NUSA‘MMER IN RUNDE 2

Essen - (18.08.2024) Wenn man mit Rumpfkader zu unterklassigen Gegnern quer durch die Republik reist, dann heißt es: 1. Runde DFB Pokal für unseren geliebten RasenBallsport!


Auch wenn ich jede, mittlerweile 5 Jahre zurück liegende, Zahnwurzelbehandlung dem frühen Aufstehen vorziehe, quälte ich mich nach mehrmaligem Drücken der „Schlummer“-Taste doch aus dem Bett. 6:30 stand auf dem Handydisplay.
Duschen, frühstücken, Trikot, Schal und, ganz wichtig, Powerbank einpacken, und ab aufs Fahrrad in Richtung Busparkplatz. Geplante Abfahrt 7:30 Uhr mit dem Gefährt des Fanverbandes. Eintrittskarte gab es in Papierform kurz vor der Abfahrt. Dem modernen RB-Ticket-Team kräuseln sich da die Fußnägel. Rot-Weiß Essen bietet zwar ein mobiles Ticket an, man kann es aber nur per Ausdruck am Stadion-Einlass scannen, so die Vorab-Info von RB. Selbst die Verwirrung ist da verwirrt.

7 Stunden, um nach Essen zu kommen – eine Fahrt, die man nur für den einzig wahren Rasenballsport auf sich nimmt. Das meint man auch bei Aufziehvogel zwischen den Zeilen zu lesen.
Rein in den Bus, allen mehr oder weniger Bekannten „Moin“ gesagt, Platz gesucht, Handy angemacht. Einen Artikel hatte ich mir da als Lesezeichen bei „X“ gespeichert. Lektüre für die knapp 7-stündige Fahrt. RWE-Blogger „Catenaccio 07“ schreibt da folgendes: „Das ungeliebte, neureiche Dosenabsatzkonstrukt gegen den alten Leidenschaftsverein (…) im DFB-Pokal hast du als Gegner an der Hafenstraße grundsätzlich erst dann gewonnen, wenn kein Bier mehr ausgeschenkt wird und du im Bus zum Flughafen sitzt.“ Zitat Ende. Nette Zeilen, denen ich, von der üblichen Dosen-Theatralik mal abgesehen, völlig zustimme.

Feucht fröhlich auf den Rängen und auf dem Platz.
Denn wie so oft bekommen es unsere Elsterkicker in Runde 1 mit einem vergleichsweise harten Brocken zu tun. In Osnabrück 2015 brachte uns nur ein Feuerzeug in Runde 2 und in Dresden freut man sich heute noch über geworfene Rinderköpfe und Kutschke-Aufhol-Tore. Doch all das liegt weit zurück. Die letzten 7 Male wurde die Erstrunden-Hürde vom Taurin- Ross mehr oder weniger souverän übersprungen.
Rot-Weiß Essen also als nächster Challenger. Manche RB-Fans sprachen zwar von „einem weiteren Testspiel“ oder einer „99,99%igen Chance aufs Weiterkommen“. Ich bin da naturgemäß zurückhaltender. Gerade wenn der Gegner bereits 2 Ligaspiele (1N, 1S) hinter sich und wir eine dürftige Sommertest-Bilanz hinter uns haben.

Zumindest der Inhalt war OK.
Im Bus war die Stimmung gut, die Fahrt lang. Einen kurzen, aber weitreichenden Aufreger gab es dann, als Auskünfte des Fanverbandes über Fan-Themen die Runde machten, auf „X“ vorschnell und unvollständig landeten und später dann wieder gelöscht wurden. Im Bus wurde via Zwiegespräch zwischen den beiden „Parteien“ korrigiert und der entstandene kleine Zwist ad acta gelegt.
Ja, ja, "Hass auf Bullenschweine". Nehmt das, ihr Honks! #RWERBL pic.twitter.com/S7PSEYBbZl
— Irish Star (@LEZwenn) August 17, 2024
Nicht alle sind noch gedanklich in der Vorwendezeit gefangen.
Erfahrungsgemäß wird es dann je näher das Ziel kommt etwas hektischer auf dem Asphalt, so dass uns ein einzelner Polizist mit Zweirad sicher zur „Hafenstraße“ leitete. Einlass war kein Problem, Ordner freundlich, Currywurst kam 4€ (lecker!) und das Kaltgetränk entnahm man einem mit RWE-Logo verzierten Becher. Die Idee dieses Stück für 2€ mit nach Hause zu nehmen stand für mich im Gegensatz zu anderen Devotionalien eher nicht zur Debatte. Und da das ganze hier kein Spiel- sondern ein Erlebnisbericht ist, bleiben dem Autor dieser Zeilen eigentlich nur 2 Fragen: warum spielt man nach starker Vorbereitung von Klostermann als IV eben mit diesem auf der rechten Seite? Und: wann kommt endlich jemand, der gefährliche Standards tritt? Freistöße und Ecken können wie gewohnt eigentlich direkt dem gegnerischen Torhüter überlassen werden. Von der Chancenverwertung mal ganz abgesehen! Dass man durch Fehlschuss über Fehlschuss das Heim-Publikum natürlich wieder ins Boot holt, ist bekannt. Manch giftige Kommentare von den Heim-Rängen wurden unsererseits vereinzelt mit „Wessischweine“ gekontert. Dass ich das kein Deut besser und nach knapp 35 Jahren Wiedervereinigung tatsächlich lächerlich finde, muss ich hier einfach mal loswerden. Sorry not sorry!

Am Ende wurde es dann deutlich...
Ansonsten war der Support gut, zumal es im Vorfeld ja Diskussionen gab, ob sich überhaupt jemand mit Megafon auf den Zaun stellen würde. Wie das in den kommenden Spielen aussehen wird, ist eine der großen Fragen, die sich wir RB Fans stellen. Ich bin da optimistisch und wäre sehr froh, wenn endlich alle Fans, egal in welcher Form sie den Verein unterstützen, an einem Strang ziehen würden. Denn nur gemeinsam ist man stark, 5€ kommen gerne ins Phrasenschwein!
Der kommende Saisonhit? Jedenfalls, wenn es nach @justgroovy20th geht!
Neuzugang Antonio Nusa macht nach Einwechslung natürlich mit seinem ersten Torschuss das Ding rein, den Deckel drauf, und Beinahe-Bayern-Neuzugang (wer glaubt das eigentlich immer noch?) Xavier Quentin Shay Simons schraubt diesen nochmals fest. Davor hatte Šeško die frühe Führung der Gastgeber mit seinem achten Pflichtspieltor in Serie (seit Anfang April) ausgeglichen. Am Ende feiern alle im Block, sowohl Heim- als auch Gäste. Die einen ihre aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, die anderen den erwarteten Einzug in Pokalrunde 2! Reicht es diese Saison wieder für Berlin? Schwer zu sagen, steht und fällt mit Losglück und Spieldominanz. Von letzterem sind wir zu dem frühen Zeitpunkt noch ein wenig entfernt. Ein Wort noch zu den Rot-Weißen aus NRW: schönes Stadion, unaufgeregter und fairer Stadionsprecher und eine Playlist, die der ein oder anderen aus der RB-Bubble durchaus gefallen hätte. Grüße gehen raus!
#RWERBL https://t.co/VbP4OpCQm4 pic.twitter.com/azBRaY1Umk
— RBoligei (@BoligeiR) August 17, 2024
Antrag an die DFL zur Änderung des Logos ist raus.
Fazit: rund 1.100 Auswärtsfans, das an einem Samstag um 15:30 Uhr bei perfekten Bedingungen sind wirklich enttäuschend. ABER: die, die mitkommen, machen ordentlich Stimmung und auch mit den im Vorfeld durchaus mit Respekt erwarteten Essen-Fans kam man „gut klar“. Die von einigen RB-Fans vielleicht immer noch mit Angst überschattete Fahrt in den tiefen Westen der Republik kann ich so nicht (mehr) teilen. „RasenBall - überall!“ dann also gerne in Leverkusen, Pauli oder international. Es lohnt sich!
Am Ende natürlich auch in der Höhe ein mehr als verdienter Sieg.
— Niklas (@gNiklas43) August 17, 2024
Die Chancenverwertung war heute mal wieder mehr als RB typisch.
Nusa und Silva mit einem guten Impact nach der Einwechslung.
In der Defensive gibt es noch ein paar Fragezeichen zu lösen.#RWERBL #RBLeipzig https://t.co/sIHPtGg5jg
Kicker – Sofacore – RBL – FotMob – fbref – PK
Statistik
Rot-Weiss Essen: Golz – Schultz, Arslan, Kaparos (67. Eisfeld), Vonic, Safi (67. Wintzheimer), Brumme, Voufack, Rios (77. Celebi), Müsel, Kraulich
Bank: Springer, Wienand – Kourouma, Kaiser, Berisha, Swajkowsk
RB Leipzig: Gulácsi – Simakan, Orban (C), Klostermann (65. Henrichs), Raum (65. Lukeba) – Kampl, Seiwald – Xavi (88. Gebel), Haidara (83. Nusa) – Openda, Šeško (83. Silva)
Bank: Zingerle, Vandevoordt – Jatta
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Tore: 0:1 Safi (2.), 1:1 Šeško (12.), 2:1 Openda (40.), 3:1 Nusa (84.), 4:1 Xavi (87.)
Torschüsse: 12 / 17
Schüsse aufs Tor: 3 / 11
Großchancen: 1 / 9
Passquote: 83% / 90%
Zweikampfquote: 44% / 56%
Ballbesitz: 42% / 58%
Fouls: 10 / 8
Ecken: 3 / 5
Abseits: 1 / 3
Gelbe Karten: Arslan (1), Alonso (1) / Henrichs (1)
Zuschauer: 17.000 (ca. 1.100 Leipziger)
toby4mvp
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20240818-spielbericht-essen.html
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