Christopher Nkunku oder Dominik Szoboszlai kaum anzumerken, eben weil mit Loïs Openda, Xavi Simons und Benjamin Šeško wohl die Lücke vollends geschlossen werden konnte. Vielmehr bringen sie auch neue Impulse ins Spiel. Alles teils unbekannte Variablen, mit der die Gegner noch nicht klarkommen. 16 Tore in den ersten 5 Pflichtspielen, demnach 3 Tore in jedem Spiel. Da muss der Gegner erst einmal gleichziehen oder mehr Treffer erzielen, wenn unsere Rasenballer besiegt werden wollen.
Bemerkenswert auch die Tatsache, dass mit der Dreifachbelastung, der Länderspielpause und der fehlenden unmittelbaren Wettkampfvorbereitung kein zielführendes Training möglich ist, sodass die Spieler während des Pflichtspiels lernen und reagieren müssen, um am Ende des Spiels erfolgreich zu sein. Geschehen nun auch in der Halbzeitpause des Champions League-Spiels in Bern, als unsere Profis lautstark miteinander kommunizierten, um aus der dürftigen ersten Halbzeit (1:1) die richtigen Lehren ziehen zu können. Schließlich hatte man mit dem zweiten Durchgang wieder mehr Spielkontrolle erlangt, ist gemeinschaftlich etwas höher aufgerückt und konnte sich ausreichend neue Torchancen erarbeiten.
Dreh- und Angelpunkt ist weiterhin Xavi Simons, der ein wenig Lionel Messi gleicht. Er ist überall zu finden, leitet fast jeden torgefährlichen Angriff ein, trifft fast bei jedem Spiel und bereitet zudem Tore vor. Nicht zuletzt wird er auch oft als Man of the Match gefeiert. Bleibt zu hoffen, dass er die gesamte Saison fit sowie gesund bleibt und somit weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Saisonziele beisteuern kann.
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— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 19, 2023
Die Ausgangslage
Zuletzt drei Bundesligasiege in Folge nach der anfänglichen Niederlage in Leverkusen und somit Platz Drei in der Tabelle. Eigentlich läuft der Saisonstart für Trainer Marco Rose sehr gut, nachdem die letzten zwei Spielzeiten unter seinen Vorgängern Jesse Marsch und Domenico Tedesco eher holprig waren. Dabei hat Marco Rose einen großen Kaderumbruch zu meistern.
Mit Christopher Nkunku, Joško Gvardiol, Dominik Szoboszlai, Konrad Laimer, Marcel Halstenberg und André Silva sind namhafte Abgänge zu verzeichnen. Dazu fehlen mit Amadou Haidara, Dani Olmo, Willi Orbán und Lukas Klostermann weitere Leistungsträger zuletzt verletzungs- und krankheitsbedingt. Wenn man bedenkt, dass zusätzlich ein formschwacher Timo Werner nicht oder kaum spielt und der wiedergenesene Péter Gulácsi nicht im Tor steht, sollte jedem Betrachter bewusst werden, dass der aktuell gute Saisonstart keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist.
Trainer Marco Rose zurück an seiner alten Wirkungsstätte. Ein herzlicher Empfang ist allerdings nicht zu erwarten.
Großen Anteil am guten Saisonstart hat dabei unsere neue Offensive, die mit Loïs Openda, Xavi Simons und Benjamin Šeško eine zuvor selten gesehene Effizienz im Torabschluss an den Tag legt. Es ist noch die jugendliche Unbekümmertheit und Zielstrebigkeit in den Aktionen dieser jungen Offensivtalente, die keine Zeit bei der Entscheidungsfindung in Tornähe verschwenden und einfach ihr Können abzurufen wissen. Wie zuvor gegen Union Berlin und dem FC Augsburg ruht wiederholt die Hoffnung, in der Offensive auch gegen M‘gladbach den Unterschied aufzeigen zu können.
Allerdings wird es beim Angstgegner Borussia Mönchengladbach alles andere als eine leichte Aufgabe werden, zumal das Champions League-Spiel unter der Woche Kraft gekostet haben dürfte. Schließlich gingen auch die letzten drei Auswärtsauftritte im Borussia-Park allesamt verloren. Es ist eine Wiederkehr für Marco Rose und Max Eberl an ihre alte Wirkungsstätte mit wohl wenig netter Begrüßung.
Im Borussia-Park gab es die letzten Male nichts zu holen – das soll sich dieses Mal ändern!
Der Gegner im Check:
Ähnlich wie bei uns haben auch die Gladbacher mit einem ungünstigen bzw. schweren Startprogramm in der Bundesliga zu kämpfen, dessen Aussagekraft bis einschließlich 6. Spieltag noch relativiert werden muss. Die beiden bisherigen Heimniederlagen stammen von den aktuell besten Bundesligateams Bayer Leverkusen und Bayern München, während man auswärts in Augsburg und Darmstadt jeweils einen Punkt holte. Da reiht sich das nächste Heimspiel gegen unsere Leipziger Rasenballer nahtlos in das schwere Auftaktprogramm mit ein und so hoffen die Gladbacher, im Laufe der Saison dann in den anderen Partien mehr punkten zu können. Diesbezüglich findet man sich mit nur zwei mageren Pünktchen aktuell auf Platz 14 in der Bundesligatabelle wieder.
Gleiche Parallelen gibt es auch bei der Umstellung im Kader. Mit Yann Sommer, Marcus Thuram, Jonas Hofmann, Lars Stindl und Ramy Bensebaini verließen namhafte Leistungsträger den Verein. Die Lücken versucht man u.a. mit Jordan (von Union Berlin) und Tomas Cvancara (Prag) zu schließen. Auch auf der Trainerposition handelte man und nahm den früheren Leverkusen-Trainer Gerardo Seoane zur neuen Saison unter Vertrag. Daher gilt in Gladbach ebenso das Motto, seinem neuen Trainerteam und dem sportlichen Umbruch Zeit einzuräumen, will man nicht gleich in Hektik verfallen und die Flinte ins Korn werfen.
Bisher spielte Gladbach-Coach Gerardo Seoane fast ausschließlich ein 4-2-3-1 System, wie sein Trainerkollege Marco Rose auf Leipziger Seite. Nur gegen Bayer Leverkusen entschied man sich für eine Dreier-/Fünferkette und hatte dabei überhaupt keinen Zugriff aufs Spielgeschehen. Ähnlich wie Yussuf Poulsen steht auf Gladbacher Seite mit Tomáš Čvančara ein 1,90 Meter großer Stürmer als Zielspieler parat, der Bälle festmachen, verteilen oder auch erfolgreich abschließen kann. Mit aktuell drei Treffern und einer Torvorbereitung ist er bester Gladbacher Torschütze. Allerdings plagt Tomáš Čvančara eine schwere Quetschung im Oberschenkel, die er sich im letzten Punktspiel in Darmstadt zuzog. Insgesamt kommt mit RB Leipzig eigentlich ein Lieblingsgegner und hofft, endlich den ersten Dreier in dieser Saison einfahren zu können.
#Seoane: Manu #Koné hat ebenso wie Chris #Kramer in dieser Woche wieder voll mittrainiert. Ich denke, dass beide Spieler am Wochenende zur Verfügung stehen werden. Nichtsdestotrotz fehlt ihnen die Spielpraxis. Diese müssen sie zurückerlangen. #BMGRBL pic.twitter.com/Vm7b2XUzgt
— Borussia (@borussia) September 21, 2023
Orientieren wird sich Gladbach-Coach Gerardo Seoane dabei wohl an den letzten drei Heimauftritte der Fohlen gegen unsere Leipziger Rasenballer, die allesamt gewonnen werden konnten (1:0, 3:1, 3:0). Profitieren könnte man diesmal vom Leipziger Kräfteverschleiß, die am Dienstag schon im internationalen Wettbewerb antreten durften und zudem zweimal hintereinander auswärts den Reiseaufwand auf sich nehmen mussten. Eine unmittelbare Wettkampfvorbereitung ist auf Seite der Leipziger kaum möglich, im Gegensatz zu den Gladbachern, die sich gezielt nur auf dieses Bundesligamatch eine Woche lang vorbereiten konnten.
Insgesamt waren alle vier Bundesligaspiele der Gladbacher geprägt durch Hoch und Tiefs, indem die Tiefs noch die Oberhand haben. Mit dem Punktgewinn in Darmstadt war man Nutznießer einer Roten Karte und konnte somit noch einen 0:3-Pausenrückstand in Überzahl zu einem 3:3 drehen. Aber kadertechnisch fehlen Trainer Seoane gewisse Qualitäten, wie besondere individuelle Fähigkeiten, um auch mal im Eins-gegen-Eins bessere Lösungen und Erfolge aufzeigen zu können. So fehlt ihn u.a. Stammtorhüter Jonas Omlin für einige Monate, nachdem er an der Schulter operiert werden musste. Auch Top-Talent Manu Koné und Christoph Kramer waren zuletzt noch nicht einsatzfähig und wurden vor einer Woche ins Mannschaftstraining teilintegriert. Sie könnten vielleicht eine neue Kaderoption werden für die Gladbacher.
Trotzdem will man mit den Fans im Rücken nun endlich auch daheim punkten und hofft dabei auf den einen oder anderen Fehler auf Leipziger Seite, begründet durch deren Kräfteverschleiß, auch in Bezug auf den Kaderengpass im Leipziger Defensivbereich.
Form von RB Leipzig:
Never change a winning team oder Zeit für Rotation? Trainer Marco Rose darf aktuell sein Team in höchsten Tönen loben, auch wenn nicht über die komplette Spielzeit die Spielkontrolle gehalten werden kann. Am Ende stand immer ein deutlicher Erfolg zu buche und etwaige Unzulänglichkeiten während des Spielverlaufs sollte man dem neu formierten Team natürlich noch einräumen. Schließlich beginnt jedes Spiel von Null und über einen gewissen Abnutzungskampf, indem man sich dem Gegner physisch sowie taktisch stellen, auf seine Stärken reagieren und dabei seine eigenen Fähigkeiten hervorbringen muss.
Marco #Rose: "Mir gefällt das schon seit ein paar Wochen, wie wir mit Widerständen umgehen.
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 19, 2023
Wir spielen ohne unseren Kapitän und ohne #Olmo.
Wir verteidigen unser Tor fleißig und zeigen unsere Qualität nach vorne.
Das hat etwas von einer Krieger-Mentalität.
Die letzten Siege… pic.twitter.com/hyZvidRgzt
Die Zeit zum Rotieren dürfte bald kommen, aber wohl erst im Pokalspiel gegen Wiesbaden eintreten. Solange die Kräfte noch vorhanden sind und auch der Erfolg für sich spricht, sollte man bei der Schwere der Aufgabe im Borussia-Park das zuletzt eingespielte und erfolgreiche Team von Beginn an weiter antreten lassen. Natürlich liebäugelt der ein oder andere Fan Benjamin Šeško mal von Beginn an zu bringen und dafür einen anderen Stürmer zu opfern, aber es ist aktuell ein Luxusproblem, indem auch ein Yussuf Poulsen zu überzeugen weiß. „Yussi“ hat gewisse dreckige Aufgaben, die er zu erledigen imstande ist und er macht seine Gegenspieler dabei auch müde.
„Kriegermentalität“ beweisen zu diesem Zeitpunkt eigentlich alle RB-Profis. Und sie laufen dabei zur Höchstform auf. Beispielhaft glänzt ein David Raum im Vergleich zur Vorsaison, sodass er schon fast wie ein Neuzugang gilt. Auch Kevin Kampl zeigt sich gerade in Bestform und Leader auf dem Platz. Benjamin Henrichs wurde nebenbei wieder zur Nationalmannschaft berufen und knüpft dort nahtlos an die gezeigten Leistungen im Leipziger Dress an. Allesamt Beispiele, die aufzeigen, dass die ergriffenen Maßnahmen von Trainer Marco Rose wirken und mit den Neuzugängen harmonieren können.
🅰 Torvorlage 🆚 Leverkusen
— RB Leipzig (@RBLeipzig) September 20, 2023
🅰 Torvorlage 🆚 Stuttgart
🎯 Treffer 🆚 Augsburg
🅰 Torvorlage 🆚 BSC Young Boys
💪 Stark, David #Raum! pic.twitter.com/S2BOcR5wbQ
Einziges Manko ist die kleine Kaderbreite im Abwehrbereich, in der sich kein weiterer Defensivspieler mehr verletzen sollte. Zwar sind mit Christopher Lenz und dem wiedergenesenen Lukas Klostermann zahlenmäßig noch zwei Abwehrakteure vorhanden. Den Ausfall eines Willi Orbán oder einen aktuell super aufspielenden Mohamed Simakan würde man trotzdem nicht adäquat ersetzen können. Letztgenannter tritt dabei selbst in die Fußstapfen von Willi Orban und wusste bisher in allen Spielen zu überzeugen, während sein Landsmann Castello Lukeba den Wurf ins kalte Wasser auch gut anzunehmen wusste.
Trotz der angehenden englischen Wochen und Dreifachbelastung ist unser Team gewappnet, auch in der Bundesliga die Spiele weiterhin für sich entscheiden zu können. Zu variabel bietet sich unser Offensivspiel dem Gegner, die den Qualitäten eines Xavi Simons, Loïs Openda oder Benjamin Šeško nicht vollends gewachsen sind. Gladbach war in der Vergangenheit selbst ein Ballbesitzteam und hatte mit Marcus Thuram zudem einen antrittsstarken, torgefährlichen Stoßstürmer. Nach den Abgängen und dem Qualitätsverlust sollten unsere Chancen diesmal besser stehen. Wie bei Union Berlin oder in Bern haben unsere Rasenballer bewiesen, dass sie auch auswärts in einem Hexenkessel bestehen können.
Die Hoffnung ist groß, dass wieder das wahre Offensivpotential abgerufen werden kann. Darin liegt die Stärke neben der Kompaktheit, als Team aufzutreten. Mit einem Sieg würde man den guten Saisonstart weiter krönen und sich schon frühzeitig in der Saison oben in der Tabelle festsetzen. Die Daumen sind gedrückt und mein Tipp lautet daher (wieder) 1:3 Auswärtssieg!
Was läuft wo?
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Radio: http://bullenfunk.fm/
TV-Übertragung: Sky
RBoligei
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