KÖNIGSKLASSE ADSCHÖ?

Frankfurt - (27.04.2025) Frankfurt verabschiedet Leipzig aus der kommenden Königsklasse? Sehr wahrscheinlich! Aber letztlich haben sich die Rasenballer durch diesen erneuten Tiefpunkt selbst aus dem Rennen genommen. Das denkbar schlechteste Geburtstagsgeschenk für Interimstrainer Lőw, von einer Mannschaft, die beim geringsten Hauch schon aus den Designerschuhen kippt.


Vor dem Spiel ist vor dem Spiel
Crunchtime in Frankfurt! Vier Spiele vor Saisonende geht es für Leipzig schon um alles. Im Spitzenspiel der lahmenden Verfolger von Bayern und Bayer zeigte sich: Die Luft wird dünn. Noch nie hatte Leipzig bei der SGE gewinnen können – klappt es diesmal im zehnten Anlauf? Um das zu schaffen, hätte bei RBL alles passen müssen, was zuletzt heftig knirschte: Einstellung, Physis, Passspiel, Defensive, Offensive – schlichtweg alles, was Fußball ausmacht. Doch bekamen die Herren von der Pleiße ihren Hintern hoch für Europa? Oder droht nächste Saison die trostlose Realität ohne Königsklasse?
Für diese Mammutaufgabe musste Interimstrainer Zsolt Lőw auf Orbán, Schlager, Henrichs und Gulácsi verzichten, konnte aber immerhin wieder auf Simons und Raum bauen. Die Aufstellung überraschte mit der Umstellung auf eine Dreierkette – verstärkt zu einer defensiv wirkenden Fünferkette mit sieben Spielern, die in dieser Saison bereits Defensivrollen bekleidet hatten. Offensivkraft Openda saß zunächst nur auf der Bank, Xavi übernahm erstmals die Kapitänsbinde.

Schäfer - meisterlich im enttäuscht sein.
Dreisatz des Spiels
Dass bei dieser Formation kein Offensivfeuerwerk zu erwarten war, kam wenig überraschend. Dass jedoch Frankfurts erster Konter direkt saß, zeigte: mit einem Hühnerhaufen von Defensivkräften ist es auch nicht getan. Mit mageren 0,05 Expected Goals zur Pause war von RBL nichts zu sehen, was Hoffnung gemacht hätte. Nach dem Platzverweis und dem daraus resultierenden Freistoßtor war der Drops endgültig gelutscht. Dass sich die Mannschaft danach völlig aufgab, passte erschreckend gut zur bisherigen Geschichte dieser verkorksten Saison – und zu Lőws fast schon prophetischen Warnungen auf der Pressekonferenz. Mit dieser Leistung wird RBL kommende Woche gegen die Bayern wohl übel untergehen – und hat die Champions League auch nicht verdient.

Nur selten agierte RBL so verbissen.
Aufgefallen
1) Eine Angsthasenaufstellung, wie sie im Lehrbuch steht. Schon Rose war mit ähnlichen Ideen gescheitert: vorne harmlos, hinten anfällig. Zsolt Lőw fand auf die Schwächen seines Teams ebenfalls keine Antwort, was nach den langen Monaten voller Probleme auch wenig überraschte. Schlimmer aber: Auch taktisch war die Vorstellung ein Offenbarungseid. Mehrfach wurde die hochstehende Fünferkette gnadenlos ausgekontert. Der Spielaufbau blieb eine Fehlerorgie und der Fehlerteufel Leipzigs ständiger Spielgefährte.
Schämt euch @RBLeipzig !!! Diese „Mannschaft“ tritt erneut auf als ginge es um die goldene Ananas. Keiner davon hat es auch nur im Ansatz verdient dieses Trikot nächste Saison zu tragen. Für mich ist diese Saison hier und jetzt beendet. #SGERBL #RBL pic.twitter.com/EzckMGk2Bg
— DK24RBL❤️🤍🇪🇸 (@DK24RBL) April 26, 2025
Nur ein Gegentor an der höchsten Liganiederlage vorbeigeschrammt und dabei nicht mal einen halben xG aufs Feld gebracht..
2) Besonders gravierend: die Basics. Mit sieben Spielern, die diese Saison Vierer- und Fünferketten-Erfahrung gesammelt haben, sollte man erwarten dürfen, dass wenigstens die Defensive steht. Stattdessen kassierte RBL drei Tore nach Standards, ließ sich bei Frankfurts wenigen Angriffen mehrfach vorführen – und wirkte bei jeder Ecke und jedem Freistoß wie eine Schülertruppe. Standards in Unterzahl zu verteidigen sollte möglich sein – aber nicht bei dieser Mannschaft. Bedenklich: Nach dem schnellen 2:0 und dem Platzverweis gab sich Leipzig nahezu kampflos auf. Ein Offenbarungseid in Sachen Moral.
Lukas #Klostermann
— Herr Hallmackenreuther 📯 (@Optihuber) April 26, 2025
"Ich glaube schon das wir uns gegen die drohende Niederlage gestemmt haben"
Hä? #RBL #sgeRBL
Definiere: Wahrnehmungsstörung.
3) Die Binde verlieh Xavi keinerlei Führungsqualität. Im Gegenteil: Der teuerste Leipziger wirkte wie eine reine Ich-AG. 69 Prozent Passquote – Negativrekord auf dem Feld. Kein(!) Torschuss, keine(!) Torschussvorlage, kein(!) langer Ball und keine Flanke(!), die ihr Ziel erreichte. Wo er einst zauberte, löste er diesmal nur 50 Millionen Euro in Luft auf. Dunkle Künste? Der große Xavini!
4) Nicht viel besser präsentierte sich Openda. Zugegeben: In der zweiten Halbzeit bekam er kaum noch Zuspiele. Aber vier (!) gespielte Pässe in 45 Minuten sind ein Offenbarungseid. Seine einzige nennenswerte Aktion: Das Herbeizaubern der Öffnung der Mauer beim Freistoß zum 2:0. Andere Magier laufen durch Wände – Openda(field) ist effizienzter, er lässt Hindernisse einfach verschwinden.

Stärkste Teamleistung? - Der Kreis vor dem Spielbeginn.
5) Doch nicht nur die Spitzenverdiener enttäuschten auf ganzer Linie. Lőws Worte von der PK schienen nachzuhallen bis nach Frankfurt. Wenn das Team nach zwei Fehlpässen schon "zusammenbricht", ist es nicht verwunderlich, dass nach zwei Gegentoren die Moral unterhalb der Grasnarbe zu finden ist. In dieser Verfassung gibt es keinen Halt mehr: keine schweineteure Offensive, kein strukturierter Aufbau, kein Mittelfeld, keine Defensive, von einem Plan ganz zu schweigen. Das Team wirkt klinisch tot und siecht dem Saisonende entgegen. Als Zuschauer fühlt man sich fast schon wie ein Katastrophentourist und gafft betroffen.
Wenn man seine Zeit verschwenden will, dann schaut man dieser Trümmertruppe zu. #SGERBL
— Rasenlatscher (@rasenlatscher.bsky.social) 26. April 2025 um 20:01
Über 1.200 Leipziger sind dazu sogar nach Frankfurt gereist.
6) Der Trainerwechsel? Verpufft. Wunder konnte man spät in der Saison nicht erwarten – minimale Verbesserungen bei Basics wie Standards jedoch schon. Aber auch das: Fehlanzeige. Wer immer im Sommer das Kommando übernimmt, steht vor der Herkulesaufgabe diesen Trümmerhaufen wieder aufzurichten. Wie diese Mannschaft derart kollabieren konnte und dabei sämtliche Grundlagen verlor, wird akribisch aufzuarbeiten sein. Die Saison 22/23, als RBL nur wenige Punkte hinter den Bayern Dritter und Pokalsieger wurde, sie scheint Äonen entfernt!
7) Das Spiel erinnerte fatal an die Kollaps-Wochen unter Hasenhüttl am Ende der Saison 17/18: eine zerbröselnde Mannschaft, die an einer misslungenen Umstellung auf Ballbesitz und der ungewohnten Doppelbelastung zerbrach. Damals reichte es nur zu Platz 6, der Europa League und 57 Toren – Werte, die das aktuelle Team noch unterbieten könnte. Vier Punkte aus den letzten drei Spielen? Das scheint aktuell eine optimistische Schätzung. Wo ist eigentlich Prof. Rangnick, wenn man ihn braucht?
Diese Mannschaft ist sowas von mausetot und qualitativ schlecht.
— TheFunkyTechnician (@TheFunkyTechnic) April 26, 2025
Der Dolchstoß war, dass man inkompetente Leute in Führungspositionen gesetzt hat und nun ein #Schäfer Geschäftsführer ist.
Super gemacht, #Mintzlaff und #Gomez, ihr seid die wahren Schuldigen.#rbleipzig #sgerbl
Rangnicks Weichenstellung war mit Nagelsmann und Krösche genial, der Zugführer entschied sich danach aber für ein Nebengleis.
Ausblick
Jetzt kommen die Bayern. Das Hinspiel war schon bitter – das Rückspiel könnte angesichts der Leipziger Verfassung ein Debakel werden. Wer noch an die Königsklasse glaubt, muss ein Träumer sein – oder wie offenbar einige bei RBL, den markigen Sprüchen der eigenen Social Media Abteilung vorbehaltlos vertrauen. Auch Werder und Stuttgart wird man so nicht schlagen können.
Fazit
Ernüchternd, aber nicht wirklich überraschend, das ist letztlich das Schlimmste daran. Fast 60 Prozent Ballbesitz und keine offensive Durchschlagskraft aber mehrmals ausgekontert werden, bis dann der Krug einmal zu oft zum Brunnen getragen wurde und in Form von Bitshiabu brach. Gemessen an der furchtsamen Aufstellung verlor RBL dieses "Spitzenspiel" bevor es begann und steht nun verdientermaßen nicht mehr auf einem Champions League Platz. Diesen wird Leipzig in dieser Form bis zum Saisonende auch nicht wiedersehen, da lege ich mich mal jetzt fest!
Das Ergebnis habe ich erst jetzt gesehen. Aber ich bin wirklich nicht überrascht, dass man dieses Spiel so verliert.
— Niklas (@gNiklas43) April 26, 2025
In diesem Team muss in diesem Sommer so vieles grundlegend überarbeitet werden. Die viel zu späte Entlassung von Rose darf nur der Anfang sein. #SGERBL #RBLeipzig
Bei vielen richtet sich der Blick schon auf die nächste Saison. Hoffnung für die aktuelle besteht kaum noch.
Kicker – Whoscored – Sofacore – RBL – Bundesliga – FotMob – understat – fbref
Statistik
Eintracht Frankfurt: Trapp (C) – Tuta, R. Koch, Theate (81. Amenda) - Collins (86. Chandler), Skhiri, Larsson, Brown, Knauff (73. Wahi), Bahoya (75. Höjlund) - Ekitike (81. Chaibi)
Bank: Grahl – Uzun, Nkounkou, Batshuayi
RB Leipzig: Vandevoort – Klostermann, Geertruida, Bitshiabu, Lukeba – Baku, Seiwald (86. Haidara) – Nedeljković (46. Openda), Baumgartner (54. Vermeeren) – Šeško (76. Nusa), Simons (76. Gomis)
Bank: Zingerle – Raum, Poulsen, Kampl
Schiedsrichter: Dr. Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Tore: 1:0 Knauff (21.), 2:0 Knauff (53.), 3:0 Ekitike (67.), 4:0 Koch (71.)
Torschüsse: 9 / 7
Schüsse aufs Tor: 6 / 3
expected Goals: 2,24 / 0,32
Passquote: 83% / 88%
Zweikampfquote: 56% / 44%
Ballbesitz: 46% / 54%
Laufstrecke: 114,13km / 110,14km
Sprints: 242 / 230
Fouls: 10 / 13
Ecken: 8 / 4
Abseits: 5 / 2
Gelbe Karten: Raum (3), Klostermann (3) | Collins
Rote Karten: Bitshiabu (57.)
Zuschauer: 57.000
*xG, ausgeschrieben expected goals meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins gegnerische Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xG-Wert anzeigt.
*xGA, ausgeschrieben expected goals against meint die Erwartbarkeit der abgegebenen Schüsse, den Weg ins eigene Tor zu finden, hierbei wird jeder Torschuss des Gegners einzeln bewertet, die Wahrscheinlichkeit computergesteuert berechnet und anschließend addiert. Heraus kommt ein Gesamtwert, der dann den sogenannten xGA-Wert anzeigt.
Rumpelstilzchen
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