VERGESSENES GLÜCKSGEFÜHL – AUSWÄRTSSIEG NACH MONATELANGER ABSTINENZ

Wolfsburg - (11.04.2025) Sie können es noch. RB Leipzig gewinnt nach vier Monaten wieder ein Auswärtsspiel. Das 3:2 aus Leipziger Sicht ist der erste Sieg seit Mitte Dezember in der Fremde. Doch auch nach diesem Spiel gibt es weiterhin Baustellen, die es zu erwähnen gilt. Ein Spielbericht.


Vor dem Spiel
Freitag, 20:30. Flutlicht. Kurze Anreise. Ein ebenfalls aktuell kriselnder Gegner. Es waren gute Voraussetzungen, mit denen RB nach Wolfsburg fuhr. Was allerdings zu diesem Zeitpunkt weder Fans noch Medien wissen: Willi Orban und David Raum sind nicht mit im Mannschaftsbus. Beide fielen mit muskulären Problemen aus. Für sie kamen Lukas Klostermann und El Chadaille Bitshiabu in die Mannschaft. Ansonsten war es dieselbe Mannschaft, wie beim 3:1 gegen Hoffenheim. Es blieb also auch beim 4.2-2-2. Auf der Gegenseite wechselte Wolfsburg-Coach Ralph Hasenhüttl auch zweimal. Vavro und Dardai spielten für Mæehle und Vranckx.

Opendas dritter Treffer im neuen Jahr.
Offener Schlagabtausch
Die Anfangsphase gehörte unter dem Strich auch RB. Einige wirklich gute Ansätze waren dabei und erste Abschlüsse u.a. von Šeško sowie Baku waren das Resultat. Doch auch Wolfsburg hatte durch Wind eine richtig gute Chance. RB machte allerdings weiter früh Druck und belohnte sich. RB kommt in einer Wolfsburger Aufbausituation gut ins Gegenpressing. Wimmer verliert den Ball an Baku. Dieser leitet den Ball schnell an Openda weiter und letzterer versenkt den Ball aus 23 Meter Distanz im Kasten von Grabara. Das erste Tor auswärts in der Liga seit vier Spielen und wichtig für das Selbstvertrauen.
In dieser Phase hatte RB den Fuß auf dem Gaspedal. Weiter ging es in der 20.Minute. Seiwald schloss an der Strafraumkante ab, der Ball wird abgefälscht und landet bei Benjamin Šeško. Dieser schiebt ein. Doch leider meldete sich Köln und das Tor wurde wegen Abseits aberkennt. Quasi direkt im Gegenzug hatte Wolfsburg eine Monster-Chance. Dardai köpfte die Flanke von Arnold an den Pfosten. Im Anschluss daran gab es den Nachschuss, der daneben ging, weil er den Ball nicht richtig trifft. Die Leipziger blieben dennoch dran und die Konsequenz daraus ist das zweite Leipziger Tor, welches quasi eine Kopie des ersten ist. Erneut ist Wolfsburg im Aufbau. Arnold rutscht weg, was Vermeeren dazu bringt, den Ball zu klauen. Er gibt Xavi den Ball, welcher mit einer schönen Einzelaktion den Ball in Strafraumnähe in dieselbe Ecke wie zuvor Openda schießt. Auch bei ihm war dies wichtig für das eigene Selbstvertrauen.
Es folgten bis zur Halbzeit weiterhin Möglichkeiten auf beiden Seiten. Doch schwache Entscheidungsfindung (z.B. Xavi spielt einen schlampigen Ball im Konter und übersieht den besser postierten Spieler oder Openda spielt ab, statt zu schießen) und erneutes Aluglück (Kaminski trifft das Lattenkreuz) belassen es bei der 2:0 Halbzeitführung aus Leipziger Sicht.
Mit der ersten gefährlichen Aktion in der zweiten Halbzeit fällt das 0:3. In einer schönen Phase des Ballbesitzes, landete der Ball bei Ridle Baku, welcher den Ball für Xavi Simons ablegte und dieser schlenzte den Ball aus 22 Metern ins Tor zum 0:3. Wolfsburg auch bei diesem Tor mitbeteiligt, weil sie keinerlei Zugriff auf die Leipziger hatten. RB war damit endgültig auf der Siegerstraße. Jubel vor dem Gästeblock inklusive.
Erster Auswärtssieg seit 4️⃣ Monaten ✅
— RB Leipzig (@RBLeipzig) April 12, 2025
Noch 5️⃣ Mal alles geben, um unser Ziel zu erreichen - alle GEMEINSAM! 💪#WOBRBL @Bundesliga_DE pic.twitter.com/seCzw3HhqY
Lőw mit mitreißender Ansprache.
Verfall in alte Muster
Nach dem 0:3 schaltete RB in den Verwaltungsmodus und wieder einmal war genau das der Moment, wo die Leipziger das Spiel Stück für Stück hergaben. Gleichzeitig gaben die Wölfe nicht auf. Sie rannten jetzt immer wieder an. Und da es ja bisher der Tag der Weitschusstore war, war es nur folgerichtig, dass es so weiterging. Kilian Fischer, Wolfsburgs Rechtsverteidiger leitete einen Angriff mit ein, den er im Doppelpass mit Kaminski mit dem 1:3 aus Wolfsburgs Sicht selbst krönte.
RB blieb weiter passiv in dieser Phase und fand bis auf ganz wenige Entlastungsangriffe fast gar nicht mehr statt. Diese wenigen Angriffe wurden dann ebenfalls durch schlechte Entscheidungsfindung schlampig oder gar nicht ausgespielt. Stattdessen rollte der nächste Wolfsburger Angriff. Arnold trieb an, ohne Gegenspieler, stattdessen mit Platz und passte den Ball zu Jonas Wind. Dieser machte den Ball fest, Bitshiabu ging nur halbgar mit dem Fuß hin, statt in den Zweikampf. Wind passte zu Mæhle. Lukeba blieb auch recht passiv und ging nicht in den Zweikampf und nach dem finalen Pass auf Skov Olsen stand es 2:3.
Auch nach dem 2:3 blieb Wolfsburg am Drücker und es herrschte die realistische Sorge vor einem Bochum 2.0. Doch nach der Großchance von Gerhardt, die Gulácsi stark parierte, holte sich RB das Spiel wieder ein bisschen zurück auf seine Seite und hatte noch zwei große Chance durch Baumgartner die ungenutzt blieben. Danach verteidigte RB das Ergebnis gut weg und holte letztlich trotz einer unter dem Strich schwachen zweiten Halbzeit nicht unverdient die drei Punkte.
Nach über 4 Monaten wieder mal ein Auswärtsspiel gewonnen. Dass ich das noch erleben darf! Aber eine Führung kann diese Mannschaft diese Saison einfach nicht ruhig verwalten. Aus einer 0:3 Führung noch einen Zittersieg gemacht... #wobRBL #RBLeipzig
— LawnballVAR (@lawnballvar.bsky.social) 11. April 2025 um 22:41
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Ein tierischer Freitag.
Fazit
Leipzigs erster Auswärtssieg nach vier Monaten war ein Wechselbad der Gefühle. 50 gute Minuten, sowie gute Pressingmomente und die individuelle Qualität reichen, um die drei Punkte mitzunehmen. Dass man danach wieder ein Spiel fast noch wegschenkt und in Sachen Passivität in alte Muster zurückfällt, muss etwas sein, woran Zsolt Lőw und das Trainerteam dringend arbeiten müssen.
Randbemerkung 1: Die zuletzt viel gescholtenen Openda und Simons belohnen sich endlich mal wieder. Beide zusammen sind mit insgesamt 34 Scorern für 72,3% der Leipziger Tore (mit-)verantwortlich. Nimmt man die 16 Scorer von Šeško noch hinzu, unterstreicht dies nur noch mehr, wie wichtig die drei für das eigene Offensivspiel sind und auch die Abhängigkeit der Tagesform dieser drei. Angesichts von nur 46 Toren und 42 Assists, den zahlreichen ungenutzten Möglichkeiten, abwechselnden Formkrisen und diversen falschen Entscheidungen, ist diese Abhängigkeit fast schon eklatant.
Randbemerkung 2: Die Jubelszenen mit Zsolt Lőw bei dem 0:1 waren schön anzusehen und spiegeln sich auch in dem wider, was man auf dem Platz sah. Openda zeigte unter Lőw wieder bessere Leistungen und hatte viele Möglichkeiten, nur das Abschlussglück fehlte. Zwar hatte er in Wolfsburg auch wieder einige unglückliche Aktionen, dennoch scheint ihm der Trainerwechsel gut zu tun und ihn aus seinem Formloch rauszuholen.

Endlich mal auswärts feiern!
Randbemerkung 3: Apropos Abschlussglück und diverse falsche Entscheidungen. Xavi Simons war in Wolfsburg endlich mal wieder der so dringend benötigte Unterschiedsspieler. Ja, auch in diesem Spiel gab es einige Entscheidungen, die nicht zu Ende gedacht oder schlecht in der Ausführung waren, allerdings hat er mit seinen zwei Toren den Weg für den Auswärtsdreier geebnet und angesichts des Endresultates waren es sehr wichtige Aktionen! Wenn man jedoch trotzdem etwas kritisieren möchte, dann wohl jedoch sein weiter vorhandener Egoismus, der manchmal gut ist, meistens aber dazu führt, dass Bälle verloren gehen und Aktionen verpuffen. Zudem fehlt er aufgrund seiner fünften gelben Karte wegen Meckerns gegen Kiel. Ärgerlich!
Randbemerkung 4: Zwei der größten Profiteure des Trainerwechsels sind allerdings Ridle Baku und Kosta Nedeljković. Während Ridle Baku durch die neue Systematik auf der halbechten Zehn offensiv aufblüht und bereits unter Lőw ein Tor und zwei Assists verbuchen kann, ist Nedeljković aktuell unumstritten auf der rechten Verteidigerposition. Dieser zahlt es mit guten Leistungen zurück und macht Werbung dafür, dass man seine Kaufoption zieht. Sollten es tatsächlich die zuletzt kolportieren zwölf Millionen sein, ist das quasi ein No-Brainer.
Randbemerkung 5: Dass man ab der 60.Minute Gegner oft wieder zurückholt, wenn das Spiel eigentlich schon entschieden ist, kann man statistisch auch sehr gut belegen und ist nicht nur ein subjektiver Eindruck. Würde ein Spiel von RB nur zwischen Minute 60 und 75 stattfinden, wäre man auf Platz 15 in der Tabelle. In keinem anderen Viertel ist man schlechter.
Randbemerkung 6: Dass Leipzig mit 48 Punkten nach 29 Spielen und nach vier Monaten ohne Auswärtssieg den Spieltag auf Platz vier abschließen darf und damit aktuell sein Minimalziel erreicht, ist aufgrund der schwachen Saisonleistung und der fehlenden Konstanz wirklich ein Treppenwitz und ein Geschenk der Liga an diese Mannschaft. Jetzt gilt es, dieses anzunehmen und in den letzten fünf Spielen die Champions League klarzumachen.
Erster Auswärtssieg nach über 4 Monaten.. 🙏 Wir reden aber nicht über das Wie. Wichtige 3 Punkte, es hat viel Spaß gemacht und die Stimmung war toll 💪 #RBLeipzig #WOBRBL
— RBoligei (@rboligei.bsky.social) 11. April 2025 um 22:39
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Gute Stimmung im Auswärtsfanblock.
Randbemerkung 7: 1.900 Fans in Wolfsburg. Unter dem Strich wohl aufgrund der Uhrzeit, der Häufigkeit der Spiele in Wolfsburg und trotz kurzer Anreise wohl leider fast das Maximum, dass man erwarten konnte. Dennoch war es nicht nur aufgrund des Ergebnisses endlich mal wieder ein richtig tolles Erlebnis. Keine Debatten um Banner, keine Zwischenfälle mit Polizei oder anderen Fans. Lediglich die enorm strengen Auflagen und Kontrollen am Einlass, sowie die weiter anhaltende Käfighaltung, die eher an einen Gefängnisbesuch, als einen Gästeblock erinnert, sind Abzüge in der B-Note. Die Stimmung im Block war aber gut bis sehr gut und das weit über den Abpfiff hinaus. Dies darf gerne öfter so sein. Danke an alle dafür!
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat – fbref
Statistik
VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer, Vavro, (71.Mæhle), Odogu – Kaminski, Arnold, Dardai (86. Tiago Tomas), Gerhardt (71. Skov Olsen) – Wimmer (86. Nmecha), Amoura, Wind
Bank: Müller – Koulierakis, Roerslav, Paredes, Vranckx
RB Leipzig: Gulácsi – Nedeljković (77. Geertruida), Klostermann, Bitshiabu, Lukeba – Baku (71. Baumgartner), Vermeeren (71. Kampl), Seiwald, Simons (85. Haïdara) – Openda (77. Poulsen), Šeško
Bank: Vandevoordt – Norbye, Voufack, Gomis
Schiedsrichter: Florian Exner (Münster)
Tore: 0:1 Openda (11.), 0:2 Simons (26.), 0:3 Simons (49.), 1:3 Fischer (58.), 2:3 Skov Olsen (75.)
Torschüsse: 18 / 16
Schüsse aufs Tor: 6 / 5
expected Goals: 1,92 / 1,35
Passquote: 81% / 83%
Zweikampfquote: 43% / 57%
Ballbesitz: 48% / 52%
Laufstrecke: 119,48km / 121,24km
Sprints: 261 / 279
Fouls: 10 / 12
Ecken: 8 / 5
Abseits: 3 / 3
Gelbe Karten: Fischer, Gerhardt / Bitshiabu, Simons, Openda
Zuschauer: 23.070
*xG, ausgeschrieben expected goals meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins gegnerische Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xG-Wert anzeigt.
*xGA, ausgeschrieben expected goals against meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins eigene Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss des Gegners einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xGA-Wert anzeigt.
Der wahre Fan
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https://www.rb-fans.de/artikel/20250411-spielbericht-wolfsburg.html
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