RB LEIPZIG FÜHRT MINDESTSPIELZAHL FÜR DAUERKARTEN EIN - KOMMENTAR

Leipzig - (09.04.2024) Im freien Verkauf sind bei den Heimspielen von RB Leipzig oft alle Plätze verkauft. Der Heimbereich gilt dann als aus(v)erkauft. Ist man dann im Stadion, sieht man trotzdem gerade im Unterrang viele freie Plätze, weil dort die meisten Dauerkarten sind. RB Leipzig hat sich deshalb in einem zweistufigen Modell für eine Mindestspielzahl entschieden, aus Sicht des Autors eine richtige Entscheidung!


Umsetzung Mindestspielzahl
In einem ersten Schritt werden Fans nach Ende der diesjährigen Saison 2023/2024 Dauerkarten entzogen, die bei weniger als 6 Heimspielen genutzt wurden UND bei weniger als 50% der nicht-besuchten Spiele das Ticket nicht in die Ticketbörse gestellt haben. Heißt also, selbst wenn man nie bei einem Spiel war, aber zu mehr als 50% der Spiele anderen Fans die Möglichkeit gegeben hat über die Ticketbörse Tickets zu erwerben, kann man seine Dauerkarten behalten. Hierbei müssen beide Kriterien erfüllt sein, damit die Dauerkarte entzogen wird. 3 Heimspiele gibt es noch, das heißt man kann die Bedingungen auch noch erfüllen, wenn noch nicht die komplett benötigte Anzahl vorhanden ist. Vor der Saison kündigte RB Leipzig in einer Mail an Fans mit Dauerkarte an, dass diese bei Nichtnutzung entzogen werden kann. Nach unseren Informationen sind 700 Fans hiervon aktuell betroffen.
Zur nächsten Saison 2024/2025 gilt eine Mindestspielzahl von 10 Bundesligaheimspielen.
Wann gilt ein Spiel als besucht?
Als ein besuchtes Spiel gilt, wenn man selbst im Stadion war oder das Ticket in der Ticket-App an jemand anderes direkt weitergeleitet wurde. So werden auch Spiele gezählt, wenn man beispielsweise im Urlaub oder auf einer Familienfeier ist und man leitet das Ticket an bekannte Personen aus dem direkten Umfeld weiter.
Wie wurde die Mindestspielzahl abgestimmt?
Im Club-Fan-Dialog fand eine Abstimmung zwischen Fans und Verantwortlichen von RB Leipzig statt. Dabei haben die Verantwortlichen von RB Leipzig den Fanrat frühzeitig mit in seinen Entscheidungen einbezogen, so dass an Stellschrauben gedreht und ein für alle Seiten zufriedenstellender Kompromiss gefunden werden konnte. Im Fanrat sind u.a. Vertreter offizieller Fanklubs, vom Fanverband, aus der aktiven Fanszene, vom Fanprojekt und aus dem Inklusionsbereich dabei. Eine Übersicht zum Club-Fan-Dialog inkl. Protokollen findet ihr auf der Website von RB Leipzig.
Heimbereich offiziell fast ausverkauft, kaum Tickets in der Börse - aber viele freie Plätze
Wie wird das bei anderen Vereinen gehandhabt?
Der BVB hat ebenfalls eine Mindestspielzahl von 10 Bundesligaspielen pro Saison. Der FC Bayern hat in der Vergangenheit ebenfalls Fans die Dauerkarten entzogen, wenn sie bei zu wenigen Spielen waren. Vor der Saison 2014/2015 wurde Fans die Dauerkarte entzogen, die 8 Heimspiele verpasst haben. Es gibt weitere Vereine mit Mindestspielzahl, andere Vereine wählen andere Wege.
Wie soll noch die No-Show-Rate reduziert werden?
Bereits jetzt werden im Durchschnitt 4.500 Tickets pro Spiel über die Ticketbörse verkauft. Zukünftig soll es nur noch einen Ticketshop und nicht mehr zwei geben. Das heißt, die Tickets der Börse erscheinen dann direkt im Ticketshop mit den Tickets im Erstverkauf, so dass der Zugang zu den Tickets vereinfacht wird.
RB Leipzig bietet bis 17.4. die Möglichkeit zum Platzwechsel an. Somit kann bspw. eine Person, die bisher allein saß, zu den Freunden aus dem Fanklub wechseln, wenn Plätze verfügbar sind. Zusammen ist das Stadionerlebnis ja doch am schönsten!
Weiterhin soll Treue belohnt werden. Tickets für Highlightspiele oder Endspiele werden nach dem Besuch der Spiele vergeben. Wer häufig zu den Spielen geht, bekommt die Chance, bspw. Spieler zu treffen. Zudem gibt es eine Sammlerdauerkarte für Fans, die alle 17 Heimspiele besucht haben.
Warum ist die Einführung sinnvoll?
- Die Mindestspielzahl von 10 Bundesligapartien ist von der Anzahl gut gewählt und es ist auch völlig richtig, dass es als Nutzung zählt, wenn man die Karte an eine Freundin oder Freund gibt - im Urlaub oder krank ist jeder Mal. Geht man weniger als 10 Spiele, lohnt sich die Dauerkarte letztlich finanziell nicht, weil man dann über die Tageskarten günstiger kommt. Eine höhere Mindestspielzahl als 10 pro Saison würde den Druck nur unnötig erhöhen auf Dauerkartenbesitzer, was ja auch nicht Sinn der Sache ist. Wir sind hier im Freizeitbereich und da sollte der permanente Stadionbesuch keine Pflicht sein. Lösungen bei längerer Krankheit, Auslandssemester und anderen Spezialfällen wird es geben. Hier einfach ans Kundencenter per Mail oder Telefon wenden und den Fall schildern.
- RB Leipzig hatte zur Saison 2023/2024 32.000 verkaufte Dauerkarten, nur 10.000-13.000 Karten stehen damit im Tagesverkauf für Heimfans zur Verfügung. Somit sind fast immer alle Tickets im Heimbereich verkauft, aber mit Blick ins Stadion, sind trotzdem etliche Plätze frei. Auch wenn die Ticketbörse besser genutzt wird, stehen die Tickets aus der Börse erst kurzfristiger zur Verfügung, Ermäßigungen gibt es nicht und teilweise werden sie gar nicht eingestellt. Somit stehen perspektivisch mehr Karten für Fans zur Verfügung, die aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht die Zeit haben eine Dauerkarte zu nutzen, aber doch immer wieder zu Spielen von RB Leipzig gehen.
- Mit mehr Tageskarten können auch Ticketaktionen besser genutzt werden. Gegen Darmstadt gab es eine Familienticketaktion, nachdem aber alle Tickets im freien Verkauf weg waren, gab es nur noch die Ticketbörse. Dort waren dann nur noch Vollzahlertickets verfügbar und man konnte die Tickets nicht für die Familienaktion nutzen. Viele Plätze blieben am Ende trotz eines ausverkauften Heimbereichs leer.
- Der Hauptteil der Dauerkarten ist im Unterrang. Dieser ist für die Stimmung, die Wirkung im Stadion und TV besonders wichtig. Genau dort sind aber derzeit die meisten Plätze frei, weil Fans, die sich eine Tageskarte kaufen, fast immer zum Spiel gehen und eher im Oberrang sitzen. Die Mindestspielzahl wird sich perspektivisch auf die Auslastung im Unterrang positiv auswirken.
Freie Plätze im Unterrang sind auch für die Wirkung im TV besonders schlecht
Warum wurden die Preise in Sektor D überproportional erhöht?
Sektor D war ursprünglich als zweiter Fanblock gedacht, da war allerdings Sektor B vom Fassungsvermögen auch nur halb so groß. Seit dem Umbau mit Stehplätzen in B ist der Stimmungsfokus komplett auf B geschwappt und es gibt stimmungstechnisch keinen Unterschied zu Sektor A und C. Sektor D wird somit als Unterrang-Block mit Sitzplätzen behandelt, wo die höchste Nachfrage im Stadion besteht. Die Preise sind sicherlich immer noch günstiger als in A und C, aber mittlerweile deutlich höher als früher. Ein wesentlicher Grund für die Preiserhöhung liegt eben auch daran, dass gerade in Sektor D die No-Show-Rate besonders hoch ist, weil günstige Karten offenbar eher mal nicht genutzt werden.
Für Fans, die seit Jahren in D sind und regelmäßig zu den Spielen gehen, ein heftiger Schlag. Dort sind über Jahre Beziehungen entstanden und bei der Erhöhung wird sich das der ein oder andere schlichtweg nicht leisten können oder wollen. Positiv immerhin, dass RB Leipzig die Option für einen Platzwechsel prioritär für Fans ermöglicht. So sind auch Teile des Oberrangs günstiger geworden, in die man wechseln kann oder man geht in Sektor B.
Die Preise bei RB Leipzig sind letztlich dennoch insgesamt sportlich, wenn man die Kaufkraft der Region sieht. Wenn alle Vereine ihre Dauerkartenpreise herausgegeben haben, schauen wir uns das im Vergleich insgesamt nochmal an.
Jupp
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