WAS MACHEN UNSERE EX-TRAINER HEUTE?

Leipzig - (30.06.2019) Tino Vogel, Tomas Oral, Peter Pacult, Alexander Zorniger, Achim Beierlorzer, Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick. Die Liste der bisherigen Trainer in zehn Jahren Vereinsgeschichte ist durchaus ansehnlich. Doch was machen die Trainer von damals heute?


Tino Vogel (01.07.2009 – 30.06.2010: 2,67 Punkte pro Spiel)
Tino Vogel übernahm 2009 den neugegründeten Verein RB Leipzig und führte die Mannschaft souverän aus der Oberliga in die Regionalliga. Den Vereinsverantwortlichen um Geschäftsführer Dieter Gudel war das allerdings nicht genug und es folgte der unrühmliche Rauswurf zum Saisonende. Danach übernahm er von 2010 bis 2011 die U19, anschließend trainierte er bis 2016 die U23. Mit dieser schaffte er zwei Aufstiege am Stück, von der Sachsenliga bis in die Regionalliga. Seit 2016 ist er Talentscout für RB Leipzig im mitteldeutschen Raum.
Im Oktober 2015 führten wir ein Interview mit Tino Vogel, welches ihr hier nachlesen könnt.
Kovac und Stevens – wenigstens einmal auf Augenhöhe mit Tino Vogel!
Tomas Oral (01.07.2010 – 30.06.2011: 1,88 Punkte pro Spiel)
Als Nachfolger für Tino Vogel kam Tomas Oral nach Leipzig, der zuvor mit dem FSV Frankfurt von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga spazierte. Trotz für Regionalliga-Verhältnisse namhafter Verstärkungen (Carsten Kammlott, 800.000 Euro; Daniel Frahn, 200.000 Euro) stellte sich der Erfolg in der Messestadt nicht ein, die Mannschaft belegte am Saisonende einen enttäuschenden vierten Platz und verfehlte damit den anvisierten Aufstieg in die 3. Liga deutlich. Immerhin gewann man im Finale des Sachsenpokals gegen den Drittligaaufsteiger Chemnitz mit 1:0 und qualifizierte sich erstmals für den DFB-Pokal. Der Vertrag wurde am Ende dennoch nicht verlängert, Oral musste nach nur einer Saison wieder gehen.
Nach dem erfolglosen Intermezzo in Leipzig trainierte er zwei Jahre den FC Ingolstadt, ging ein halbes Jahr als Co-Trainer von Magath zum FC Fulham und kehrte anschließend für 1,5 Jahre zurück zum FSV Frankfurt, um an alte Erfolge anzuknüpfen. Dies gelang nicht. Auch sein halbes Jahr als Trainer beim Karlsruher SC war wenig erfolgreich. Bereits in der Winterpause warfen die Badener Oral wegen Erfolglosigkeit raus. Seit Januar 2017 wurde es ruhig um den ehemaligen Leipziger Trainer, bis er im April diesen Jahres plötzlich als neuer Trainer des abstiegsgefährdeten Zweitligisten FC Ingolstadt vorgestellt wurde. Mit einem starken Schnitt von 2,11 Punkten pro Spiel rettete er die "Schanzer" noch auf einen Relegationsplatz, verlor aber die entscheidenden Relegationsduelle gegen Wehen-Wiesbaden. Am Saisonende einigten sich Oral und der Verein auf die Beendigung der Zusammenarbeit, seitdem ist er wieder frei verfügbar auf dem Trainermarkt.
Zwei Titel? Am Ende stand der wichtige Sachsenpokalsieg!
Peter Pacult (01.07.2011 – 03.07.2012: 2,11 Punkte pro Spiel)
Mit Wiener Schmäh und Schlitzohrigkeit sollte Pacult das schaffen, woran Oral gescheitert war: den Aufstieg in die 3. Liga. Sportdirektor Thomas Linke holte den vereinslosen Trainer, der zuvor fünf Jahre beim österreichischen Rekordmeister Rapid Wien unter Vertrag stand, an die Pleiße und stellte ihm u.a. mit Röttger, Wallner, Heidinger, C. Müller, Marcus Hoffmann und Bastian Schulz erfahrene Spieler zur Verfügung. Mit dem sensationellen 3:2 Erfolg im DFB-Pokal gegen Bundesligist Wolfsburg begann die Saison vielversprechend, doch wie Oral scheiterte Pacult am harten Viertliga-Alltag. RB Leipzig schloss die Saison hinter Holstein Kiel und dem Halleschen FC auf einem enttäuschenden Rang 3 ab.
Peter Pacult hätte vermutlich noch eine zweite Chance erhalten, wäre mit Ralf Rangnick nicht ein neuer Sportdirektor gekommen, der alles auf links drehte und als einer seiner ersten Amtshandlung Pacult entließ. "Man hat gesehen, dass ein für die Liga überdurchschnittlicher Etat nicht ausreicht. Da spielen noch andere Dinge eine Rolle", äußerte sich Rangnick etwas kryptisch zur Entlassung des Österreichers. Pacult musste allerdings nicht lange auf eine neue Trainerstelle warten und bekam im Dezember 2012 eine Anstellung bei Dynamo Dresden, wo allerdings nach einem halben Jahr schon wieder Schluss war. Es folgten anschließend verschiedene Trainerstationen bei kleineren Vereinen im osteuropäischen Ausland: Slowenien, Kroatien, Serbien, Albanien und zuletzt in Montenegro. Allesamt nicht von Erfolg gekrönt, seit Anfang Juni 2019 ist Pacult wieder auf Vereinssuche und wurde zuletzt mit Rapid Wien in Verbindung gebracht.
Ein Ende mit Tränen – auch Pacult kann die Regio nicht verlassen.
Alexander Zorniger (03.07.2012 – 11.02.2015: 2,04 Punkte pro Spiel)
Mit dem bis dato eher unbekannten Alexander Zorniger von der SG Sonnenhof Großaspach ging Ralf Rangnick ein großes Risiko ein, das sich aber auszahlen sollte. Mit jungen Spielern, belebendem Offensivspiel und modernem Pressing gelang ihm gleich in der ersten Saison der Aufstieg in Liga 3, 2014 sogar der direkte Durchmarsch in Liga 2. Trotz der Aussage, dass der Aufstieg in die Bundesliga nicht im ersten Jahr Pflicht sei, verloren die Verantwortlichen zu Beginn der Rückrunde 2015 die Geduld mit dem mittlerweile emanzipierten und teilweise sehr von sich selbst überzeugten Zorniger. Nach der 0:2 Niederlage in Aue und dem größer gewordenen Rückstand zur Spitzengruppe zog Rangnick die Reißleine und feuerte den Aufstiegshelden – offiziell hieß es: "Die Trennung erfolgte demnach in beiderseitigem Einvernehmen." Zorniger wollte zuvor von einer Trainerdiskussion nichts wissen: "Nach den zweieinhalb Jahren aktuell über einen anderen Trainer nachzudenken, da müssten wir geisteskrank sein."
Zorniger ohne Niederlage in der Regio und mit dem Triumph in Lotte.
Zur Saison 2015/2016 übernahm der Schwabe den VfB Stuttgart als Nachfolger von Huub Stevens. Nach nur zehn Punkten aus 13 Bundesligaspielen beendeten die Stuttgarter Ende November allerdings die Zusammenarbeit wieder mit ihm. 2016 folgte er einem Lockruf aus Dänemark und wurde neuer Trainer beim angeschlagenen Traditionsverein Bröndby IF, den er zurück zu alter Stärke führen sollte. Zweimal in Folge wurde er daraufhin dänischer Vizemeister und gewann 2018 sogar den Ligapokal. Trotz der Ex-Leipziger Bellot, Jung und Kaiser (zwischenzeitlich auch Kalmar) lief die Saison 2018/2019 weniger erfreulich, Bröndby entließ Zorniger im Februar 2019, als das Team auf Rang 4 rangierte und den Kontakt nach oben verloren hatte. Bislang hat er noch keinen neuen Verein gefunden.
Zweimal ist Alex' Recht! Durchmarsch Richtung Liga 2!
Achim Beierlorzer (11.12.2015 – 30.06.2015: 1,40 Punkte pro Spiel)
Nach der Entlassung von Zorniger folgte Beierlorzer als Interimstrainer, der die Saison vernünftig zu Ende bringen sollte. Er war zuvor für die U17 von RB Leipzig zuständig und galt als enger Vertrauter von Rangnick. Er beendete die Saison auf einem soliden fünften Rang, kassierte aber in seiner Zeit u.a. eine heftige 0:4 Heimpleite gegen Sandhausen, die vielen RB-Fans bis heute in Erinnerung geblieben ist. In der darauffolgenden Saison assistierte er Rangnick als Co-Trainer und trug seinen Teil dazu bei, dass die Mannschaft in die Bundesliga aufstieg. Mit der Verpflichtung von Hasenhüttl kehrte Beierlorzer zurück in den Jugendbereich und war seit 2016 Trainer der Leipziger U19 sowie Sportlicher Leiter des Leistungsbereiches im Nachwuchs ab der U16.
2017/2018 übernahm er den Trainerjob von Heiko Herrlich beim SSV Jahn Regensburg, die gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen waren. Trotz finanziell begrenzter Mittel sorgte er dafür, dass die Bayern keinerlei Abstiegssorgen hatten und in der abgelaufenen Saison sogar kurzzeitig um den Aufstieg mitspielten. Seine gute Arbeit fiel auch anderen Vereinen auf, sodass der Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln ihn zur neuen Saison verpflichtete. Es wird also 2019/2020 ein Wiedersehen mit Beierlorzer in Köln und Leipzig geben.
Als Chefcoach reichte es nicht zum Aufstieg, in Rangnicks Trainerteam aber ein wichtiger Baustein: Beierlorzer.
Ralph Hasenhüttl (01.07.2016 – 16.05.2018: 1,69 Punkte pro Spiel)
Rangnick holte zur Saison 2016/2017 Ralph Hasenhüttl vom FC Ingolstadt, mit denen er zuvor erstmals in der Vereinsgeschichte in die Bundesliga aufstieg – vor RBL und als Zweitligameister. Mit erfrischendem und begeisterndem Tempofußball gelang ihm gleich in seiner Premierensaison in Leipzig eine Serie von 13 ungeschlagenen Spielen, die erst mit einer Niederlage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Ingolstadt beendet wurde. Am Ende der Saison stand die Vizemeisterschaft und damit auch die direkte Qualifikation zur Champions-League zu Buche – ein irres Jahr mit herausragenden Leistungen auf allen Ebenen im Verein. Doch die neue Dreifachbelastung durch Liga, Pokal und Champions-League war für alle Beteiligten bei RB Leipzig Neuland und so tat man sich schwer, trotz eines jungen Kaders auf die neuen Anforderungen zu reagieren. In der Liga schwankten die Leistungen, in der Champions-League verabschiedete man sich auf Rang 3 Richtung Europa-League und im DFB-Pokal war gegen die Bayern schon in Runde 2 Schluss. Während Hasenhüttl 2018 den Fokus aufs Weiterkommen in der Europa-League legte und es bis ins Viertelfinale schaffte, wollte Rangnick die erneute CL-Qualifikation in der Liga sichern, was aufgrund der Doppelbelastung und mangelnder Kaderbreite schiefging. Zudem belasteten die ausstehenden Vertragsgespräche das Verhältnis zwischen Trainer und Sportdirektor. RB wollte den Vertrag mit Hasenhüttl bereits im Winter verlängern, doch das lehnte der Österreicher ab. Als im Frühling die sportlichen Leistungen nachließen, hatte auch RB vorerst kein Interesse mehr an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung. Am Ende wollte RB dann nicht mehr. Im Sommer 2018 zog Hasenhüttl die Konsequenzen und ließ den Vertrag in Leipzig auflösen.
Hasenhüttl und Leipzig – lange eine Erfolgsgeschichte.
Nach einem halben Jahr Pause als Trainer erfüllte er sich seinen größten Wunsch und wechselte im Dezember 2018 als Coach auf die Insel. Er unterschrieb beim abstiegsbedrohten FC Southampton und schaffte mit diesen souverän den Klassenerhalt. In England hat man den sympathischen Österreicher mittlerweile ins Herz geschlossen und ihm ein Lied gewidmet. Er selbst fühlt sich pudelwohl in der Premiere League und wird seine Erfolgsstory mit Sicherheit auch in der kommenden Saison fortsetzen.
Abschied des Publikumslieblings.
Ralf Rangnick (01.07.2015 – 30.06.2016: 1,94 Punkte pro Spiel und 09.07.2018 – 30.06.2019: 1,92 Punkte pro Spiel)
"The Brain", "Fußball-Professor", "Mastermind" – Ralf Rangnick hat in den letzten Jahren viele Spitznamen erhalten und deren Berechtigung in seiner Zeit als Verantwortlicher in Leipzig auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Rangnick hat unseren Verein geprägt, wie es kein anderer vermutlich jemals wieder machen wird. Er hat RB Leipzig eine klare Philosophie verpasst (Marketing-Sprache: RB-DNA), großartige Transfers getätigt (u.a. Keita, Forsberg, Gulacsi, Werner, Konate, Upamecano, Halstenberg, Klostermann, Demme, Kampl, Poulsen, Adams ...) und den Verein zusammen mit Oliver Mintzlaff zu einem deutschen Spitzenclub geformt. Auch wenn seine Entscheidungen gegen Zorniger und Hasenhüttl ihm damals viel Kritik brachten, er blieb steht's ruhig und überzeugte alle Skeptiker von seinem Weg. Zweimal sprang er als einjähriger Interimstrainer ein, bis seine Nachfolger Hasenhüttl (2016) und Nagelsmann (2019) einsatzbereit waren. Zweimal erreichte er dabei seine selbstgesteckten Ziele (Aufstieg in die Bundesliga 2016; erneute Qualifikation für die Champions-League 2019) und übertraf sie u.a. mit dem Finaleinzug im DFB-Pokal. Rangnick wurde viel kritisiert, hat aber stets geliefert. Eine beeindrucke Persönlichkeit, die zukünftig fehlen wird.
Zwei erfolgreiche Saisons als Trainer – am Ende wurde Ralf gar zum Kuttenträger!
Bereits im Februar 2019 soll nach einem Treffen mit Mateschitz, Mintzlaff und Rangnick festgestanden haben, dass seine Zeit als Sportdirektor im Sommer abgelaufen ist. Über die Gründe lässt sich bislang nur spekulieren. Das Tischtuch zwischen Rangnick und Mintzlaff sei zerschnitten, Rangnick als Sportdirektor würde mit Nagelsmann als Trainer nicht harmonieren, Rangnick habe im Verein keine Entscheidungsfreiheiten mehr etc. Öffentlich wurde keine der Theorien bestätigt. Doch es bleibt der fade Beigeschmack, dass Rangnick wohlmöglich abgesägt wurde oder zumindest nicht ausreichend hofiert wurde und sich nun ersatzweise um die bessere Vernetzung der Standorte New York, Brasilien und Leipzig kümmern soll. Nebenbei arbeitet er den neuen Sportdirektor Markus Krösche vom SC Paderborn ein und bleibt als Berater für RB Leipzig Ansprechpartner. Jeder, der Rangnick kennt, weiß, dass er in dieser Aufgabe keine dauerhafte Erfüllung findet. Es würde verwundern, wenn es Rangnick länger als ein Jahr auf diesem Posten aushält. Auf der letzten Pressekonferenz betonte er, dass er neuen Herausforderungen (England!) offen gegenüber stehen würde, wenn er dort Entwicklungspotenzial sieht und man ihm Entscheidungsfreiheit garantieren würde. Bis es so weit ist, haben hoffentlich die Bauarbeiten an einem Denkmal in der Nähe des Stadions für Ralf Rangnick begonnen. Vielleicht benennen sie auch den Stadionvorplatz nach ihm oder eine der angrenzenden Straßen. Verdient hätte er es allemal.
Wacht nun von weiter oben über sein Kunstwerk – Ralf Rangnick.
Rojiblanco
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