WEITERHIN PUNKTLOS IN DER CHAMPIONS LEAGUE

Leipzig - (24.10.2024) Erneut ohne Punkte in der Champions League. Eine knappe Niederlage, die sich aber weiterhin gut ins Gesamtbild der vergangenen Spiele einreiht. In der ausverkauften RB-Arena begann unsere Elf stark, wurde aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Auf höchster europäischer Spielebene fehlt unserem Team noch die Reife.


Endlich wieder eine europäische Top-Mannschaft im eigenen Stadion und ebenso wieder die Champions League-Hymne zu hören. Das ist eines der großen Ziele unseres noch jungen Vereins und für uns Fans Jahr für Jahr ein Geschenk. Zu Gast war dieses Mal der große FC Liverpool, aktueller Tabellenführer in der englischen Premier League und nach dem Spiel auch weiterhin ohne Punktverlust mit Aston Villa an der Tabellenspitze des größten europäischen Clubwettbewerbs. Einige Fußballliebhaber hätten sich bestimmt leichtere Gegner gewünscht und somit die Möglichkeit, mehr Punkte zu holen. Andere wiederum wünschen sich diese lukrativen Lose mit großen Namen, endlich Spiele gegen europäische Topteams live vor Ort oder am TV verfolgen zu können.
Wie der liebe Gott es so wollte, bekamen unsere Leipziger Fußballer von allen 36 Teams im neuen Ligamodus der Champions League wohl die stärksten Gegner in der Summe zugelost, oder besser gesagt, über ein Programm vom Computer so ausgespuckt. Liverpools 931 Millionen Euro Marktwert versus 518 Mio. Euro von RB Leipzig hieß es an diesem Abend, was sich dann letztendlich auch im Endergebnis widerspiegelte. Die erneute Niederlage ist keinesfalls zu leugnen. Auch dieses Mal hatten unsere Leipziger Rasenballer wieder die Chance, ein großes Team zu ärgern und zu zeigen, dass man sich mit ihnen erfolgreich messen kann. Denn auch in der Vergangenheit konnte schon dem einen oder anderen Spitzenteam ein Bein gestellt werden, u.a. Manchester City (2:1), Real Madrid (3:2) und PSG (2:1). Diese Erfolge gelangen jedoch mit Spielern wie Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai, Joško Gvardiol, Dayot Upamecano, Ibrahima Konaté, Konrad Laimer, Dani Olmo oder Marcel Sabitzer. Diese Qualität im Kader konnte bis heute nicht ersetzt werden.
Wiedersehen mit bekannten Gesichtern – hier Dominik Szoboszlai.
Das Spiel begann gut für unser Team in den ersten 20 Minuten und es war ein Spiel auf Augenhöhe, welches sich aber leider schnell drehte, nachdem Liverpool ihre erste richtige Torchance effektiv zur Führung nutzte. Bis auf die letzte Schlussviertelstunde war es fortan ein offenkundiger Unterschied. Liverpool spielte nun gereifter, ließ besser den Ball in seinen Reihen laufen und unsere Profis hinterher laufen. Mit zunehmender Spielzeit und mit einem Rückstand wurde es dann hektischer und ungenauer im Leipziger Spiel. Oft wurden im letzten Drittel zu unpräzise gespielt oder eben die falschen Entscheidungen getroffen. Ein gewisser Unterschied, den europäische Spitzenteams für sich beanspruchen und unsere Elf noch nicht bereit dafür ist, dies umsetzen zu können.
Wie auch schon gegen Atletico Madrid und Juventus Turin liegt dieser kleine Unterschied oft in einer reiferen Spielanlage und ebenso in der Qualität der einzelnen Profis der großen Gegner, deren Unterschiedsspieler u.a. in der Abwehr kaum ein Durchkommen ermöglichen oder im Offensivbereich die sich wenig bietenden Chancen effektiv zu nutzen wissen. Eine hohe Hürde, die unsere Akteure noch nicht gerecht werden können. Mit Xavi, Nusa, Sesko und Openda haben wir junge und qualitativ hochwertige Talente im Offensivbereich, die aber ein Durchschnittsalter von 21,3 Jahren zusammen haben. Bei Liverpool ist die Offensive um Mohammed Salah um 5 Jahre älter und somit gereifter, deren Leistungsfähigkeit sich auch im Ausnutzen der Torchancen widerspiegelt. Stichwort Effizienz vor dem gegnerischen Tor!
Ursachenforschung: Worin besteht die Diskrepanz der Leistungen in der Liga und in der Champions League bei #RBLeipzig? Trainer und Führungsspieler waren recht deutlich nach dem Spiel: https://t.co/I5e1Vc9aIf #RBLLIV
— RBlive! (@rb_live) October 24, 2024
Den Finger in die Wunde gelegt - die richtigen Erkenntnisse sind oft ein guter Ansatz
Dass sich unsere Stürmer dies Mal kaum in Szene setzen bzw. ein Tor erzielen konnten, liegt aber auch am starken und geschickten Defensivverhalten der Liverpooler Spieler. Das, was die Innenverteidigung in Person von Ibrahima Konaté und Virgil van Dijk darlegten, grenzt schon an Wettbewerbsverzerrung. Es gibt derzeit wohl kaum in Europa oder auf der Welt ein besseres Innenverteidigerduo.
Die fehlenden Ergebnisse in der Königsklasse hängen natürlich stark mit den oben genannten Qualitäten zusammen. Ein Lernprozess auf diesem Niveau kann man sich nur selten stellen. Da hilft kein Training mit bekannten Größen seiner Teamkollegen oder kein Bundesligaspiel auf niedrigerem Niveau. Hier allein entscheiden Qualität und Erfahrung der Spieler, welche natürlich auch im taktischen Verbund gewinnbringend eingesetzt werden müssen. Da stellt sich natürlich wieder die Frage, wie groß und stark ist unser Kader? Reichen in einer Saison bei Dreifachbelastung 21 Feldspieler plus Länderspielbelastung?
In der Breite stehen uns nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Xaver Schlager, David Raum, Assan Ouédraogo, Nicolas Seiwald und krankheitsbedingt Lukas Klostermann nur noch 16 Feldspieler zur Verfügung. Mit dem Xavi-Ausfall bleiben nur noch 15 Profis gegen Freiburg für Marco Rose übrig, während fast alle verfügbaren Spieler auch noch englische Wochen zu meistern haben (Bundesliga, international, Pokal, Nationalmannschaft). Kein gutes Vorzeichen für die Hinrunde oder der noch lang zu spielenden Saison, zumal die schweren Bundesligaspiele und weitere in Champions League noch uns bevorstehen. In der Flexibilität sind Trainer Marco Rose die Hände gebunden. Auf der Wechselbank warten dann Spieler um André Silva, Yussuf Poulsen, Kevin Kampl, Eljif Elmas und Christoph Baumgartner oder der ein oder andere Nachwuchsspieler. Wie will man da mehrfach punkten bzw. gewinnen gegen Teams wie Inter Mailand, Aston Villa oder Sporting Lissabon, oder auch in der Bundesliga gegen Bayern, Stuttgart, Dortmund oder Frankfurt?
Da ich im #TeamGlashalbvoll bin:
— aus_LE (@aus_LE1) October 24, 2024
- Vermeeren hat Toni Kross Skills und das mit 19 Jahren
- Nusa wird unser Xavi Ersatz und besser sein, auch er 19 Jahre
- nach 2x 2:0 gegen Pool, nur 1:0 verloren, wir nähern uns (wie damals gegen Bayern) #RBLeipzig #RBLLIV
Bilanz gegen Liverpool: Nach 2x 0:2 und 1x 0:5 im Testspiel nun ein 0:1
Anderseits fällt es uns sehr schwer, den langfristigen Ausfall von David Raum zu kompensieren. Kein Spieler im Kader hat seine Fähigkeiten und Fertigkeiten, ständig über die linke Außenbahn zu agieren, mittels seiner Laufstärke, seinem Willen sowie seiner Flanken. Zumindest auf diesem hohen Niveau wurden uns arg die Grenzen gegen Liverpool aufgezeigt, dass auch kein Benjamin Henrichs oder Lutsharel Geertruida annähernd ein gleicher Backup wären.
Vielleicht wäre da taktisch eine andere Formation möglich, wie gegen Leverkusen mit El Chadaille Bitshiabu, in einer Art Dreier-/Fünferkette zu agieren, um einfach das eigene Spiel breiter zu gestalten und über die Flügel besser durchbrechen zu können. Im taktischen 4-2-2-2 agieren wir zwar defensiv sehr kompakt, aber offensiv lässt es nur wenig Spielraum, kreativer und mit Überzahl in Ballnähe zu agieren, um in Sachen Spielgestaltung mehr spielerische Lösungen zu finden.
Aufgrund des Ausfalls von Xavi besteht nun die Chance für Christoph Baumgartner und Eljif Elmas im offensiven Mittelfeld auf mehr Spielpraxis und die Möglichkeit zu zeigen, inwieweit sie den Qualitätsverlust Xavis in der Lage sind zu kompensieren. Andererseits wird generell die körperliche Belastung für alle verfügbaren Leistungsträger in den englischen Wochen immens steigen, weil kaum ein adäquater Ersatz zur Verfügung steht, so dass im Laufe der Zeit Ermüdungserscheinungen eintreten könnten.
Ein gleichzeitiger Ausfall von Xavi, Schlager & Raum ist halt schon ein ziemlicher Worst Case.
— Niklas (@gNiklas43) October 24, 2024
Für das Ziel CL sind die 17 Punkte jetzt umso wertvoller.
Mal schauen, ob dieser Worst Case vielleicht auch eine Chance ist.
Looking @ Baumgartner, Gebel und Ouedraogo.#RBLeipzig https://t.co/2pFLOwLdXx
Bester Leipziger an diesem Champions-League Abend war wohl wieder unser Rückhalt Péter Gulácsi, der sich mal wieder auszeichnen konnte. Es ist schon bewundernswert, wie er in dieser Saison seine beste Leistungsfähigkeit in seiner Karriere auf dem Platz bringt und hier insbesondere auf der Linie eine Glanzparade nach der anderen zeigt. Mit Maarten Vandevoordt im Nacken scheint er wiedererstarkt zu sein und bewahrte uns in diesem Spiel vor einer höheren Niederlage.
Am Ende bleibt das müde Fazit, dass man weiterhin null Punkte auf dem Champions-League-Konto hat und somit auf Platz 31 von 36 Teams liegt. Gegen Liverpool waren die Fans im Vorteil, die mit keinen allzu großen Erwartungen ins Spiel gegangen sind. Die Enttäuschung war demnach nicht mehr so groß. Verlieren gehört nun mal dazu und das erfährt aktuell unser Team auf höchstem Niveau. Mit Spielen wie Inter Mailand, dem derzeitigen Tabellenzweiten der italienischen Liga, wie auch Aston Villa (aktueller Tabellenführer in der Champions League und drei Spiele gewonnen) und Sporting Lissabon, die bisher mit zwei Siegen und einem Remis in die UCL gestartet sind sowie ohne Punktverlust die portugiesische Liga anführen, werden die Aufgaben nicht leichter.
Schwere Bänderverletzung bei #Xavi. Nach Sky Infos ist ein Ausfall für das restliche Jahr sehr wahrscheinlich. Operation steht im Raum, darüber wird nach Abwägungsprozessen entschieden. @SkySportDE https://t.co/OHD315RiI0
— Philipp Hinze (@philipphinze24) October 24, 2024
Ausfall bis Jahresende? Xavi Simons mit einer schweren Bänderverletzung am Boden.
Ein bitterer Beigeschmack ist die Verletzung von Xavi Simons, deren genauere Diagnose eine Bänderverletzung ergab. Ein Ausfall für mehrere Wochen oder gar Monate bedeutet somit auch für die nächste Bundesligapartie gegen den SC Freiburg ein herber Verlust. Gegen das in der Bundesliga gut auftrumpfende Freiburg wartet am Samstag schon der nächste Gegner, der ebenso mit fünf Siegen nach sieben Spielen in die neue Saison gestartet ist. Auch wenn uns dieser Gegner bisher sehr gelegen hat, fallen dies Mal die Ausfälle, die Dreifachbelastung und der zu kleine Kader mit ins Gewicht. Gegen einen ausgeruhten Gegner, der sich aktuell auf Tabellenplatz 3 in der Bundesliga befindet, steht nun die nächste Herausforderung vor der Tür. Immerhin haben die Breisgauer gegen Stuttgart gewonnen und schon gegen die Bayern gespielt.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – UEFA – FotMob – fbref
Statistik
RB Leipzig: Gulácsi – Henrichs, Castello Jr., Orbán (C), Geertruida (74. Bitshiabu) – Haidara (86. Elmas), Vermeeren (74. Kampl) – Xavi (78. Poulsen), Nusa – Šeško (74. Baumgartner), Openda
Bank: Vandevoordt – Silva, Gebel
FC Liverpool: Kelleher – van Dijk (C), Konaté, Tsimikas (74. Robertson), Alexander-Arnold (75. Gomez) – Mac Allister, Gravenberch, Szoboszlai – Gakpo, Salah (63. Luis Diaz), Darwin Nunez (74. Jones)
Bank: Jaros, Davies – Endo, Quansah, Morton, Nyoni
Schiedsrichter: Sandro Schärer (Schweiz)
Tore: 0:1 Nunez (27.)
Torschüsse: 13 / 17
Schüsse aufs Tor: 6 / 8
expected Goals: 0,77 / 2,31
Passquote: 84% / 87%
Zweikampfquote: 52% / 48%
Ballbesitz: 42% / 58%
Laufwerte: 118km / 117km
Fouls: 9 / 7
Ecken: 5 / 7
Abseits: 5 / 0
Gelbe Karten: Castello Jr., Geertruida / Mac Allister
Zuschauer: 45.228
RBoligei
Permalink:
https://www.rb-fans.de/artikel/20241024-spielbericht-liverpool.html
- Champions League
- FC Liverpool
- Heimniederlage
- Ligaphase
- Liverpool FC
- Marco Rose
- Péter Gulácsi
- Xavi Simons