ZAHNLOS VERABSCHIEDET – NIEDERLAGE IN GRAZ. DIE SIEBTE!

Leipzig - (30.01.2025) Mit der siebten Niederlage aus acht Spielen beendet RB Leipzig diese Champions League Saison und belegt Tabellenplatz 32. Auch in Graz wirkten unsere Rasenballer vor allem in der Spielgestaltung und Offensive konzept-, wirkungs- und torlos. Die Partie war ein Spiegelbild der gesamten Saison. Auch wenn es um nichts mehr ging, zeigte das Team keinerlei Entwicklung und stagniert weiterhin auf niedrigem Niveau.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
„Siegen für den Flow“ hieß es auf der Pressekonferenz von RB-Trainer Marco Rose vor dem letzten Champions League Spiel in dieser Saison. Er sieht seine Mannschaft auf dem richtigen Weg, „die echt auch Schritte nach vorne macht“ und möchte diesen Flow gerne weiterführen sowie in die Bundesliga mitnehmen. Rein statistisch hatte dieses letzte Champions League Spiel keine große Bedeutung mehr. Aber es ging noch um ein paar Millionen, um Prestige, um die Ehre und nach dem letzten 2:1 Sieg gegen Lissabon sowie das 1:1 gegen Leverkusen, die kleine Ungeschlagen-Serie weiter fortzuführen.
Personell fehlte Kevin Kampl, der sich im letzten Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen sein linkes Bein vertreten hatte und seither mit Wadenproblemen zu kämpfen hat. Auch Eljif Elmas war nicht an Bord, der zu Vertragsgesprächen und einem bevorstehenden Wechsel zum FC Turin weilte, aber im Großen und Ganzen eh keine Kaderoption für Marco Rose mehr war. Alternativ reiste aber Castello Lukeba mit, der seinen Muskelbündelriss nun auskuriert zu haben scheint und langsam wieder herangeführt wird. Im Leipziger Tor stand indes wieder Maarten Vandevoordt. Es ist sein 6. Einsatz schon in dieser Saison als Nummer Zwei und alle Partien konnten bis dato mit ihm erfolgreich gestaltet werden.
🇲🇰✅ Done deal, Eljif Elmas hat den Medical bestanden, alle Dokumente sind unterschrieben. Der Transfer ist durch.
— Philipp Hinze (@philipphinze24) January 30, 2025
Leihe bis Saisonende, Turin übernimmt das gesamte Gehalt, Kaufoption ~ 18 Mio €. @SkySportDE https://t.co/teRcN3n1uz
Dreisatz des Spiels
Ein Satz mit X, das war wohl nix! Ein paar Vorschusslorbeeren hinsichtlich des letzten Champions League Spiels in Graz nach dem Remis gegen Bayer Leverkusen und dem Sieg gegen Sporting Lissabon. Aber wie gewonnen so zerronnen. Viele Adjektive mit der Endung „los“ passen aktuell zur sportlichen Lage: ideenlos, einfallslos, konzeptlos, torlos, mutlos, emotionslos, kritiklos, tatenlos, risikolos, zahnlos. Dies gilt für alle Bereiche bei den Profis von RB Leipzig, von der sportlichen Führung angefangen, über den Standardtrainer bis zum Spieler selbst. Am Ende angelangt ist der geneigte RB-Fan einfach nur noch „sprachlos“.
Gegen Sturm Graz offenbarte unser Team allseits bekannte Schwächen, die uns, beginnend von der Saisonvorbereitung, über die gesamte Saison hinweg, bis zum hiesigen Duell in Klagenfurt stets begleitet haben. Fortschritt: Fehlanzeige. Entwicklung: Fehlanzeige. Sturm Graz, Marktwert 68 Mill., besiegt das zahnlose RB Leipzig, Marktwert 520 Mill., mit 1:0. Das Gesicht von Marco Rose wirkt langsam bleich. Verständlich, da die Ergebnisse nicht mehr stimmen. Aber das, was das Team in dieser Saison auf dem Platz bringt, ist nur noch Mittelmaß. 68% zu 76% Passquote (Quelle: Kicker) sagt alles über dieses Spiel aus, dessen Niveau nichts in der Königsklasse verloren hat.
Mit sieben Niederlagen aus acht Partien in Europas höchster Spielklasse ist man leider krachend gescheitert. Auch wenn teils starke Gegner wie Liverpool, Atletico Madrid, Inter Mailand und Aston Villa, die zu den besten Achtplatzierten gehören, auf uns warteten, zeigte das Team stets auch Phasen von Unvermögen, Unreife und Fehlern. Es ist einerseits ein Aderlass der letzten Jahre von ganz oben herab, dessen Endergebnis sich zunehmend manifestiert und aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Andererseits fehlt es dem Team komplett an einer Spielidee, wie ich mit Ball auch ohne individuelle Stärke den Gegner ordentlich bespielen kann, sich Torchancen herauszuarbeiten, offensiv eine Spielkultur zu kreieren, die einst ein Julian Nagelsmann implementieren konnte. So aber verliert man nach dieser Champions League Saison international wie auch national an Ansehen. Das jahrelang aufgebaute Kartenhaus fällt aktuell in seine Einzelteile zusammen. Nicht zuletzt auch ein RB Salzburg, ein früher funktionierendes Netz, dessen Quelle nun ebenso versiegt ist.
8 Spiele. 7 Niederlagen. 15 Gegentoren. Im Schnitt 2 Gegentore pro Partie. Ein ideenloses Gekicke ohne klare Strukturen im Ballbesitz und im Offensivspiel. Völlig verdient scheidet man sang- und klanglos aus der #ChampionsLeague aus. Das ist die traurige Realität. #RBLeipzig #STURBL
— LawnballVAR (@lawnballvar.bsky.social) 29. Januar 2025 um 23:28
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Aufgefallen
1) Standard-Gegentreffer – Altes Leid, neues Leid. Der Gegner hat nur drei Eckbälle, macht aber aus dieser Möglichkeit ein Tor. Wir haben die dreifache Anzahl, bleiben aber ungefährlich. Verheerend dabei unser Abwehrverhalten, welches größtenteils ballorientiert und zu passiv ist. Keiner stört vor dem kurzen Pfosten und keiner am langen Pfosten einen freistehenden Gegenspieler, so dass das Tor ungehindert fallen kann. Ein Amateurverhalten, welches seinesgleichen sucht. Die Blicke seien vorab schon mal nach Berlin gerichtet, wenn Union genau diese Stärke im Bundesligaduell mit hohen Bällen herauszuspielen versucht.
2) Vandevoordt-Serie reißt – nach fünf erfolgreichen Einsätzen in dieser Saison war es dann schließlich auch um ihn geschehen. Im sechsten Einsatz trug er aber nicht die Schuld, dass das Spiel verloren ging. Gegen die Kopfballverlängerung, die immer schwer für den Torhüter zu verteidigen ist, war er größtenteils machtlos. Trotzdem sind die Einsätze für ihn eine Bereicherung in Anbetracht seiner sportlichen Zukunft bei uns, den zwölf Jahre älteren Péter Gulácsi zu vertreten.
Haha! In einem Kick auf #Landespokal-Niveau Eckbälle wie ein Oberligist verteidigen - kann man machen, ist aber halt peinlich. #ChampionsLeague #STURBL
— Irish Star (@irishstar.bsky.social) 29. Januar 2025 um 21:46
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3) mangelhafte Offensivleistung – das ist eine lange Geschichte. Null Tore in Graz, eben auch, weil größtenteils die Spielanlage unter Marco Rose es nicht weiter hergibt. Das Resümee der vorangegangenen Spielbeurteilungen kann jedes Mal neu verwendet werden und es ist einfach keine Besserung in Sicht. Keineswegs sind ein Loïs Openda, Benjamin Sesko, Xavi Simons, Antonio Nusa oder ein Christoph Baumgartner in ihrer Qualität schlechter geworden. Nein. Sie kommen einfach nicht mehr wie früher in ihre Torschusspositionen. Es gibt augenscheinlich kein spielerisches Grundgerüst, dass diese Spieler erfolgreich zusammenspielen können. Letztendlich mündet vieles dieser Akteure in Einzelaktionen und Dribblings. Von einem Spielfluss im letzten Drittel sind wir Meilen entfernt sowie gefährliche Torschüsse aus der zweiten Reihe auch nur Träume bleiben werden. Gegen die defensivstarken Unioner wird die Aufgabe noch um einiges schwerer.
4) Xaver Schlager fehlt, aber … - das darf nie als alleinige Ausrede gelten. Er hat Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sonst so von keinem anderen RB-Spieler auf seiner Position kopiert werden können. Das wiederum ist eine Kaderlücke, die von oben jahrelang nie geschlossen wurde, ähnlich wie die Position von David Raum. Gerade die so wichtige Zentrale vor der Abwehr lebt von zweikampfstarken und schnellen Spielern, und umgekehrt von schnellen Umschaltspielern, die maßgeblich am Spielaufbau beteiligt sind und ebenso torgefährlich werden können (einst wie Konrad Laimer).
5) späte, defensive Wechsel, trotz Rückstand - Wir liegen 1:0 zurück. In der 72. Spielminute kommt Castello Lukeba für El Chadaille Bitshiabu und in der 84. Minute Lukas Klostermann für Lutsharel Geertruida. Alles positionsgetreue Wechsel und nur die Defensive betreffend. Mag sein, dass dies auch der Belastungssteuerung geschuldet ist. Aber spieltaktisch gab es keine Veränderung durchs Trainerteam, wie es uns zuletzt Bochum vormachte. Nur positionsgetreue Wechsel, keine Systemveränderung, um vielleicht andere spielerische Möglichkeiten aufzugreifen und auch keine Chance für den Nachwuchs. Letzterer friert sich eher den Hintern wund. Zum Beispiel einen Viggo Gebel zu bringen, hätte Mut bedeutet. Aber wenn man schon zurückliegt und jeder sieht, dass es nach einer Veränderung im Spielfluss ruft, sollte man das Risiko wagen.
Dass du Gebel jetzt seit Monaten als Kaderauffüller ohne Einsätze durch die Welt schipperst, ist in der grandiosen Nachwuchsarbeitsgeschichte von RB ein weiterer strategischer Meilenstein.https://t.co/QMCETYQ9c6
— rotebrauseblogger (@rotebrauseblog) January 30, 2025
Wie soll es nun weitergehen nach 30 Pflichtspielen in dieser Saison? 13 Siege, 12 Niederlagen und 5 Remis sind die bisherige Bilanz aus den drei Wettbewerben Bundesliga, Pokal und Champions League. Das ist ein Schnitt von 1,47 Punkten. Was passiert in der Chefetage? Im Prinzip ist es kein Wunder, wenn ein Ralf Rangnick, Marcus Krösche oder Julian Nagelsmann den Verein verlassen mussten oder durften, die einst ein System integrierten, welches stichhaltig war. Was kam danach? Ständige Wechsel in der sportlichen Führung, begleitet von einem Wechselspiel auf den Trainerposten. Was hat das mit dem Transferbegehren auf sich gehabt und waren alle Spielerverpflichtungen der Vorgänger wirklich stimmig sowie die Abgänge von Leistungsträgern notwendig?
Was hat das mit dem Team von Marco Rose gemacht, dessen Leistungen im Laufe der drei Saisons unter ihm sich immer mehr verschlechterte, bis hin zur aktuellen Situation? Konnte ein Dani Olmo, Emil Forsberg oder Mohamed Simakan zuletzt adäquat ersetzt werden? Oder war der Aderlass um Josko Gvardiol, Christopher Nkunku, Konrad Laimer und Dominik Szoboszlai doch zu groß? Wer trägt hierfür die Verantwortung?
Ich finde, man sollte (Rangnicklike) wieder anfangen, jeden Stein in Leipzig schonungslos umzudrehen bzw wenigstens mal anzuschauen, ob’s wirklich noch passt. Auch die, die ganz unten aber insbesondere auch sportstrategisch ganz oben liegen. #RBLeipzig
— Justgroovy (@justgroovy20th) January 29, 2025
Wie lauten die Vereinsphilosophie und die Spielphilosophie? Hat sich letztere unter Marco Rose abgenutzt und die Gegner haben sich darauf eingestellt? Findet Marco Rose keine Lösungen mehr trotz der neuen Transfers, das Team besser zu machen oder ist einfach die vorhandene Qualität der Spieler nicht zu mehr fähig?
Fragen über Fragen, die es zu beantworten gilt, aber leider keine Zeit dafür verbleibt. Die Uhr dreht sich weiter. Die englische Wochen sind zwar vorbei, aber der DFB-Pokal ruft noch wie ebenso die Länderspiele. Auch nach dem historisch schlechten Champions-League-Aus bleibt vorerst kaum Zeit, um vollständig mit dem Team trainieren zu können. Es braucht erfolgreiche Automatismen, eine Handschrift, mit der man den jungen und momentan verunsicherten Spielern eine Orientierung geben kann. Die wiederum ist aktuell nicht ersichtlich. Lösungen konnten bis jetzt nicht vorgetragen werden und somit verbleiben nur noch 15 Bundesligaduelle, um das Minimalziel der Champions League Qualifikation zu erreichen.
Pressekonferenz nach dem Spiel
Fazit und Ausblick
Der neue Champions League Modus bescherte unseren Rasenball attraktive Gegner, die aber größtenteils stärker waren. Das Losglück von leichteren Gegnern blieb aus, so dass jedes Spiel ein Endspiel war, in der einerseits die Qualität den Unterschied ausmachte, aber auch andererseits das eigene Spiel erfolgreich zu gestalten nicht den gehobenen Ansprüchen und Anforderungen gerecht werden konnte.
Am Samstag geht es schon wieder weiter in der Bundesliga bei Union Berlin. Nicht gut in Erinnerung blieb das magere 0:0 im Hinspiel, indem unser Team gegen den tiefstehenden Gegner keine Lösungen fand und dabei knapp 8 Kilometer weniger lief als die Köpenicker. Nach 19 Bundesligaspielen steht Union Berlin mehr denn je mit dem Rücken zur Wand und gewann nur ein Spiel aus den letzten elf Partien bei gleichzeitig 9 Niederlagen und einem Remis. Auch Neutrainer Steffen Baumgart konnte bisher noch nicht das Ruder herum reißen. Trotzdem sind die Berliner daheim mit ihren lautstarken Fans eine große Hürde. Lediglich zwei Heimniederlagen aus neun Spielen bei nur 9 Gegentreffer offenbaren die Schwere der Aufgabe für unsere Leipziger Rasenballer.
Interessant auch der Fakt, dass Union Berlin in der Bundesliga das drittbeste Team ist bei den zu erwartenden Gegentreffern (xGA=1,4) und das Team von Marco Rose hingegen die drittschlechteste Mannschaft mit ~2,0 xGA. Aus den letzten 11 Bundesligaspielen sammelten die Roten Bullen nur 12 Punkte. Das ist ein magerer Schnitt von 1,09 Punkten, so schlecht wie noch nie unter Trainer Marco Rose. Aktuell finden sich viele Teams im Schneckenrennen um den einzig verbliebenen vierten Champions League Platz, denn Bayern, Leverkusen und die Frankfurter scheinen schon enteilt zu sein. Nach nur zwei Pünktchen aus den ersten zwei Rückrundenspielen in der Bundesliga hat man schon vier Zähler weniger erreicht im Vergleich zur Hinrunde. Nur ein Sieg bei Union Berlin bringt unsere Rasenballer auf die richtige Spur. In Anbetracht der englischen Wochen wird die Aufgabe nicht einfacher und eine enorm konditionelle wie auch mentale Belastung in Berlin darstellen. Wir sind gespannt und drücken die Daumen!
Ein Fünkchen Hoffnung keimt mit der Meldung über Xavi’s Verbleib in Leipzig. Mit der festen Verpflichtung des offensiven Ausnahmespielers zeigt man zumindest die Richtung vor, wohin die Reise gehen soll. Aber sie hängt wohl an einem dünnen Faden, der untrennbar mit der erneuten Champions League Qualifikation verknüpft ist. Bei einem Scheitern wäre ein Weiterverkauf eines Leistungsträgers wie ihn wohl unvermeidlich.
🚨 BREAKING: Xavi is making a permanent move to Leipzig! Contract until 2027. Transfer fee: 50 million euros + bonus payments. Almost a done deal! In the absolute maximum case, the transfer fee can rise to €80m with bonus payments, as Bild first reported. @SkySportDE pic.twitter.com/TCOnoqESwn
— Philipp Hinze (@philipphinze24) January 30, 2025
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – UEFA – FotMob – fbref
Statistik
Sturm Graz: Scherpen - Malic, Geyrhofer, Wüthrich, Lavalee - Gorenc Stankovic (86. Hierländer), Chukwuani, Yalcouyé, Kiteishvili, Böving (94. Zvonarek) - Jatta (74. Camara)
Bank: Bignetti (Tor), Khudyakov (Tor), Aiwu, Karic, Schopp, Sorg, Hödl, Horvat, Grgic
RB Leipzig: Vandevoort – Seiwald (65. Raum), Orban, Bitshiabu (72. Lukeba) – Geertruida (84. Klostermann), Haidara, Vermeeren,
Nusa – Baumgartner (65. Xavi) – Openda, Poulsen (65. Sesko)
Bank: Gulacsi (Tor), Sesko, Raum, Xavi, Klostermann, Lukeba, Koß, Voufack, Gebel
Schiedsrichter: Mykola Balakin (Ukraine)
Tore: 1:0 Malic (42.)
Torschüsse: 9 / 15
Schüsse aufs Tor: 5 / 5
expected Goals: 1,24 / 1,59
Passquote: 68% / 76%
Zweikampfquote: 41% / 59%
Ballbesitz: 40% / 60%
Laufstrecke: 115,2km / 114,0km
Fouls: 13 / 10
Ecken: 3 / 9
Abseits: 2 / 6
Gelbe Karten: Haidara (41.) / Lavalee (51.), Jatta (64.)
Zuschauer: 26.851 - davon ca. 800 RB-Fans
RBoligei (BlueSky)
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20250130-spielbericht-Graz.html
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