ENDSPIEL IM BREISGAU - WAS MAN VOM SC FÜR DIE KRISE LERNEN KANN

Freiburg - (07.03.2025) RB Leipzig steckt in einer echten Krise. Für Trainer Rose geht es im Spiel gegen den SC um alles. Bei einer erneuten Niederlage droht nicht nur die Entlassung des Cheftrainers, sondern auch das Verpassen der Champions League. Der SC Freiburg steht mit Neutrainer Schuster gut da. Es lohnt sich also einen Blick auf unseren Gegner zu werfen und die Frage zu beantworten, was RB vom SC lernen kann.


RB in der Krise
Die Stimmung am Cottaweg ist nach der 2:1 Niederlage gegen Mainz an einem Tiefpunkt. Mit nur einem Sieg aus den letzten 9 Bundesligaspielen trudeln die Leipziger weg von den wichtigen Plätzen der Königsklasse. Mit Mainz verlor man gegen einen direkten Kontrahenten in der Liga, der nach dem Sieg auf einen Champions League-Platz sprang. RB hingegen muss sich mit Platz 6 begnügen. Ein Tabellenplatz, der den Ansprüchen nicht genügen kann.
Der letzte Strohhalm. RB fliegt in ein Kurztrainingslager nach Salzburg.🇦🇹✈️ 🏔️ RB greift zum beliebten Rezept im Krisenbewältigungsmodus. Leipzig reist in Vorbereitung auf das Auswärtsspiel beim SC Freiburg ins Kurztrainingslager nach Salzburg. Mittwoch bis Freitag.
— Philipp Hinze (@philipphinze24) March 4, 2025
Anschließend geht’s nicht nochmal zurück nach Leipzig, sondern direkt nach… pic.twitter.com/47pfN6tFay
Rose vor dem Aus?
Während Schäfer nach dem Spiel in Mainz noch ein klares
Bekenntnis zum Cheftrainer Rose verweigerte, stand der Leipziger am Sonntag
wieder am Cottaweg auf dem Platz. Man will ihm das Spiel gegen den SC aus
Freiburg noch geben. Ein Zeichen des Glaubens an den Trainer? Wohl weniger.
Eine Trennung im Sommer wirkt wie ein noch nicht ausgesprochenes Gesetz. Der
Verein um Sportchef Schäfer will aber keine Interimslösung für den Rest der
Saison. Oder anders gesagt: Man hat keinen Plan B?
Kein neues Problem von Schäfer, der bereits zu Wolfsburgzeiten sehr lange an
Trainern festhielt. Zuletzt war es der glückliche Neu-Dortmunder Niko Kovac, der
trotz schlechter Ergebnisse wie ein Gefangener weiter mitgeschleift wurde.
Damals war man bis zu 8 Punkte an den Relegationsplatz herabgesackt. Es dauerte
11 sieglose Partien und Tabellenplatz 14, bis man sich von Kovac trennte. Eine
Bilanz (abgesehen vom Tabellenplatz), an der Rose auch bald schnuppern kann.
Doch auch wenn man hier Schäfer kritisieren muss, so holte der ehemalige
Wolfsburger nach Kovac einen Ralph Hasenhüttl in die Autostadt. Eine
Personalentscheidung, die sich bis heute hält und als richtig herausgestellt
hat.
Kann Rose Krise?
Auch bei unserem Cheftrainer lohnt sich ein Blick in die
Vergangenheit.
Bei Gladbach hatte Rose seine letzte große Krise. Nach anfänglicher
Fohleneuphorie über den Trainer mit der RB-DNA sorgte schlussendlich der frühe
Wechsel zur falschen Borussia für Unmut bei den Fans und im Verein. Rose verlor
nicht nur die Anhängerschaft, sondern schaffte auch mit den Gladbachern nicht
wieder den Sprung. Am Ende wurde es nur Platz 8 in der Liga mit einem
Punkteschnitt von 1,44. Auch wenn es um RB noch etwas besser aussieht, ist
Platz 8 in 'greifbarer Nähe'.
Es ist nicht so, dass Rose als RB-Trainer noch keine Ergebniskrisen hatte. Man erinnert sich an die Unentschiedenserie oder verkorkste Champions League Spiele. Dennoch wirkt es zum momentanen Zeitpunkt so, als dass Rose und sein Trainerteam sichtlich ratlos am Spielfeldrand stehen, sitzen oder lehnen, und Spieltag für Spieltag eine desolate Leistung ihrer Mannschaft (mit an-) sehen müssen.
Was kann man vom SC Freiburg lernen?
2016 stieg man zusammen in die Bundesliga auf. Für RB waren es die ersten Schritte auf dem großen Parkett, für Freiburg ein Zurückkommen an alte Wirkungsstätte. Seitdem etablierten sich beide Mannschaften als Größen im deutschen Fußball. Während es RB mit Red Bull im Rücken und Salzburg an der Seite über kluge Transfers, hohes Potenzial und eine eigene Spielidee schaffte, sich sofort im Kampf um die Champions League zu etablieren, waren es beim SC andere Tugenden, die den Erfolg bringen sollten. Auch wenn man vom finanziellen und den allgemeinen Ansprüchen in einem höheren Regal fischt, ergibt es dennoch Sinn, besonders in Zeiten wie diesen, einen Blick in den Breisgau zu wagen.
Die Siegermentalität:
Besonders zu Hause ist der SC eine Macht. Führte der SC in
einem Heimspiel, haben sie zu 100% die Siege geholt. RB ist hingegen das
negative 'Spitzenteam' in Sachen Führungen verspielen. Allein in
Auswärtsspielen, schaffte man es bei 7 Führungen nur bei 3, diese über die Zeit zu
bringen. Dreimal verlor man und einmal teilte man sich die Punkte. Auch wenn
man gegen Heidenheim Moral bewiesen hat (was gegen das formschlechteste Team
der Liga ein MUSS war), so fehlt es in Leipzig an Siegermentalität und Können.
Auch wenn man Rose noch den Turnaround zutraut, muss mehr passieren als rein taktische Umstellungen. Es muss in den Köpfen der Spieler ankommen.
Team vor Einzelleistungen:
Böse Zungen behaupten, der Erfolg in der letzten Saison ließe sich vor allem auf individuelle Leistungen zurückführen. Diese bleiben bislang aus. Xavi ist nach Verletzung und Vertrag bislang soweit von der Weltklasse entfernt, wie Guido Schäfer vom alkoholfreien Bier und auch Lois Openda kann nicht an die Leistungen vom letzten Jahr anschließen. Es scheint, als hätte ein Jahr in der Messestadt gereicht, um ihn mit der in Leipzig traditionellen Stürmerkrankheit anzustecken.
Vielmehr sind diese beiden Spieler ein Sinnbild für das gesamte Teamgefüge. Fehlende Laufbereitschaft nach hinten, Abwinken, häufiges Fallen, Gestikulieren, den Schiedsrichter beleiern, Gestikulieren und Monieren. Trotz persönlicher Krise(n) darf die Einzelleistung niemals über dem Team stehen. Auch wenn man diese beiden Spieler herauspicken kann, so hört hier die traurige Geschichte nicht auf. Verspätetes zum Abflug (nicht-) erscheinen, unnötige rote Karten. Die Liste ließe sich leider beliebig erweitern!
Der SC hingegen kommt vielmehr über das Team, Einheit und Geschlossenheit. gemeinschaftliches Arbeiten und Auftreten. Eine Krise kann man nicht im Alleingang bewältigen. Persönliche Erfolge sind nichts wert, wenn man am Ende die Champions League verpasst.
Lauf- und Zweikampfwerte:
Beim Thema Laufleistungen steht RB kurz vor dem Relegationsplatz, was für eine RB-Mannschaft ein fatales Zeichen ist. Konnte man dies in der Hinrunde noch mit der Mehrfachbelastung und dem zu kleinem Kader erklären, fehlen mittlerweile die Ausreden. Freiburg hingegen läuft RB in dieser Statistik im wahrsten Sinne des Wortes davon und belegt Platz 3. Fehlt wirklich die Fitness oder lässt sich hier wieder der eben genannte Punkt als Erklärung anführen?
Auch beim Thema Zweikämpfe hängen die Leipziger ihren Gegnern in den letzten Wochen ständig hinterher. Bedenkt man, auf welche Tugenden ein Marco Rose mit seiner Spielphilosophie setzen müsste, so lässt dieses ganz gut erklären, warum man seit Wochen keine Leistung mehr zeigt.
Freiburg verpassst einen histrischen Moment in der Bundesliga. Neun Auswärtssiege hat es bis dato noch nicht gegeben.Lange Zeit steuerten wir auf das historische Novum von neun Auswärtssiegen an einem #Bundesliga-Spieltag hin - dann kam die Nullnummer der Freiburger in Augsburg. 😢#Meme #FCBayern #BVB #SCFreiburg pic.twitter.com/LIPfbLgP7u
— ran (@ransport) March 3, 2025
Neuer Trainer, neues Glück? Julian Schuster in der Analyse
Alles sieht danach aus, dass man sich spätestens im Sommer
von Rose trennen wird. Der SC machte es vor. Auch wenn die Gründe andere waren,
so schaffte man es mit Julian Schuster, die großen Fußstapfen von Streich zu
füllen. In Sachen Beziehungen und Vereinsnähe jedoch blieb man sich treu.
Inhaltlich läuft einiges anders als noch unter Streich. Schuster lässt höher
pressen und verschiebt die Abwehrlinie weiter nach vorne, als es noch unter
Streich der Fall war. Dies zeigt sich jedoch auch in den Partien gegen die Topteams,
gegen welche man bislang damit allerdings noch erfolgslos war. Für RB ist es wichtig, dass man die
Freiburger nicht ins Pressen bringt. Besonders für Sesko und den schnellen
Openda bringt die hochstehende Verteidigung die Chance, beim Umschalten hinter
die Kette zu gelangen.
Auch wenn dies auf dem Papier erstmal nach einer Chance für RB klingt, ist der
SC seit 5 Spielen ohne Gegentor. Die Absicherung ist für Schuster (trotz
höherer Linien) das Kernstück zum Erfolg. So lässt sich häufig ein
Flügelspieler fallen und bildet mit der Verteidigung eine Fünferkette, während
auf der anderen Seite hoch angelaufen wird (besonders gelungen im Spiel gegen
Werder Bremen).
Die Verletztenlisten
Bei RB fehlen weiterhin die Verletzten Nusa, Henrichs, Schlager und Ouedraogo. Besonders die Verletzung von Schlager schmerzt den Roten Bullen sehr. Bislang hat man kein Mittel gefunden, um ihn wirklich ersetzen zu können. Auch dies wird ein Grund sein, warum RB bei den Ergebnissen, aber auch in Statistiken wie Laufleistung und Zweikampfstärke hinterherhängt. Simons und Kampl müssen aufpassen. Beide stehen zur Zeit bei vier Gelben Karten.
Beim SC fehlt neben den Langzeitverletzten Kyereh, Gulde und Ogbus wahrscheinlich auch immernoch Max Rosenfelder für die Abwehr. Dennoch kann man beim Thema Verletzung im Breisgau etwas mehr durchatmen.
Prognose für das Spiel
Gegen den SC geht es für Rose wohl diesmal wirklich um
alles. Bei einer Niederlage muss man einen Schlussstrich machen und selbst ein
Unentschieden wird nicht reichen. Auch wenn die Konkurrenz um Platz 4 selbst
keine Konstanz zeigt, darf man in Leipzig jetzt keine Punkte mehr liegenlassen,
zumal es erneut gegen einen direkten Konkurrenten geht.
Auch wenn Freiburg bislang gegen die Topteams der Liga noch punktelos ist, gehört RB
mit der momentanen Leistung nicht mehr in diese Kategorie. Tipp: Auch gegen Freiburg bleibt
man Punkt- und Torlos. Der SC gewinnt mit 2:0 und schießt Rose aus dem
Trainerstuhl.
Was läuft wo?
Radio: http://bullenfunk.fm/
TV-Übertragung: Sky Bundesliga
Quellen:
NDR, Transfermarkt.de, WhoScored, Deichstube
Alex Hell
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20250307-vorbericht-scfrbl.html
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