EIN WENIG HIMMEL UND HÖLLE GEGEN DEN BVB

Leipzig - (16.03.2025) Endlich fuhr man den zweiten Sieg der Rückrunde ein und das gegen die hier in Leipzig nicht unbegründet unbeliebten Dortmunder. Wie der Sieg zustande kam, möchte man bezogen auf zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten am liebsten verdrängen, was jedoch der Leistungen einiger Leipziger Spieler und besonders des Tormanns nicht gerecht wird, der da scheinbar am möglichen Ende seiner Amtszeit als Nummer 1 im Bullentor Rekorde brechen will.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Nach der Nullnummer in Freiburg konnten sich die Leipziger wieder auf die davor noch hängenden Schultern klopfen. Die Abwehr saß diesmal fest im Sattel, wodurch man zum 12. Mal man ohne Gegentreffer blieb. Vorne waren die Rasenballer jedoch wie so oft in der Saison mehr graue Maus als rote Bullen.
Das sollte nun gegen die Dortmunder, die innerhalb der zurückliegenden Woche in ihrem aktuellen Zustand fast unerwartet ins Viertelfinale der Champions League eingezogen sind, deutlich besser werden. Rose setzte deshalb auf die zuletzt eingespielte Variante mit 3 Innenverteidigern und zwei stürmischen Außen. In der Zentrale durfte diesmal jedoch nur Seiwald als gelernter zentraler Mittelfeldspieler auflaufen, der jeweils Unterstützung von Xavi und Baumgartner bekommen sollte.
Doch egal wer da in der Startelf stand, das Ziel war deutlich eng gesteckt. Weniger als ein Sieg hätte es an diesem Abend nicht geben dürfen.
Unsere Start-1⃣1⃣ für dieses Top-Spiel 🔥#RBLBVB #Bundesliga pic.twitter.com/2jvuZN0SO9
— RB Leipzig (@RBLeipzig) March 15, 2025
Außer mit Seiwald und Baumgartner schickte Rose das seit Wochen übliche Personal auf den Platz.
Dreisatz des Spiels
Eigentlich gibt es bei RB in dieser Spielzeit nur einen Zweisatz. Waren es gegen Mainz nur 15 tolle Leipziger Minuten, konnte das Team diesmal sogar bis zum 2:0 überzeugen und das fiel erst in Minute 3 der zweiten Halbzeit. Was danach folgte, erinnerte so sehr an das Spiel gegen Bochum, dass einem als Zuschauer wieder Angst und Bange wurde. Nachdem Xavi und Co. noch in der ersten Hälfte fahrlässig mit den eigenen Chancen umgegangen sind, ein 3:0 wäre nicht unverdient gewesen, ergab man sich in den restlichen 48 Minuten nach Opendas Tor einem Dortmunder Dauerlauf auf das Leipziger Tor. Einen dadurch nicht unverdienten Punktgewinn der Borussen verhinderten zum Glück einige wenige Bullen, die wohl vor dem Spiel etwas zu viel vom bekannten gallischen Zaubertrank genascht hatten und die Borussen vorm Tor wie Römer abprallen ließen. Zum Obelix des Abends konnte man demnach Gulacsi küren, der mit einer Glanzleistung neue europäische Topwerte setze und das dreizehnte Spiel ohne Gegentreffer in der Liga blieb.
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Neben Gulacsi glänzte auch Xavi, der noch eine Rechnung mit der Sportbild offen hatte.
Aufgefallen
1) Der Mann des Abends konnte nicht Xavi oder Openda lauten. Spiele werden nicht allein durch offensive Megastars gewonnen. Auch der ein oder andere bodenständige Ruhepol kann außergewöhnlich überzeugen, ohne dabei viel Mimik und Gestik aufzuwenden. Genau dies traf am Abendspiel gegen Dortmund auf Gulacsi zu. Der nicht nur den Sieg mit seinen Fäusten, Füßen und anderen Körperteilen rettete, sondern auch einen kleinen Rekord aufstellte. Denn bisher ist es wohl noch keinem Torhüter der 5 großen Ligen in einem Spiel gelungen, 3,5 klare Tore zu verhindern und dabei sogar ohne Gegentor zu bleiben.
MotM 💪 pic.twitter.com/zGcEkKl2HX
— Emily (@Sabine_Frieda) March 15, 2025
Die Zahlen sprechen für sich.
2) Neben dem Tormann Gulacsi fiel Baku besonders auf. Der wie schon in den Wochen zuvor Dreh- und Angelpunkt im Angriff war und sich diesmal nicht mit kleinen Fehlern ein Tor oder eine Vorlage selber verwehrte, sondern beim schönsten Lattentreffer des Abends unglücklicherweise nicht belohnt wurde. Wie wichtig Baku in dem Spiel war, ergab sich dann auch später, als Rose einen Stürmer opferte, um den Rechtsaußen nach vorne zu stellen, da er im Vergleich zu seinen neuen Mitspielern noch fit war und im Sinne der Trainervorgabe pressen konnte.
𝐑𝐢𝐝𝐥𝐞 𝐁𝐚𝐤𝐮 𝐰𝐚𝐬 𝐏𝐇𝐄𝐍𝐎𝐌𝐄𝐍𝐀𝐋 𝐯𝐬. 𝐁𝐨𝐫𝐮𝐬𝐬𝐢𝐚 𝐃𝐨𝐫𝐭𝐦𝐮𝐧𝐝!
— Emir - Scouting (@EKscouting) March 16, 2025
⏰ 90‘
▫️ 1 big chance created
▫️ 100% successful dribbles
▫️ 100% tackles won
▫️ 3 interceptions
▫️ 5 recoveries
▫️ 100% ground duels won (5/5)
Absolute lockdown performance! 🚪🔐 pic.twitter.com/HAHOOmVami
Da hat Hasenhüttl keinen alten Gebrauchtwagen übergeben.
3) Überhaupt fällt auf, wie fit Baku im Gegensatz zum alten Bestand im Team ist. Auch Gomis und Nedeljković wirkten bei ihren Kurzeinsätzen freier und austrainierter als andere Spieler und Wechsler, die mindestens seit Beginn der Saison im Kader sind. Kampl, Haidara und Lukeba waren gegen den BVB eher so müde, wie der große Rest des Teams.
In Halbzeit 2 sah es schnell danach aus, dass es dem etablierten Team weiterhin enorm an körperlicher Fitness und geistiger Frische fehlt. Die großen langen Laufwege, das hohe Pressing der ersten Hälfte und weitere Skills, die körperliche Frische benötigen, blieben plötzlich aus. Bei dem einem oder anderen änderte sich nach der Pause kaum noch die Statistik, weil man nur noch nebenher laufen konnte. Scheinbar lief RB die 120,45 km größtenteils schon vor dem Pausenpfiff.
Auch die ehemaligen Verletzten kommen nicht so richtig in Schuss. Raum und Lukeba, beide große Stützen der letzten Saison, hängen nach ihrer Rückkehr ziemlich oft und schnell in den Seilen. Deutliches Zeichen, dass der Minikader aufgrund des neuen Champions League Modus und der EM und den olympischen Spielen im Sommer eine gänzlich falsche Entscheidung war.
4) Neben der Müdigkeit ab Minute 48 war die fast schon unterirdische Gesamtpassquote eine weitere Achillesferse Leipzigs. Wie Rose treffend in der Pressekonferenz nach dem Spiel festmachte, hörten seine Jungs in Halbzeit 2 auf, Fußball zu spielen. Den ein oder anderen Konter gab es dennoch, die aber bei einer Passquote von 69 Prozent immer wieder unnötig versandeten. Schafft man nicht einmal mehr Konter auszuspielen, lässt man das Spiel immer unnötig offen, setzt nie den notwendigen Deckel drauf und beendet somit nicht das Aufbäumen des Gegners. Auch Balleroberungen im oder am eigenen Strafraum landeten grundsätzlich, ob unter oder ohne Gegnerdruck beim BVB. Das sah über weite Strecken in Halbzeit zwei so aus, als könnten die Leipziger unter Gegnerdruck keine halbwegs vernünftigen Pässe spielen. Zum großen Unglück waren die Einwechsler, außer Gomis, keine Hilfe, um das Spiel mit dem Ball zu verbessern. Wenn sogar Kampl, der regelmäßig Passquoten von 90 aufweisen kann, nur 60 Prozent seiner Bälle an den Mann bringt, ist das ein Alarmsignal.
5) Um der sehr gelungenen Arbeit des ChoreoOrgaTeams gerecht zu werden, das allein schon 33 Rollen Folien zu rund 12800 Folienschals zusammengeschnitten hat, lass ich die fleißigen Fans selbst mal zu Wort kommen und ziehe meinen Hut:
"Nach der 15 Jahre RBL Choreo wollten wir eigentlich eine Pause einlegen...dies hielt genau 1 1/2 Monate bis zu der Info das es einen Aktionsspieltag zum Thema "Vielfalt" geben soll. Ein Begriff der polarisiert und für viele mit Politik in Verbindung gebracht wird.. Vielfalt bedeutet aber soviel mehr...es steht für grundlegende menschliche und gesellschaftliche Werte wie Respekt, Toleranz und Akzeptanz... Fussball verbindet uns alle. Wir sind alle Fans, egal woher wir kommen,ob wir groß oder klein sind, dick oder dünn, arm oder reich, ob wir eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung haben oder nicht. Schnell hatten wir verschiedene Ideen im Kopf, bis jemand sagte "ich erinner mich an ein Bild von Haufen, das würde super passen.." "KAI UWE" war für die Fangemeinschaft zu jedem Spieltag ein fester Bestandteil. Micha hat mit seinen Motiven immer den Nagel auf den Kopf getroffen. So auch bei dem VielfaltsMotiv. Es passte einfach wie A.... auf Eimer, wir mussten es nehmen. Zudem war es für uns eine Herzensangelegenheit Micha zu ehren, da wir wussten das die Choreo nach seinem 1. Todestag stattfinden wird. Insgesamt haben mit Beginn der Planung, dem Vorzeichnen, Kleben, Malen, Probehängen, Aufbau und Spendensammeln mehr als 35 Leute über einen Zeitraum von 3 Monaten zusammengearbeitet. Insgesamt waren Fans aus 10 verschiedenen Fanclubs tätig..." ChoreoOrgaTeam
Tolle Choreo vor dem Spiel, welche auch an den Zeichner von KAI UWE erinnert hat. 🙌
— RB-Fans.de (@rb_fans) March 16, 2025
Danke an @Red_Campus, die @SportfreundeL & die Firebulls Leipzig sowie die Unterstützer von den Holy Bulls, dem Bulls Club, den L.E. Bulls, den Ur-Krostitzer Bullen und @RBFamilyFriends ! 👏 pic.twitter.com/LXFQ6GwP9S
Neben Gulacsi das zweite große Highlight des Abends.
Fazit
Über allen steht diesmal das Ergebnis. Der wichtige Sieg vor der Länderspielpause hat so einiges gerettet und dennoch aufgezeigt, dass die Teams "Glas halbvoll" und "Glas halbleer" jeweils beglückt werden können. Für Europa, ob staubige Königsklasse oder etwas Wildes darunter, sollten diese Saison 55 Punkte reichen, das errechnete vor kurzen eine Zeitung für Leipzigs Konkurrenten. Zudem kam man seit dem Aufstieg der Rasenballer damit immer in einen internationalen Wettbewerb. 8 Spiele stehen noch an und 24 Punkte sind zu vergeben. Für die 55 benötigt das Roseteam nach dem Spiel gegen den BVB nur noch 13 Punkte. Das ist trotz aller Widrigkeiten als Minimalziel drin. Wichtiger Faktor für den Rest der Saison könnte nun noch Schlager werden, der am Samstag schon auf der Bank saß.
Pressekonferenz
Aufarbeitung einer zweiten Hälfte, die wieder Fragen aufwirft.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat – fbref
Statistik
RB Leipzig: Gulácsi – Baku, Geertruida, Orbán (C), Bitshiabu, Raum (81. Castello Jr.) – Seiwald (81. Haidara), Baumgartner (61. Kampl) – Xavi (81. Gomis), Šeško, Openda (67. Klostermann)
Bank: Vandevoordt – Vermeeren, Schlager, Nedeljkovic
Borussia Dortmund: Kobel – Anton, Can (C), Schlotterbeck, Ryerson (72. Chukwuemeka) – Sabitzer (33. Bensebaini), Groß – Adeyemi (72. Gittens), Brandt, Beier – Guirassy
Bank: Meyer – Couto, Özcan, Reyna, Duranville, Süle
Schiedsrichter: Dr. Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Tore: 1:0 Xavi (17.), 2:0 Openda (48.)
Torschüsse: 15 / 25
Schüsse aufs Tor: 5 / 9
expected Goals: 2,56 / 4,10
Passquote: 69% / 83%
Zweikampfquote: 52% / 48%
Ballbesitz: 34% / 66%
Laufstrecke: 119,47km / 119,32km
Sprints: 278 / 251
Fouls: 14 / 10
Ecken: 3 / 12
Abseits: 3 / 1
Gelbe Karten: Raum (3), Haidara (7), Castello Jr. (2) / Can (4), Ryerson (4), Chukwuemeka (1)
Zuschauer: 47.800
*xG, ausgeschrieben expected goals meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins gegnerische Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xG-Wert anzeigt.
*xGA, ausgeschrieben expected goals against meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins eigene Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss des Gegners einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xGA-Wert anzeigt.
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