"VIELE GUTE EINDRÜCKE" – EIN FAZIT DER USA-REISE

New York/Miami - (05.08.2024) Das erste Trainingslager außerhalb Europas ist vorbei. Wir schauen auf die sportlichen Aspekte des Trainingslagers in der USA und blicken auf die positiven und negativen Erkenntnisse der letzten Tage.


Die Vorbereitung ist bekanntermaßen die Grundlage für die kommende Saison. Doch pünktlich zur 15. Spielzeit seit Vereinsgründung veränderte man die strukturelle Ausrichtung innerhalb der Pre-Season. Gemäß des Vereinsmottos „You can do anything“ versuchte man sich nicht nur sportlich weiterzuentwickeln. Auch im Bereich Marketing ging man neue Pfade. Aus diesem Grund verließ man das erste Mal Europa, um sich auf die neue Saison vorzubereiten und flog in die USA. Angesichts der dort ansässigen „kleinen Schwester“ aus New York mit Sicherheit alles außer Zufall. Es war auch nicht nur die erste Reise ins nicht europäische Ausland, es war erstaunlicherweise auch das erste Mal, dass Fans ohne Fanbetreuung die Mannschaft ins Trainingslager begleiteten.

Auch in den USA mit gebrandetem RBL-Bus unterwegs.
Mit Blick auf das sportliche Geschehen lässt sich sagen, dass man zwei unterschiedliche Gesichter zeigte. Nach bis dato zwei Geheimtests gegen Babelsberg und Aue, konnte man sich gegen die beiden Premier League-Vereine Aston Villa und Wolverhampton Wanderers einen ersten Eindruck vom Zustand der Mannschaft machen.
Taktik:
Marco Rose bot in beiden Spielen das gewohnte 4-2-2-2 auf. Jeweils lief die vermutlich beste Mannschaft in der ersten Halbzeit auf. Zumindest, wenn man nach dem Stand der Vorbereitung geht. Gerade gegen Aston Villa merkte man, dass die Mannschaft relativ eingespielt war, auch wenn es einige Spieler gab, die noch nicht hundertprozentig integriert wirkten. Aber gerade die Achse der Mannschaft wirkte schon wieder recht harmonisch. Gegen die Wolves war es dann ein komplett anderer Eindruck. Wenn man dieses Spiel mit drei Adjektiven beschreiben müsste, wären folgende wohl die passendsten: uninspiriert, müde, kampflos. RB wirkte im gewohnten System ausrechenbar und total ideenlos. Zeitgleich wirkte die Defensive rund um Kapitän Willi Orban erschreckend offen und desorientiert. Selbiges gilt aber auch für die anderen etablierten Kräfte in der von den Namen her doch recht ordentlich besetzten ersten Mannschaft. Es war ein Auftritt, der ordentlich Grund zur Sorge geben würde, wenn die Vorzeichen angesichts des doch wohl recht fordernden und strapaziösen Trainingslagers andere gewesen wären. So aber könnte es ein Ausrutscher zur rechten Zeit gewesen sein.

RB Leipzig bei den New York Giants.
Kadersituation:
Ein Grund, warum man die positiven Aspekte hervorheben und die negativen Dinge sachlich und nüchtern aufarbeiten sollte, ist die Kaderkonstellation, mit der man sich in die USA begab. Lediglich 17 Profis bestritten die US-Tour. Rechnet man die drei Torhüter (Peter Gulacsi, Maarten Vandevoordt, Leopold Zingerle) Neuzugang Assan Ouédraogo sowie den eigentlich aussortierten André Silva und den im RB-Profikader angegebenen Nachwuchsspieler Nuhu Jatta raus, kommt man auf elf Feldspieler, die letzte Saison eine mehr oder weniger große Rolle im Profikader spielten. Des Weiteren nahm Marco Rose neun Nachwuchsspieler mit. Dass Automatismen da keine Selbstverständlichkeit sind, sollte allen klar sein. Umso wichtiger wird jetzt die kommende Zeit der Vorbereitung bis zum Pokalspiel in Essen, wenn hoffentlich weitere Spieler fit aus dem wohlverdienten Urlaub zurückkehren und wichtige Personalentscheidungen getroffen wurden.
Insbesondere zwei Spieler wussten in den Testspielen zu überzeugen:
Neuzugang Assan Ouédraogo zeigte gleich, warum man ihn in Leipzig nicht nur als Zukunftsperspektive, sondern als Soforthilfe sieht. Dass er die ganze Vorbereitung über schon überzeugt, ist dank der Medien - trotz der bisher spärlich gesäten öffentlich zugänglichen Eindrücke (nochmal Stichwort Fannähe) – nichts Neues. Dennoch war es schön zu sehen, dass er sich direkt zurechtfand und spielte, als sei er schon länger im Verein.
Auch ein weiterer Offensivspieler wusste auf sich aufmerksam zu machen. Der erst 16-jährige Viggo Gebel war im zweiten Testspiel DER Lichtblick in einem ansonsten ernüchternden Testspiel. Quirlig, mutig, körperlich robust, so präsentierte er sich gegen die Wolves. Ja, Jugendspieler im Profikader sind bisher wirklich keine Erfolgsgeschichte bei RB, dennoch darf man sich über eine so reife und starke Leistung wirklich freuen und sollte den gebürtigen Schkeuditzer auf jeden Fall auf dem Schirm haben.

Mannschaftsfoto vor dem Spiel gegen Wolverhampton mit Viggo Gebel und Lionel Voufack aus der U19.
Doch leider fielen auch auf der US-Reise zwei Spieler auf, die es weiterhin schwer haben:
Winterneuzugang Eljif Elmas tut sich weiterhin schwer. In beiden Testspielen konnte er in Abwesenheit der etatmäßigen Zehner Xavi, Dani Olmo und Christoph Baumgartner leider nicht zeigen, dass auch er mittlerweile gut in der Mannschaft eingebunden ist.
Dass André Silva und RB Leipzig bisher eher keine Lovestory sind, ist keine Neuigkeit. Auch die Leihe nach San Sebastián war nicht das, was man sich erhofft hatte. Zwar zeigte sich Silva in den Tests bemüht und hatte auch einige gute Aktionen und ein Tor als Erfolgserlebnis. Dennoch fiel auch er ab im Vergleich zu den anderen und auch bei ihm zeigte sich die eher schwache Einbindung ins Spiel. Es bleibt dabei, Silva wirkt in Leipzig bisher glücklos und ist vermutlich Verkaufskandidat Nummer eins.
Fazit:
Dass es in diesem Trainingslager nicht nur ums Sportliche ging, war den Verantwortlichen bewusst. Einige positive Erkenntnisse für den sportlichen Bereich konnte man auch für die Rückkehr nach Leipzig mitnehmen. Müde Beine aufgrund von Reisestrapazen waren vermutlich genauso einkalkuliert. Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, war es wahrscheinlich ein erfolgreiches Trainingslager. Auch, dass einige Spieler überzeugen konnten, ist definitiv ein positives Zeichen. Fraglich bleibt, wieviel Beachtung man dem enttäuschenden 0:3 gegen die Wolves schenken sollte. Da werden die nächsten zwei Wochen mit dem Test gegen Paris und dem ersten Pflichtspiel in Essen schon eher aussagekräftiger sein. Erst recht, da bis dahin viele etatmäßige Spieler zurück sein werden. So kann man die sportlichen Erkenntnisse aus dem Trainingslager getrost frei nach Goethe zusammenfassen: „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor“.
Der wahre Fan
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