SCHIEDSRICHTER VERLETZT! SPIELABBRUCH IN DER 71. MINUTE!

Osnabrück - (10.08.2015) Das Aufeinandertreffen des RB Leipzig und des VfL Osnabrück in der ersten Runde des DFB Pokals entpuppte sich, wie erwartet, zu einem echten Fight. Was folgte kam dennoch unerwartet: ein Spielabbruch!


Wenn eine Partie dadurch endet, dass sich der zuständige Schiedsrichter gesundheitlich nicht mehr in der Lage fühlt, diese weiterzuführen, weil ihm vorher ein Zuschauer aus den Rängen einen Gegenstand an den Kopf geworfen hat, dann rücken die spielerischen Erlebnisse der vorherigen Minuten ganz schnell in den Hintergrund. Trotz oder gerade deswegen hier einige kurzfristige Worte zum sportlichen Teil des 1. Pokal-Hauptrundenspiel zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig.
Personelles: Leipzig wechselte, wie fast zu erwarten, nach dem eher ernüchternden Remis gegen Fürth auf wenigen Positionen aus. Etwas überraschend: Hierländer besetzte (wieder) die rechte Abwehrseite, wie er es auch schon in Testspielen und im ersten Saisonspiel getan hatte. Weniger überraschend: Poulsen bekam vorerst eine (Denk-)Pause, musste für Bruno weichen.
1. Halbzeit
Ständig "online" zu sein, war die ausgerufene Devise von Ralf Rangnick. Bleibt man bei dieser Metapher, so müsste in den ersten Sekunden ziemlich schlechter Empfang im Stadion geherrscht haben (das war witzigerweise wirklich der Fall...). Wie sonst ist zu erklären, dass bereits in der 24. Sekunde der Gastgeber und vermeintliche Underdog in weiß-lila in Führung gehen konnte? Einer schlechten Abwehrleistung folgt die sofortige Quittung in Form von Halil Savran. Dieser drückte mit dem ersten Angriff vom Anstoßpunkt an den Ball über die Linie und fuhr somit die Führung ein. Eine sehr verdiente, lässt man die darauf folgenden Spielminuten Revue passieren. In diesen ließen sich die Leipziger in fast allen Belangen den Schneid abkaufen, konnten gegen die vielbeinige und hochmotivierte Verteidigung des VfL Osnabrücks keinen einzigen Schuß auf das Torgehäuse von Keeper Schwäbe abgeben und mussten im Umkehrschluß in höchster Not einige brenzlige Situationen entschärfen. Die Gastgeber verstanden es gut, die Abwehr des Gegners mit einfachen Pässen auszuhebeln, nutzten die sich ihnen bietenden Chancen nicht konsequent genug.
2. Halbzeit
Aus rein sportlicher Sicht setzt die 2. Halbzeit dort an, wo die erste geendet hatte. Der VfL Osnabrück schien weiterhin den Pokalfight stärker als RB Leipzig anzunehmen. Eine starke Laufleistung und viel Forechecking machten es den Gästen unglaublich schwer, saubere Angriffe bis in den Strafraum des Gegners zu tragen. Auf der anderen Seite konnte es sich der VfL nun noch stärker erlauben, ihr Heil in schnellen und sauberen Kontern zu suchen, da Leipzig ihrer seits nun offensiv wechseln mussten, um sich eine Chance auf den sportlichen Sieg zu erhalten. Gerade die Herausnahme von Ilsanker erzeugte ein Loch in der Defensive, dass der zurückfallende Kaiser nicht schließen konnte.
Unsportlichen Verhalten und Spielabbruch
In der 71. Minute des Spiels passierte dann das, was keiner der Spielbeteiligten wollen konnte. Die ganze Energie eines solchen Pokalspiels, die sich in den vergangen Minuten durch eine tolle Stimmung im Stadion und (zum Teil auch sehr rabiate) Zweikampfführung der Spieler geäußert hatte, entlud sich auf die denkbar ungünstigste Weise. Zuest stürmte der Ersatzspieler Hohnstedt des VfL Osnabrücks, der sich zu dieser Zeit hinter dem Tor der Gastgeber und vor dessen Fantribüne warm hielt, auf den Leipziger Spieler Selke zu, um ihn nach einem missglückten Schussversuch auf denkbar unfaire Weise zu verhöhnen. Im Anschluss traf ein Wurfgeschoss den Referee Petersen, der herbeigeeilt war und die Szene aufzulösen versuchte, direkt am Kopf (Ziel war möglicherweise der nur wenige Zentimeter entfernte Selke). Konsequenz: Petersen musste das Spiel abbrechen und sich von seinen Assistenten in die Kabine helfen lassen. Schlussendlich sah er sich außer Stande, das Spiel weiter zu führen und ließ es beim Stand von 0:1 abbrechen.
Was bleibt...
Es wird sich nun vor dem DFB-Sportgericht entscheiden müssen, ob das Spiel wiederholt, die letzten 19 Minuten noch ausgespielt oder das Spiel einfach für RBL gewertet wird. Letzteres dürfte das Horrorszenario für die Spieler des VfL sein, die sich über 71. Minuten lang klasse präsentiert hatten und das Spiel sicherlich gern sportlichen entschieden hätten. Da aber das Wurfgeschoss ziemlich sicher aus dem Fanblock der Gastgeber kam, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass das Spiel auch für die Gäste aus Leipzig gewertet wird und diese ohne sportlichen Erfolg in die zweite Hauptrunde einziehen. Ein Ergebnis, dass sich irgendwo für beide Fanlager falsch anfühlen sollte. Vielleicht ist es aber gerade hinsichtlich seiner erzieherischen Wirkung gegenüber übermotivierter Ultragruppierungen und den anhaltenden Trend zu unsportlicher Gastgeber (Stichwort: Einlaufmusik) genau das Ergebnis, was die Fußballwelt gerade braucht.
Wenn ihr euch zu den möglichen Konsequenzen äußern wollt, so haben wir einen Thread im Forum und eine Startseitenumfrage geschaltet.
Statistik
VfL Osnabrück: Schwäbe – Grassi, Willers, Pisot – Ornatelli, Groß, Feldhahn, Dercho – Menga, Savran, Kandziora
RB Leipzig: Coltorti – Hierländer, Nukan (40. Klostermann), Orban, Jung – Ilsanker (46. Poulsen), Kaiser – Burno, Forsberg – Selke, Sabitzer
Tore: 1:0 Savran (1.)
Gelbe Karten: Forsberg (1), Nukan (1) / Willers, Feldhahn
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)
Zuschauer: ca. 10.000
besondere Vorkommnisse: in der 71. Minute beim Stand von 1:0 abgebrochen
Thixo
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20150810-spielbericht-osnabrueck-kurz.html